Franz Sedlacek: Bizarre Gestalten, groteske Motive
Bis tief in den Bildraum reicht die Flucht der schmucklosen, mit Rundbögen verbundenen Räume. Der hagere Mann im Laborkittel, umgeben von Fläschchen und Reagenzien, führt ein wissenschaftliches Experiment durch. Eine alltägliche Szene mit düsterem Unterton.
Einerseits gelernter Chemiker, Kustos des Technischen Museums, Familienvater, angepasster Bürger, und spätestens ab 1941 auch NSDAP-Parteimitglied.
Andererseits Träumer, Exzentriker, Karikaturist und Schöpfer von Gemälden, die eben jene Janusköpfigkeit in ihren verschiedenen Aspekten dokumentieren.
Stilistisch schwankt er zwischen neuer Sachlichkeit und der Malweise jener alten Meister, von denen sich der Autodidakt sein Handwerk bei Besuchen im Kunsthistorischen Museum abgeschaut hat. Moderne Automobile kurven durch romantische Gebirgslandschaften. Aus der frühneuzeitlichen Weltlandschaft ragen Fabrikschlote auf. In einer Winterlandschaft – wie von Brueghel – tauchen Plakatwände auf. Da fühlt man sich als Zeuge eines bildintern ausgetragenen Kampfes zwischen Vergangenheitssehnsucht und Fortschrittsglaube.
Bilder der Ausstellung
Hybridwesen
Ob grotesk verformte Ausstellungsstücke der Moulagenwerkstatt, ob fantastische Tierchen in Stillleben und allegorischen Szenen wie aus Hieronymus Boschs Menagerie: Sedlacek verzerrt, überzieht. Die Gemälde lassen das Normale und das Groteske verschwimmen. Die Präsentation im dunklen Ausstellungsraum verstärkt die Wirkung der Bilder. „Sedlacek besticht durch eine ungewöhnliche und eigenständige Qualität in der Malerei der 1920er- und ’30er-Jahre“, so Direktor Wolfgang Kos. „Seine Bilder zwischen Mystery und Fantasy sind sehr einladend für Reisen in andere Welten.“
INFO Bis 21. April; 4., Karlsplatz; Di. bis So. und Fei. 10 bis 18 Uhr; www.wienmuseum.at
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