Elizabeth T. Spira über Hass und Buddha-Figuren

Elizabeth T. Spira blickt heute Abend auf ORF 2 vergangene Sendungen zurück.
20 Jahre "Liebesg'schichten und Heiratssachen". Heute Abend auf ORF 2.

Mit einem Herz lässt sich Elizabeth T. Spira nur ungern sehen, aber da die ORF-Fotografen jedes Jahr erneut darauf bestehen, fasst sie sich ein Plüschherz und lässt das Ganze über sich ergehen.

Schließlich kennt die 73-Jährige das Business seit 40 Jahren. Mit ihren "Liebesg’schichten und Heiratssachen" feiert Spira seit 1997 große Erfolge – nicht nur in puncto Quote. In den 192 bisher gezeigten Folgen haben sich 931 Singles vorgestellt, mehr als 250 von ihnen ihre Liebe gefunden, 44 Paare sind verheiratet und vier Babys sind daraus entstanden. Eine tolle Statistik, die noch nicht abgeschlossen ist.

Denn am 4. Juli startet die 20. Staffel der Kuppelshow auf ORF 2 (20.15 Uhr) – wie gewohnt mit einem Blick auf die Resultate der vergangenen Folgen.

Elizabeth T. Spira über Hass und Buddha-Figuren
"Ich bin nicht wichtig - Elizabeth T. Spira im Porträt", Elizabeth T. Spira gilt als die Dokumentaristin der österreichischen Seele. Sie ist die Fragende, die im Hintergrund bleibt und Menschen in den Vordergrund stellt, die sonst nicht so oft zu sehen sind. Nun ändert sich die Perspektive, denn in diesem Porträt steht Spira selbst vor der Kamera und erzählt Regisseur Robert Neumüller aus ihrem Leben.Im Bild: Elizabeth T. Spira bei einer Donaufahrt. SENDUNG: ORF2 - MO - 04.07.2016 - 21:05 UHR. - Veroeffentlichung fuer Pressezwecke honorarfrei ausschliesslich im Zusammenhang mit oben genannter Sendung oder Veranstaltung des ORF bei Urhebernennung. Foto: ORF/Wega Film/Robert Neumüller. Anderweitige Verwendung honorarpflichtig und nur nach schriftlicher Genehmigung der ORF-Fotoredaktion. Copyright: ORF, Wuerzburggasse 30, A-1136 Wien, Tel. +43-(0)1-87878-13606

KURIER: Sehr geehrte Frau Spira, in der vergangenen Woche ist Manfred Deix gestorben. Wie Sie war auch er ein Kenner der österreichischen Seele. Wie gut haben Sie einander gekannt?

Elizabeth T. Spira: Wir haben uns gut gekannt und uns gegenseitig auch sehr gemocht. Kennengelernt haben wir uns, als wir beide für das Magazin profil gearbeitet haben. Der Manfred hat gezeichnet und ich habe geschrieben. Er war damals viel mit Bernhard Paul und Gottfried Helnwein unterwegs, die zu dieser Zeit auch beim profil waren. Zum Schluss hat sich der Manfred nicht mehr gemeldet, auch auf meine SMS hat er nicht mehr reagiert. Da dürfte es ihm wohl schon sehr schlecht gegangen sein.

Was haben Sie an Manfred Deix besonders geschätzt?
Er hatte ein unglaubliches Talent, die Österreicher so zu zeichnen, wie sie sind. Sein ironischer Blick auf die Gesellschaft war einzigartig.

Nun zu Ihren Liebesg’schichten: Wird es auch eine 21. Staffel geben?
Ich bin so ein launenhaftes Wesen, daher äußere ich mich nicht dazu. Ich bin nunmehr seit 40 Jahren in der Branche tätig – nach den Alltagsgeschichten und Liebesgeschichten möchte ich auf jeden Fall noch ein paar Heimatgeschichten machen.

Worum soll es bei den Heimatgeschichten gehen?
Um den Begriff Heimat, der gerade missbraucht wird.

