Elastische, knackige Wesen

Presse
Chris Haring und Philipp Gehmacher: Tanzende Worte und biegsame Käsekrainer beim ImPulsTanz-Festival.

Zwei österreichische Choreografen bei ImPulsTanz: Zwei Stücke von Chris Haring und Philipp Gehmacher, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten.

Haring/Liquid Loft präsentierten am Freitag im Volkstheater „Lego Love“ mit dem zeitgenössischen Tanzensemble des Staatstheaters Kassel.

Bilder aus der örtlichen Gemäldegalerie dienten als Vorbilder für ein infernalisches Bacchanal.

Haring transferiert sie als Bausteine mit Vergangenheit meisterhaft in die Gegenwart. Entseelt bedienen sich die Akteure einer Tanzsprache aus der Scheinwelt der Models mit surrealer Betonung einzelner Körperteile samt übertriebener Posen und Dauerlächeln, wie sie in der Werbung idealisiert werden. Haring stellt diese verlogene Scheinwelt durch komische Verfremdungen bloß.

Für ImPulsTanz kreierte die Tänzerin Stephanie Cumming einen Prolog, in dem sie ihre ambivalenten Erfahrungen mit Käsekrainern schildert. Symbolisch stehen sie für die elastischen und knackigen Wesen auf der Bühne, die gleichzeitig verführen und zerstören.

KURIER-Wertung: **** von *****

Gestaltungskraft

Sperrig und tiefgründig geriet die Uraufführung von Philipp Gehmachers „Say Something: six speech acts“ am Mittwoch im Burgtheater brachte sechs Performer auf die leere Bühne. Ihre Gestaltungskraft geht diesmal weniger vom Körper aus, sondern von der (englischen) Sprache. Gehmacher setzt auf das „Sprachbild“ von Sätzen wie „Sie stand einfach da und schaute auf die überwältigende Schönheit von allem“.

Damit beginnt Claudia Bosse, schlicht und einprägsam. Neben Worten sind es Gesten und Mimik, die den persönlichen Charakter der einzelnen Sprechaktionen unterstreichen.

Wortspiele

Tim Etchells, Leiter von Forced Entertainment, wiederholt Begrüßungsformeln mit stets neuer Akzentuierung. Die New Yorker Choreografin Maria Hassabi bringt ein amüsantes Wortspiel zu „Whow“, das zur Kritik an der Medienwelt im Zeichen von Superlativen gerät.

Ergänzend sorgen Liz Santoro, der Radiokünstler Gérald Kurdian und Gehmacher für subtile Monologe, die sich am Ende zu einer Studie über Kommunikation fügen.

KURIER-Wertung: *** von *****

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