Ein "wilder Kerl" ganz anderer Art

Regisseur Marc Jago (li.) und Wilson Gonzalez Ochsenknecht
Wilson Gonzalez Ochsenknecht als Stricher im österreichischen Film.

Wenn der Name Wilson Gonzalez Ochsenknecht fällt, haben die meisten Menschen meist zwei Assoziationen: Erstens, dass Wilson Gonzalez Ochsenknecht der Sohn des deutschen Schauspielers Uwe Ochsenknecht ist. Und zweitens, dass er gemeinsam mit seinem Bruder Jimi Blue Ochsenknecht in der Fußballer-Kinderfilm-Reihe "Die wilden Kerle" spielte.

Wilson Gonzalez Ochsenknecht (25) in der Rolle eines stummen Strichjungen, der einsamen Männern auf öffentlichen Toiletten gegen Geld zur Verfügung steht, kommt da eher überraschend. In "Die blauen Stunden", einem Underground-Filmdebüt in Schwarz-Weiß von Marc Jago, verfällt Ochsenknecht einem Transgender-Callgirl.

KURIER: Was hat Sie an der Rolle gereizt?

Wilson Gonzalez Ochsenknecht: Mir hat vor allem die Idee gefallen, lange Szenen hindurch zu spielen, ohne zu sprechen, und dabei trotzdem schauspielerisch etwas zu leisten. Und dann bin ich einfach in den Dreh in Wien eingetaucht.

Wie haben Sie sich vorbereitet?

Ich kenne viele Transvestiten in Berlin und habe auch viele schwule Bekannte. Und dann kommen auch sehr viele Eigeneinflüsse dazu: Ich bin ein sehr ruhiger Mensch, höre gerne zu und beobachte auch gerne – diese Kombination hat gut gepasst. Ich konnte mich vom Charakter her gut einfühlen.

Inwiefern? Was für ein Typ ist Jean für Sie?

Er ist ein zurückhaltender Mensch, der sehr verschlossen ist und dadurch auch in seiner eigenen Blase lebt – und niemanden wirklich heran lässt.

Einem Ihrer Freier müssen Sie das Messer an die Kehle setzen ...

Manche Menschen brauchen das zur Befriedigung, und müssen sich das auf illegale Art und Weise beschaffen. Zum Spielen aber war das super und hat mir ziemlich Spaß gemacht. Da mussten wir viel mit Blut herum experimentieren ...

Empfinden Sie eine Rolle wie diese als Image-Bruch?

Nun, Filme wie "Die Wilden Kerle" mache ich ja schon lange nicht mehr. Und mein Publikum von damals ist jetzt auch älter geworden und kann sich anspruchsvollere Filme anschauen.

Sie spielen in dem neuen Film von Roland Emmerich, "Stonewall", in dem es um die Schwulenbewegung in den USA geht. Was haben Sie für eine Rolle?

Da spiele da nur eine ganz kleine Rolle: Ich bin der Besitzer einer S/M-Bar – mal etwas ganz anderes (lacht). Ich bin also ein deutscher Leder-Typ in einer Schwulenbar und befreie einen Transvestiten von einem Mafia-Boss.

Gefiel Ihnen die Arbeit bei einer Großproduktion?

Ja, aber insgesamt ist Hollywood nicht so mein Ding. Nee, ich möchte lieber in Berlin leben. Wir haben nicht so viele Regeln – und alles ist einfach angenehmer.

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