Elizabeth T. Spira über Hass und Buddha-Figuren
"Liebesg'schichten und Heiratssachen", "Zehn neue Folgen von Elizabeth T. Spiras unvergleichlicher Partnersuche." Sommerzeit ist "Liebesg?schichten"-Zeit: Ab Montag, dem 6. Juli 2015, wird im ORF wieder gekuppelt, was das Zeug hält! Wöchentlich stehen dann - immer um 20.15 Uhr in ORF 2 - zehn neue Folgen des unvergleichlichen ORF-Formats von Elizabeth T. Spira, das bereits in seine 19. Saison geht, auf dem Programm. Eine der neuen Episoden sowie einen Ausblick auf die gesamte neue Staffel der "Liebesg?schichten und Heiratssachen" bot der ORF gestern, am Montag, dem 29. Juni, im Rahmen der traditionellen Präsentation im Wiener Schutzhaus zur Zukunft.Im Bild: Elizabeth T. Spira. - Veroeffentlichung fuer Pressezwecke honorarfrei ausschliesslich fuer die redaktionelle Berichterstattung in Zusammenhang mit Sendungen oder Veranstaltungen des ORF. Foto: ORF/Milenko Badzic. Andere Verwendung honorarpflichtig und nur nach schriftlicher Genehmigung der ORF-Fotoredaktion. Copyright: ORF, Wuerzburggasse 30, A-1136 Wien, Tel. +43-(0)1-87878-13606
Inwiefern?
Nehmen wir ein aktuelles Beispiel: Die Engländer waren so vertrottelt, dass sie sich den Rechtspopulisten angeschlossen haben und aus der EU ausgestiegen sind. Jetzt stehen sie blöd da und keiner weiß, wie es weitergehen soll. In Österreich hat Norbert Hofer auch bereits gesagt, dass er sich eine Volksbefragung über einen EU-Austritt vorstellen kann. Es will wieder jeder sein eigener Fürst sein und denkt dabei überhaupt nicht an die Folgen für das Land und die Menschen. Diese "Wir sind wir"-Haltung greift in ganz Europa um sich. Aber ich glaube nicht, dass die Österreicher genauso stimmen würden wie die Briten.

Warum geben Menschen zunehmend Rechtspopulisten ihre Stimme?
Weil sich viele Menschen von blöden Zeitungen und Demagogen in die Irre führen lassen. Da werden Flüchtlinge wie Verbrecher behandelt. Da werden Ängste geschürt und Menschen gegeneinander aufgebracht.

Wie sehen Sie als ehemalige Migrantin die Ereignisse rund um die Flüchtlingsdebatte?
Mit einem unangenehmen Blick. Man kann sich natürlich nicht von den Flüchtlingsmassen überlaufen lassen, aber man hätte das viel besser regeln müssen – europaweit. Österreich hat sich diesbezüglich anfangs neben Deutschland, Schweden sehr korrekt verhalten. Dann gab es einen enormen Kurswechsel seitens des österreichischen Außenministers Sebastian Kurz. Es ging bei den Debatten zu dem Thema nicht mehr um Inhalte, um seriöse Lösungen, sondern nur um populistische Entscheidungen. Die ÖVP und auch Teile der SPÖ wollten die FPÖ rechts überholen. Und jetzt haben viele kein Problem mehr, braune Untertöne auszuspucken.

Stichwort Hasskultur. Wie sehr werden Sie damit im Rahmen Ihrer Arbeit konfrontiert?
Ich bin zum Glück aus dem Alter raus, um mit sexuell aufgeladenen Sprüchen attackiert zu werden. Ins Internet schaue ich nicht, somit sehe ich diverse gegen mich gerichtete Hasspostings gar nicht. Persönlich an mich gerichtete Leserbriefe bekomme ich selten. Grundsätzlich denke ich, dass die Leute, die im Internet so viel Schwachsinn von sich geben, auch gar nicht in der Lage sind, Briefe zu schreiben (lacht).

Elizabeth T. Spira über Hass und Buddha-Figuren
"Liebesg'schichten und Heiratssachen", Elizabeth T. Spira stellt Menschen auf der Suche nach neuen Beziehungen vor und begleitet sie bei der Partnersuche.Im Bild: Dani, 47-jährige Pflegehelferin aus Klagenfurt, sucht ?einen Prinzen, der keinen Drachen tötet, sondern mich noch liebt, wenn ich ein Drache bin?. Seit drei Jahren ist sie nun schon allein. Sie hatte sich mit ihrem Lebensgefährten ?auseinander gelebt?. ?Ich bin eine schnattrige Partyqueen und Showgirl und er war ein ganz Ruhiger.? Sie will die neue Beziehung vorsichtig angehen und nicht sofort zusammen ziehen, denn ?der Zauber einer neuen Liebe ist bald vorbei. Da sitzt man auf dem Sofa ? der eine gähnt, der andere furzt ? das mag ich nicht mehr so gerne.? SENDUNG: ORF2 - MO - 11.07.2016 - 20:15 UHR. - Veroeffentlichung fuer Pressezwecke honorarfrei ausschliesslich im Zusammenhang mit oben genannter Sendung oder Veranstaltung des ORF bei Urhebernennung. Foto: ORF/Wega Film/Josef Neuper. Anderweitige Verwendung honorarpflichtig und nur nach schriftlicher Genehmigung der ORF-Fotoredaktion. Copyright: ORF, Wuerzburggasse 30, A-1136 Wien, Tel. +43-(0)1-87878-13606

Sie sind eine begnadete Zuhörerin, lassen die Leute reden. Geht diese Eigenschaft heutzutage verloren?
Es ist sicher der Fall, dass in der Gesellschaft eine gewisse Hetzerei stattfindet, eine Ungeduld, Getriebenheit um sich greift, die nicht begrüßenswert ist. Man lässt die Leute nicht mehr ausreden, hört sich gegenseitig nicht mehr zu. Bei meinen Sendungen spielt seit Jahren genau das Gegenteil eine wichtige Rolle. Ich lasse die Leute reden, was immer wieder Spannendes ans Tageslicht bringt.

