Peter Handke - Liebesbeziehung mit Hochs und Tiefs

Peter Handke - Liebesbeziehung mit Hochs und Tiefs
Dass Handke den wichtigsten Literaturpreis der Welt erhält, sorgt bei den heimischen Buchhändlern für große Emotionen.

30 Sekunden nachdem sie die Neuigkeiten auf Twitter gelesen hatte, griff sie zum Telefonhörer. „Ich habe sofort alles von Handke bestellt, das in Wien noch erhältlich war. Ich bin so froh, dass ich sogar noch eine der neuen Gesamtausgaben bekommen habe. Wäre dem nicht so gewesen, dann hätte ich rasch meine eigene von zuhause geholt und sie in die Auslage gestellt“, sagt Rotraut Schöberl lachend und gleichzeitig aufgeregt.

Sie ist Gründerin der Buchhandlung Leporello und hat sich nach der Verkündung auch sofort an die Neugestaltung des Schaufensters gemacht. „Die Auslage wird nun speziell für Peter Handke und Olga Tokarczuk gestaltet.“ Es sei diese starke Verbundenheit zu dem Autor, die für sie die diesjährige Vergabe des Literaturnobelpreises ganz besonders macht. „Endlich kann ich dabei so richtig mitreden, weil ich tatsächlich jedes Werk vom Gewinner gelesen habe.“

Schöberl bezeichnet ihre Beziehung zu Handke als „eine lange Liebesbeziehung mit Hochs und Tiefs“. Sie verehre den Meister, aber beim Stichwort Serbien könne sie wie viele andere auch nur den Kopf schütteln. Die Freude jedoch überwiege bei Weitem. „Ich kann mich nicht erinnern, wann ich jemals so grenzenlos freudig erregt war!“.

„Handke war Schullektüre“

Auch in Wien-Margarethen ist die Begeisterung groß. „Ich freue mich, dass jemand gewonnen hat, der sprachlich wirklich herausragend ist. Handke begleitet mich mein ganzes Leserinnen-Leben lang, ich bin jetzt 60 Jahre alt“, sagt Anna Jeller, der die gleichnamige Buchhandlung in der Margarethenstraße 35 gehört.

Handke war bei uns Schullektüre: Die Angst des Tormanns vor dem Elfmeter oder Wunschloses Unglück. Diese Werke waren schon etwas sehr Besonderes für mich. Und das sind sie heute noch“, erzählt Jeller. Was den Verkauf in ihrer Wiener Buchhandlung betrifft, so hätten sich die Handke-Leser immer recht überschaubar gezeigt. Die Nachfrage stieg lediglich an, wenn ein neues Werk erschien, „aber prinzipell verhält sich das wohl so wie bei Thomas Bernhard. Er war zu seinen Lebzeiten auch kein Bestseller.“

Wechsel nach Wien-Josefstadt. Bereits mehrere Handke-Diskussionen hat Tilman Eder hinter sich. Seit nämlich bekannt ist, dass Peter Handke den Literaturnobelpreis erhält, sieht sich der Buchhändler mit einigen kritischen Kunden konfrontiert. „Manche meinten, sie verstehen diese Entscheidung nicht, da Handke ihnen regional viel zu begrenzt erscheint. Ich selbst bin allerdings anderer Meinung“, so der Besitzer der Buchhandlung Erlkönig in der Wiener Strozzigasse. „Handke behandelt ganz viele Themen, die in der Psychologie begründet sind, wie etwa in Wunschloses Unglück. Dieses Werk könnte doch überall stattfinden“, sagt Eder.

Bei Suhrkamp – dem Haus-und-Hof-Verlag Handkes - heißt es jetzt jedenfalls „Drucken, drucken, drucken“, wie es Petra Hardt, Leiterin der Abteilung Rechte und Lizenzen des Verlags formuliert. Mehr als 70 Handke-Werke hat Suhrkamp seit 1965 verlegt. Als damals ein anderer Verlag Handkes Erstlingsroman „Die Hornissen“ ablehnt, ist es Suhrkamp, der das Manuskript zur Veröffentlichung bringt. „Wir waren stets überzeugt, dass Handke diesen wichtigen Peis verdient und trotzdem war es eine Überraschung für uns “, sagt Jonathan Landgrebe, Vorstandsvorsitzender des Verlags.

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