"Egon Schiele – Tod und Mädchen": Gediegenes Kostüm, wenn auch oben ohne

Noah Saavedra macht sich als Egon Schiele in der bürgerlichen Gesellschaft unbeliebt
Gediegenes Kostümdrama über die Lebensstationen von Egon Schiele.

"Des ist ja entsetzlich", soll der Kaiser gesagt haben, als er die Kunst Egon Schieles sah. Der Künstler selbst (brav: Noah Saavedra, Interview unten) erzählt diese Anekdote nicht ohne Stolz.

Jahre später, vor Gericht, wird er sich heftig verteidigen: "Ich bin Künstler, nicht Pornograf!" Zu diesem Zeitpunkt steht er bereits unter Verdacht der Unzucht mit Minderjährigen.

Doch das als konventionelles, holzschnittartiges, ohne jegliche Dringlichkeit erzählte Stationen-Drama im Kostüm bleibt stets gediegen, sieht man von den barbusigen Mädchen-Modellen ab.

Ohnehin kann sich Regisseur Dieter Berner nur schwer von einer gewissen Theaterhaftigkeit befreien, die den meisten Szenen anhaftet.

Es beginnt gegen Ende des Ersten Weltkrieges, am Krankenbett von Schiele: Seine Schwester und erste Muse – eine temperamentvolle Maresi Riegner – versucht Medikamente aufzutreiben. In Rückblenden werden wichtige Lebensmomente – vor allem Schieles Frauenbekanntschaften – aufgerufen. Die wichtigste: Wally Neuziel (patent: Valerie Pachner), Model für "Tod und Mädchen". Diese wird übrigens von Klimt persönlich ausgeliehen – mit Cornelius Obonya im Malerkittel eine witzige Erscheinung.

Exzentrisch, frivol und sogar wegen "Verbreitung unsittlicher Zeichnungen" verurteilt. Der Jungschauspieler Noah Saavedra (25) verkörpert in "Tod und Mädchen" Jahrhundertmaler Egon Schiele († 31. Oktober 1918). "Pioniere faszinierten mich schon immer. Schiele war ein Mann, der eine neue Kunstrichtung erschaffen hat. Er hat so richtig reingeschaut in die Menschen", so Saavedra (er hat chilenische Wurzeln) im KURIER-Talk.

Mittwochabend feierte der Film im Wiener Gartenbaukino Premiere. "Das alles ist sehr spannend und anstrengend zugleich. Das ist ja mein erstes Mal, und ich stehe zwar sehr gerne auf der Bühne und vor der Kamera, nur in der Öffentlichkeit stehe ich nicht so gerne, aber das gehört dazu", meint der New-comer, der noch die "Ernst-Busch-Schauspielschule" in Berlin besucht und der sich sogar vorstellen könnte, noch ein Handwerk wie die Tischlerei zu erlernen.

Nackte Frauenkörper spielen im Film (der Trailer wurde sogar auf Facebook gesperrt) eine große Rolle, Saavedra persönlich findet bei Frauen vor allem Selbstvertrauen, Humor, Frechheit, Antiautorität, Blick und Stimme erotisch, wie er dem KURIER verrät.

Bei der Premiere mit dabei: "Vorstadtweib" Nina Proll, ihre Schauspiel-Kollegin Doris Schretzmayer, Oscar-Regisseur Stefan Ruzowitzky, Belvedere-Chefin Agnes Husslein & viele mehr.

"Egon Schiele – Tod und Mädchen": Gediegenes Kostüm, wenn auch oben ohne
Schauspieler Saavedra mit Filmschwester Maresi Riegner

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