Frischzellen für die Festspiele

Frischzellen für die Festspiele
Junge Theatermacher in Salzburg: Beim "Young Director's Projekt" darf das Publikum nicht nur mitspielen, sondern es muss.

Eine Frischzellenkur für die ehrwürdige Institution Festspiele", nennt Festspiel-Präsidentin Helga Rabl-Stadler das "Young Directors Project" (YDP). Seit zehn Jahren ermöglicht es das "Festival im Festival" jungen Theatermachern sich in Salzburg zu präsentieren. Zu den bisherigen Gewinnern zählen Regisseure wie Alvis Hermanis, David Bösch und Dries Verhoeven. Oder das Nature Theatre of Oklahoma. "Wie wollen Stars eben nicht nur engagieren, sondern machen", schmunzelt Rabl-Stadler.

Fürs Jubiläumsjahr hat sich Salzburgs Schauspielchef Thomas Oberender etwas Neues einfallen lassen. Es geht raus aus dem Theater, rein in die Stadt. Vier von den fünf Produktionen werden nicht im bisherigen Spielraum "republic" gezeigt, sondern: "Wir locken die Zuschauer weg vom Guckkasten, hinein in Räume, die die Performer für sie eingerichtet haben, um sie auf eine Theaterreise mit zu nehmen", so Oberender.

Ein Muss

Mit dem Passivschauen ist es somit auch vorbei, denn "das Publikum ist heuer integrierter Bestandteil der Vorstellungen." Oder anders ausgedrückt: Mitmachen ist nicht nur erwünscht, sondern ein absolutes Muss. Außerdem ist es heuer erstmals möglich, alle fünf Produktionen an zwei Tagen zu sehen. So bittet das dänische Künstlerkollektiv SIGNA zu seiner Performance-Installation "Das ehemalige Haus" (Premiere: 16. 8., 15 Uhr) in ein altes Haus in Maxglan, wo man gemeinsam die Tragödie des verschwundenen Bewohners erleben kann. Die Zuschauer werden eigenständig auf Spurensuche geschickt, finden Fotos, Briefe, Filme - und werden im Laufe der Geschichte mit skurrilen, erschreckenden Tatsachen konfrontiert.

Das Londoner Künstlerduo Lundahl & Seitl lädt ins Museum der Moderne Mönchsberg zu "Symphony of a Missing Room" (Premiere: 17. 8., 11 Uhr), einer "Führung" durch die Ausstellungsräume für je einen Zuschauer mit beschlossenen Augen, begleitet von einem Schauspieler und einer Stimme im Ohr.

Die belgische Gruppe Ontroerend Goed entwickelt ihr Spiel "A Game of You" (Premiere: 18. 8., 14 Uhr) in der Großen Universitätsaula. Dort wird sie einen schwarzen Kasten mit sieben Räumen aufstellen, der wenn er vorne einen Zuschauer aufnimmt, hinten einen entlässt. Sieben "Fremde" zeigen einem in den Kammern ein Stück über sich selbst. Ein Mix aus mildem Erschrecken übers eigene Spiegelbild und dem Geschmeicheltsein darüber, im Mittelpunkt zu stehen.

Die schwedischen Künstler von Post Restante geben in der Villa Karin am Rudolfskai im "The Dinner Club - Salzburg Classes" (Premiere: 19. 8., 20 Uhr) Kurse in Flirten, Gesellschaftstanz und Tischmanieren. Am Ende des Abends legt man, aufgebrezelt von den Kursleitern, bei einem Drei-Gang-Dinner die Prüfung darüber ab, ob man die Kunst des guten Umgangs zu beherrschen gelernt hat. Zweifel über den selbst auferlegten Verhaltenskodex der Festspiel-High-Snobiety sind ausdrücklich angestrebt.

Die Produktion von The TEAM findet im republic statt. In "Mission Drift" (Premiere: 20. 8., 20 Uhr) folgen die New Yorker einer niederländischen Einwandererfamilie durch die Jahrhunderte. Zwei Stunden US-Geschichte vom Pioniergeist des Wilden Westens bis zum Wall-Street-Kapitalismus.

Der Sieger wird am 24. August gekürt. Seit zehn Jahren ist Montblanc Sponsor. Zu gewinnen sind 10.000 Euro und ein extra entworfener Max Reinhardt Füller. Wieso sich der Edelfeder-Hersteller derart um junges Theater kümmert, erklärt Ingrid Roosen-Trinks, Vorstand der Montblanc Kulturstiftung: "Sie meinen, bei uns denkt man eher an Picasso-Retrospektiven oder philharmonische Konzerte? Genau das wollten wir vermeiden. Wir wollten etwas Unerwartetes, Frisches fördern."

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