Ein Wiener als Schüler Verdis

Dirigierte an der Wiener Oper: Giuseppe Verdi, 1813–1901.
Der Meister Giuseppe Verdi war zwei Mal in Wien und dirigierte an der Wiener Oper.

Die 200. Geburtstage sowohl Verdis als auch Richard Wagners werden heuer weltweit gefeiert. Wir Österreicher können zu den tiefschürfenden Erkenntnissen über Leben und Werk der Giganten noch einen kleinen Beitrag leisten, hielten sich die beiden Musik-Großmeister doch mehrmals in Wien auf. Heute möchte ich über Giuseppe Verdis Besuche an der Donau berichten, auf Richard Wagners Aufenthalte komme ich in einer meiner nächsten Kolumnen zu sprechen.

Kaum wahrgenommen

Als Verdi im Alter von 30 Jahren zum ersten Mal in Wien war und im Theater am Kärntnertor eine Vorstellung seiner Oper „Nabucco“ leitete, wurde das kaum wahrgenommen, weil er damals, im Jahre 1843, noch ziemlich unbekannt war. Ganz anders verhielt es sich bei seinem zweiten Gastspiel, 32 Jahre später in der mittlerweile neu errichteten Hofoper. Nun dirigierte er, bereits als weltberühmter Mann, zwei „Aida“-Aufführungen.

Während Wiens gefürchteter Star-Kritiker Eduard Hanslick das Werk für „unendlich langweilig“ hielt, war der sonst an Musik eher wenig interessierte Kaiser Franz Joseph in seiner Hofloge so beglückt, dass er den Maestro anderntags in Audienz empfing.

Die Rolle der Aida sang Teresa Stolz (eine – wie der allwissende Marcel Prawy mir einmal verriet – Tante von Robert Stolz), mit der Verdi ein Verhältnis hatte. Sie war freilich nicht die Einzige, die das Genie in jenen Tagen beglückte: Nach dem frühen Tod seiner ersten Frau (und seiner beiden kleinen Kinder) war die berühmte Sängerin Giuseppina Strepponi Verdis langjährige Lebenspartnerin.

Der Komponist wurde bei seinem zweiten Besuch von den Wienern wie ein König gefeiert, er liebte die Stadt, beklagte aber zwei Tatsachen: Einerseits, dass der Zuschauerraum der Hofoper während der Vorstellungen nicht völlig abgedunkelt wurde und andererseits, dass man die Opern hier in einer gekürzten Fassung spielte, „da die Hausmeister um zehn Uhr abends die Haustüren schließen“, wie Verdi einem Freund schrieb.

Zu schnell gespielt

Der aus dem Herzogtum Parma stammende Musiker wohnte im noblen Hotel Munsch (dem heutigen Hotel Europa) auf dem Neuen Markt. Einmal, so erzählte man, begegnete Verdi auf dem Weg vom Hotel zum Hofopern-Gebäude einem Werkelmann, der unbeholfen sein „La donna è mobile“ aus der Oper „Rigoletto“ herunterleierte. Der Meister warf ein paar Münzen in den Hut des Werkelmanns und forderte ihn auf, die Arie in Zukunft nicht so schnell zu spielen.

Als Giuseppe Verdi am nächsten Tag wieder vorbeikam, hatte der Mann ein Schild um den Hals hängen, auf dem zu lesen war: „Schüler von Giuseppe Verdi.“

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