Analer Horror für den Kinoabend

Analer Horror für den Kinoabend
In Locarno hatte Charlotte Roches "Feuchtgebiete" Premiere. Die ersten Stimmen zum Film.

Sie „buddelt so viel Schleim wie möglich raus“. Riecht daran, schmiert ihre Körpersäfte überall hin: Helen hat ein gestörtes Verhältnis zu Hygiene, zu ihrem Körper im Allgemeinen.

Wer das Buch gelesen hat, kann sich nur schwer vorstellen, dass eine einigermaßen geschmack- und niveauvolle Verfilmung möglich ist. Schon beim Lesen hebt es einem den Magen, wenn sich die Protagonistin ihre frisch operierte Hämorrhoiden-OP-Wunde mit aller Gewalt wieder aufreißt. Diese Schockmomente bleiben einem auch hier nicht erspart und sorgen für analen Horror vom Feinsten. Doch generell ist dem deutschen Regisseur David Wnendt großes Lob auszusprechen: Statt reiner Voyeuristen-Nahrung bietet er die gelungene Psychostudie einer mit sich im Unreinen befindlichen Frau. Ein Scheidungskind, das ein minderes Selbstwertgefühl hat und Beachtung sucht.

Auch Autorin Charlotte Roche ist mit dem Film zufrieden: „Mein Vertrauen in David Wnendt und sein Team ist aufs Schönste bestätigt worden“, meinte sie in Locarno. Bei uns startet „Feuchtgebiete“ am 23. August.

Weltpremiere

Am Sonntag hatte "Feuchtgebiete" beim Filmfestival in Locarno Weltpremiere. Er wurde von den rund 3500 Zusehern mit Beifall aufgenommen. Für die FAZ ist die Verfilmung des Bestsellers von Charlotte Roche aber eine Zumutung: "Dieser Film ist (...) ein Anschlag auf die Sinne, ein Ausreizen des persönlichen Ekels. Man sollte kurz vorher lieber nichts gegessen oder getrunken haben; während des Films bleibt einem ohnehin alles im Halse stecken". Würg, denkt man sich da nach dem Lesen dieser Zeilen.

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Entzündung

Die "Feuchtgebiete"-Verfilmung von David Wnendt greift das Hauptthema der 220 Seiten langen Romanvorlage von Charlotte Roche auf. Dabei dreht sich die Geschichte dann um eine Entzündung am After, die sie sich die Hauptprotagonistin Helen Memel (Carla Juri) durch eine Verletzung bei der Intimrasur zugefügt hat.

Roches Heldin ist eine rebellisch-trotzige Göre die Mitten in der Pubertät steckt. Dass man in diesem Alter mit diversen Körperausscheidungen heftig experimentiert, gehört dann mitunter zum Provokationsprogramm. Dieses versorgt einem dann auch mit deftigen Einblicken: Tampontausch mit der besten Freundin, Finger im Popo oder Oralsexszenen.

Die freiwillige Selbstkontrolle in Deutschland hat die Filmvorschau für Zuschauer ab bereits ab zwölf Jahren freigegeben. Facebook hingegen war der Trailer etwas zu feucht. Die soziale Plattform hat den Trailer zum Film "Feuchtgebiete" gesperrt. Wegen "sexuell expliziter und aufreizender Inhalte" sei das hochgeladene Video gelöscht worden, teilte der Filmverleih Majestic am Freitag in Berlin mit.

Büstenhalter

Der Film selbst, der Ende August in die Kinos kommt, ist ab 16 Jahren freigegeben. Bei der international besetzten Pressekonferenz gab es aber einige Stimmen, die Roman und Film pauschal als "ekelhaft" klassifizierten. Charlotte Roche, die zur Premiere nach Locarno kam, sagte: "Vor Jahrzehnten haben Frauen öffentlich ihre Büstenhalter verbrannt, um die Emanzipation voranzutreiben. Das muss man leider immer mal wiederholen."

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