Ein Maler an der Kreuzung

Ein Maler an der Kreuzung
Ausstellung: Edward Hopper ist enorm populär – doch in einer Pariser Schau neu zu entdecken.

Ja, „das eine Bild“ hängt auch in der Ausstellung: „Nighthawks“, jene Darstellung eines verglasten Lokals an einer nächtlichen amerikanischen Straßenecke, mit der sich Edward Hopper 1942 als Darsteller des melancholischen Amerika in das Weltgedächtnis einbrannte.

Das Motiv der Straßenkreuzung lässt sich in der ungeheuer reichhaltigen Großausstellung, die noch bis 28. Jänner im Pariser Grand Palais läuft, gut als Metapher verwenden: Die Schau zeigt den „Amerika-Maler“ Hopper nämlich als eine Figur am Schnittpunkt vieler Kunstströmungen und Philosophien. Und sie gibt keiner der vielen Deutungen, die Kunsthistoriker an dem 1967 verstorbenen Maler probierten, einen klaren Vorzug.

So erzählen die Bilder, und sie sprechen als großer Chor: Vom Frühwerk als Schüler des US-Malers Robert Henri geht die Reise zu Hoppers eigenen Paris-Reisen 1906–1910. Als Kristallisationspunkte seiner Karriere sah der Maler jene 26 Radierungen, die 1921 bis 1923 entstanden und in Paris komplett zu sehen sind: Das „Einsame Haus“, auch ein Motiv späterer Gemälde, taucht hier ebenso auf wie die „American Landscape with Railroad“, in der eine schnurgerade Schiene wie ein Fremdkörper den Bildvordergrund durchkreuzt.

Bilder der Ausstellung

Ein Maler an der Kreuzung

Edward Hopper
Ein Maler an der Kreuzung

Edward Hopper
Ein Maler an der Kreuzung

Edward Hopper
Ein Maler an der Kreuzung

Edward Hopper
Ein Maler an der Kreuzung

Edward Hopper
Ein Maler an der Kreuzung

Edward Hopper
Ein Maler an der Kreuzung

Edward Hopper
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Edward Hopper
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Edward Hopper
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Edward Hopper
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Edward Hopper
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Edward Hopper
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Edward Hopper
Ein Maler an der Kreuzung

Edward Hopper
Ein Maler an der Kreuzung

Edward Hopper

Berechnung

Solche Werke schärfen den Blick dafür, wie stark Hopper aus der Form heraus dachte: Der simple Pfahl, der im Vordergrund von „Road & Houses, South Truro“ (1950) die Blicke auf sich zieht, das Seil, das im Bild „From Williamsburg Bridge“ (1937) den Blick auf die Häuser abschneidet und zugleich den einzigen Hinweis auf die Brücke im Titel gibt – Hoppers „störende“ Bildelemente wirken zufällig ins Bild gerutscht und sind doch mit voller Berechnung gewählt. Das gilt freilich auch für die leicht voyeuristischen Bilder, in denen der Blick durch Fensterbalken fremde Leben zeigt und zugleich verbirgt.

Das Verständnis, dass das Spiel von Linien und Flächen über den vordergründigen Inhalt eines Bild hinausgeht, verbindet Hoppers Blick mit modernen Malern, die eine abstraktere Bildsprache wählten. Der Sinn für die Bedeutung scheinbar zufälliger Konstellationen wiederum verbindet ihn mit der modernen Fotografie. In der Pariser Bildfülle können alle – Abstrakte, Maler, Fotografen und bloße Amerika-Nostalgiker – „ihren“ Hopper finden.

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