Amerikanische (Alb-)Träume in Wien

"Verflucht wie die Kennedys": Mariel Hemingway, Enkelin von Ernest Hemingway, über ihre tragische Familie in „Running from Crazy“
Filme vom "Sundance"-Filmfestival und Oscar-Preisträgerin Barbara Kopple in Wien.

Sieben Selbstmorde gab es in der Familie, vielleicht sogar mehr. Der berühmteste wurde von Ernest Hemingway verübt: Er erschoss sich 1961 in seinem Haus in Idaho. Die, die sich an diese Familientragödien erinnert, ist Mariel Hemingway, Enkelin des legendären Schriftstellers: "Man verglich unsere Familie gerne mit den Kennedys", sagt die 52-Jährige offenherzig: "Wir galten als die andere berühmte Familie, die von einem schrecklichen Fluch belastet war."

Mariel Hemingway spricht vertrauensvoll in die Kamera, hinter der sich eine Frau verbirgt, die wir im Film nie zu sehen bekommen: Es ist Barbara Kopple, Amerikas Grande Dame des Dokumentarfilms und zweifache Oscar-Preisträgerin. Mit zartbesaiteter Leichtigkeit folgt Kopple ihrer Protagonistin durch den Alltag und lässt sie aus ihrem von Depressionen geschüttelten Leben erzählen: Von den ersten Filmerfolgen mit Woody Allen in "Manhattan" (1979) bis hin zum gespannten Verhältnis zu ihrer Schwester, Supermodel und Schauspielerin Margaux Hemingway (die sich ebenfalls umbrachte).

Das innige, erschütternde Hemingway-Porträt "Running from Crazy" (2013) – Kopples jüngste Doku – wird im Wiener Filmcasino im Rahmen der Filmserie "Framing Reality: From Sundance to Vienna" (bis 3. Juli) gezeigt. In dieser von Barbara Reumüller kuratieren Schau finden unabhängige US-Arthouse-Filme (erstmals) nach Österreich, die auf dem von Robert Redford gegründeten "Sundance Filmfestival" Aufsehen erregt hatten.

Schräge Komödien über esoterische Massagetherapeutinnen ("Touchy Feely"), Midlife-Crisis-Dramen einer lesbischen Hausfrau ("Concussion") oder ein romantisches Liebeschaos mit Emily Blunt: "From Sundance to Vienna" verabreicht eine wunderbare Mischung an quirligen, unverbrauchten Filmstoffen, die unsere vom Hollywood-Mainstream vernebelten Hirne erfrischen.

Oscar-Preisträgerin

Amerikanische (Alb-)Träume in Wien
Regisseurin
Einen Höhepunkt der Reihe bildet ein Filmschwerpunkt, der sich den Arbeiten von Barbara Kopple – geboren 1946 in New York – widmet. Kopple schaffte es als einzige Filmkünstlerin, mit ihrer Doku "American Dream" (1990) alle drei Sundance-Preise gleichzeitig einzuheimsen.

"American Dream" erzählt von einem Fabriksarbeiterstreik in Minnesota, der sich gegen die Drückung des Mindestlohnes zur Wehr setzt. Doch unter der Reagan-Administration gibt es keine Gnade: Zuletzt marschiert die Nationalgarde ein und sorgt für die Wiederaufnahme der Produktion. Kopple erhielt für "American Dream" einen Oscar, wie übrigens auch für ihre erste Regiearbeit "Harlan County, U.S.A." (1976). Auch dieser Doku-Klassiker berichtete von einem erbitterten Arbeitskampf von Bergleuten in den Minen von Kentucky.

Einem heiteren Thema wendet sich "Wild Man Blues" von 1997 zu. Da folgt die Regisseurin Amerikas Stadtneurotiker Woody Allen bei einer Europatournee seiner Jazz-Band. An der Seite seiner jugendlichen Frau Soon-Yi jammerte sich Allen herrlich komisch durch so europäische Großstädte wie Wien, wo er lakonische Kommentare über Kaiserprunk und hohe Zimmerdecken ("Sehr gemütlich!") abgibt.

Barbara Kopple wird in Wien erwartet und nach den Filmvorführungen dem Publikum für Fragen zur Verfügung stehen.

Info: "Framing Reality: From Sundance to Vienna" findet bis 3. Juli im Wiener Filmcasino statt. Programm unter: www.framingreality.at

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