Ein Tabubruch

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Es ist nachvollziehbar, dass Roland Geyer kein zweites Mal von der Kritik für Friedkins "Hoffmann" geprügelt werden will. Dennoch ist sein Handeln ein Tabubruch.

Der KURIER titelte nach der Premiere im Theater an der Wien, um die jetzt nachträglich  ein Streit zwischen Regisseur und dem Intendanten ausgebrochen ist, unmissverständlich: "Hoffmanns Verzählungen". Es handelte sich um einen veritablen Flop.

Wenn nun diese Produktion (mit nur einer Protagonistin statt – wie bei der ersten Serie – unterschiedlicher Sängerinnen der großen Frauenrollen) wieder ins Programm genommen wird, ist es nachvollziehbar, dass der verantwortliche Chef des Hauses, Roland Geyer, keine große Lust hat, von der Kritik ein zweites Mal geprügelt zu werden. Aber seinen Regisseur, auf dessen Engagement er im Vorfeld so stolz war, öffentlich derart zu kritisieren, zeugt nicht von großer Souveränität.

Deshalb ist Friedkins scharfe Reaktion verständlich. Ein Oscar-Preisträger wie er hat es nicht nötig, sich wie ein Anfänger maßregeln zu lassen. Nun wird der eine oder andere Traditionalist der Ansicht sein: Regisseure haben keine andere Behandlung verdient. Aber Geyer hätte, wenn ihm etwas nicht passt, die ganze Probenphase hindurch Zeit gehabt, auf Friedkin einzuwirken. Ab der Premiere muss er dazu stehen. Diese Reaktion ist ein Tabubruch.

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