Elizabeth T. Spira: „Für mich ist die Einsamkeit kein Horror“

Elizabeth T. Spira: "Mit 30 hätte ich die Sendung nicht machen können"
Heute abend starten die "Liebesg'schichten". Die Fernsehmacherin will nicht so schnell damit aufhören. Warum auch?

KURIER: Wir stehen unter dem Eindruck, dass Sie aufhören wollten. Zumindest schien das in einem Interview im Frühjahr so. Sie wollen sich nun doch nicht festlegen, oder?

Elizabeth T. Spira: Ja, weil ich das sehr gerne mache. Auch für die Kollegen, denen macht es ebenfalls Spaß. Zu Haus’ hocken kann ich immer noch, wenn ich alt bin.

Sie können also schlecht Ruhe geben.

Ja, das kann schon sein. Es bringt einen zur Aktivität. Wenn ich nichts zu tun habe, fange ich an, zu verfaulen. Nachdem ich nicht sehr gesund bin – ich habe COPD („Raucherlunge“, Anm.), weil ich furchtbar viel geraucht habe – , gehe ich freiwillig nicht gerne aus dem Haus, weil es einfach unangenehm ist.

Wie geht es Ihnen mit den Quoten? Warten Sie am nächsten Tag gebannt auf die Zahlen oder ist Ihnen das egal?

Es ist natürlich zum Sport geworden. Wir wollen die meisten Zuschauer haben. Und: Wir können zumindest beleidigt sein, dass uns niemand gratuliert.

Sie entscheiden traditionell nie im Sommer, ob es noch eine Staffel geben wird. Wann müssen Sie sich festlegen?

Entweder höre ich auf im Oktober oder ich höre nicht auf. Dann ist die letzte Sendung gelaufen und ich gehe auf Urlaub und dann fangen wir wieder die nächste Staffel an. So war das seit 22 Jahren.

Ich unterstelle Ihnen einmal, dass Sie weitermachen, wenn die Zahlen gut sind.

Die Zahlen sind immer gut. Ich bin einfach erfolgreich (lacht).

Arbeiten Sie noch immer das ganze Jahr über?

Ja. Vor allem an den „Liebesg’schichten“, hin und wieder an etwas anderem, kleinem. Ich wollte unbedingt einen Film über Heimat machen. Aber da weiß ich, das ist mir zu anstrengend.

Hat Ihnen Ihr großes Arbeitspensum etwas im Privatleben gekostet, um das es Ihnen leid ist?

Nein. Ich habe einen wunderbaren Mann, der ist Schauspieler – auf den musste ich manchmal auch ziemlich lange warten, wenn er Proben oder Auftritte hatte. Wir streiten natürlich auch, aber man weiß, dass die Zeit kostbar ist und man sie nicht vertun darf.

Gibt es in dieser Art, eine Beziehung zu führen, eigentlich auch Momente der Einsamkeit?

Wenn du den ganzen Tag arbeitest, bist du froh, wenn du in eine leere Wohnung kommst, wo dich der Mann nicht unentwegt anquatscht. Für mich ist Einsamkeit kein Horror, sondern eine luxuriöse Situation.

Man sieht in Ihrer Sendung regelmäßig Menschen, die sich frisch verlieben. Wenn man in einer längeren Beziehung ist, weiß man, dass der Alltag das Herausfordernde ist.

Ich bin sehr glücklich, dass ich weggehen kann und arbeiten, sonst weiß ich nicht, ob wir noch zusammen wären. Zu viel Freizeit mit dem Partner zu verbringen, finde ich schrecklich. Man muss auch raus und andere Leute treffen. Das gilt für beide. Nachdem ich nicht zur Eifersucht neige und mein Mann auch nicht, ist das schon in Ordnung.

War Ihnen die Vermittlung von Selbstbestimmtheit und Offenheit in der Erziehung Ihrer Tochter ein Anliegen?

Sie ist ganz anders. Sie ist seit Ewigkeiten mit demselben Mann zusammen. Ich sag’ so: Bis zu einem gewissen Alter sollte man ein bisschen herumprobieren, das hat sie nicht getan.

Eine Spießerin!

(lacht) So ist jeder anders.

Elizabeth T. Spira: „Für mich ist die Einsamkeit kein Horror“

Elizabeth T. Spira mit KURIER-Redakteur Philipp Wilhelmer in ihrem Stammcafé, dem Prückel.

Die neue Staffel beginnt demnächst. Gibt es Kandidaten, die Ihnen besonders ans Herz gewachsen sind?

Ich gehe aus dem Schneideraum und lösche alles. Sonst geht es nicht. Wenn die noch in mir weiterleben …

Ist es emotional schwierig, so viele persönliche Geschichten und Schicksale zu behandeln? Sie haben auch eine hohe Verantwortung Ihren Kandidaten gegenüber, die Ihnen höchst Privates anvertrauen.

Ich kann meinen psychischen Haushalt ganz gut so gestalten, dass er mich nicht wie ein Löwe anspringt und sagt: „So, jetzt wirst du aufgefressen.“ Ich filme und wir machen Interviews, die sind manchmal fad, manchmal besser. Sogar dort, wo ich selbst sage, „das war ein Bombeninterview“, gehe ich raus und hab vergessen, was die Person mir erzählt hat.

Wann haben Sie eigentlich bemerkt, dass Sie Menschen gut öffnen können?

Ich weiß nicht. Je älter du bist, desto leichter ist es. Ich hätte die Sendung nicht machen können, als ich 30 war. Da sitzt dann eine junge Frau und fragt eine 70-Jährige, was ihr Problem ist?

Tun sich Männer und Frauen heutzutage leichter, zueinander zu finden, oder ist das Verständnis füreinander geringer geworden?

Schwieriger. Dass die Jungen nimmer ausgehen, sondern ihre Partner über das Internet suchen, halte ich für total verrückt. Wenn ich 20, 30 bin, ist das Lustige ja, dass ich ausgehe und tanze und herumflirte, was das Zeug hält. Da ist sicher irgendwo einer dabei, den ich gut leiden kann …

Ihre Kandidaten könnten doch auch auf das Feuerwehrfest oder den Ball gehen.

Ja, das stimmt. Aber ich würde selbst auch nie in eine Sendung gehen, um einen Partner zu suchen.

Das ist natürlich Geschmackssache. Was in jedem Fall auffällt: Ihre Sendung sorgt für viel Freude. Allein die Zuschriften für die Kandidaten sind emotional offenbar sehr wichtig.

Sie sind alle glücklicher nachher. Solchen Zuspruch hätten sie vorher in den meisten Fällen noch nie.

Rührt es Sie, die Paare zu sehen?

Ich freue mich darüber. Die, die Partner gefunden haben und das auch zeigen wollen, sind natürlich meistens die, über die ich mir schon von vorneherein gedacht habe, der oder die findet sicher jemanden.

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