In der ersten Folge der 20. Ausgabe der Liebesgeschichten ist ein 92-Jähriger zu sehen. Was passiert, wenn der vor oder kurz nach der Ausstrahlung stirbt?
Ach, nächste Woche interviewe ich noch eine 96-jährige Dame. Die ist noch total fit. Aber tatsächlich ist es heuer zum ersten Mal passiert, dass eine Kandidatin, die wir für die Sendung interviewt haben, kurz danach gestorben ist. Dabei war sie nicht einmal so alt – sie war erst 70.

Welche Art von Liebe suchen Kandidaten, die über 90 Jahre alt sind?
Es würde mich wundern, wenn 90-Jährige eine Sexpartnerin suchen. Aber Zärtlichkeiten unter alten Menschen sollen vorkommen (lacht). Bei älteren Menschen geht es ums gegenseitig füreinander Dasein, ums Zuhören, dass jemand da ist, mit dem man reden kann, der mit einem fernsieht.

Elizabeth T. Spira über Hass und Buddha-Figuren
"Liebesg'schichten und Heiratssachen", Neue Folgen: Elizabeth T. Spira stellt Menschen auf der Suche nach neuen Beziehungen vor und begleitet sie bei der Partnersuche. In der ersten Ausgabe der neuen Staffel zieht sie Bilanz und berichtet über erfolgreiche "Liebesg'schichten" der Vergangenheit.Im Bild: Harald, 50-jähriger LKW-Fahrer aus dem Burgenland, wurde nach 20 Ehejahren und dem Großziehen von vier gemeinsamen Kindern von seiner Frau verlassen. Das Allein-sein war nie seins. Er sehnte sich nach einer Partnerschaft ?wo man sich gegenseitig etwas gibt?, Und siehe da, das Glück war ihm hold und er begegnete seiner Christa. ?Wir ergänzen uns so schön! Wir konzentrieren uns nur auf uns und die schönen Sachen. Wir genießen das wirklich!? Christa schwärmt: ?Kochen tut er so gut!? Auf die Frage: ?Was war der schönste Moment?? strahlt Harald: ?Alles!?. SENDUNG: ORF2 - MO - 04.07.2016 - 20:15 UHR. - Veroeffentlichung fuer Pressezwecke honorarfrei ausschliesslich im Zusammenhang mit oben genannter Sendung oder Veranstaltung des ORF bei Urhebernennung. Foto: ORF/Wega Film/Robert Neumüller. Anderweitige Verwendung honorarpflichtig und nur nach schriftlicher Genehmigung der ORF-Fotoredaktion. Copyright: ORF, Wuerzburggasse 30, A-1136 Wien, Tel. +43-(0)1-87878-13606

Würden Sie den Satz "Zeig mir wie du wohnst und ich sage dir, wer du bist" unterschreiben?
Ja und nein. Denn es gibt auch Maskeraden. Ich war in einer Wohnung, die zwar afrikanisch eingerichtet war, aber dessen Wohnungsbesitzer sich nicht mit dieser Kultur verbunden fühlte. Oder vor zwei Jahren hatte ich einen Herrn mit einem Schottenrock vor die Kamera, der aber noch niemals in Schottland war. Aber so ist es. Es steht ja mittlerweile in jeder Wohnung eine Buddha-Figur, obwohl wir in einem christlich geprägten Land leben. Viele Menschen sind unsicher, wie sie ihre Wohnung einrichten sollen. Dabei lassen sie sich von den sich ständig wechselnden Trends und von Möbelhäusern beeinflussen.

"Ich bin nicht wichtig" heißt das Porträt über Sie, das am 4. Juli auf ORF 2 zu sehen ist. Haben Sie bei der Entstehung mitgeredet?
Nein, dem Regisseur Robert Neumüller habe ich nicht dreingeredet. Ich habe mir das Porträt erst angesehen, als er damit fertig war. Ich weiß nicht, wie er es gemacht hat, aber er hat es hervorragend gemacht. Es ist ihm gelungen. Ich war ganz gerührt über mich (lacht).

TV-Tipp: Der Auftakt der 20. Staffel erfolgt heute, Montag, um 20.15 Uhr mit dem gewohnten Rückblick auf vergangene Sendungen: Wer hat die meisten Zusendungen bekommen, wer ist frisch verliebt? Danach (ab 21.05 Uhr) folgt die Doku "Ich bin nicht wichtig" - ein Porträt über Elizabeth T. Spira.

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