"du und ich": Hinter der Kulisse Körper

"du und ich": Hinter der Kulisse Körper
Die Schauspielerin Ruth Rieser drehte ihre erste Doku über ein ungewöhnliches Paar und deren Alltag.

Sei realistisch, plane ein Wunder" - dieses Motto beflügelte Ruth Rieser über sechs Jahre lang. So lange hatte es nämlich gedauert, bis die Schauspielerin ihr erstes Filmprojekt realisieren konnte: "du und ich" (Kinostart heute) - eine ungewöhnliche Doku über ein ungewöhnliches Liebespaar. Rieser erzählt in ihrem zärtlichen Porträt die Geschichte ihrer Cousine Hiltraud Schmidt, einer spastisch gelähmten Frau, und ihrem Freund Franz Bittermann, der körperlich nicht beeinträchtigt ist: "Ich glaube, dieses Filmthema hat sich mich ausgesucht, weil ich Hiltraud schon mein ganzes Leben lang kenne", erzählt Rieser im KURIER-Interview: "Ich habe mich darauf konzentriert, den Menschen hinter der 'Kulisse Körper' zu zeigen, ihn fühlbar und sichtbar zu machen."

Behutsam öffnet Rieser den Blick auf das soziale Umfeld ihrer Cousine, die nicht selbst gehen kann und für Außenstehende sprachlich schwer verständlich bleibt. Als Zuseher tappt man bei den ersten Filmbildern auch gleich in die eigene Wahrnehmungsfalle: automatisch hält man den Mann, der Hiltraud umsorgt, für ihren Pfleger.
Umso größer dann die Überraschung, als er sich auch als deren Lebenspartner entpuppt: "Ich wollte die Geschichte so erzählen, dass nicht gleich von Anfang an alles klar ist", sagt die Regisseurin, die diesen Umstand nicht als Sensation, sondern als Normalität mit Herausforderungen erzählt: "Es ging mir darum, in einen Dialog mit dem Zuschauer zu treten."

Rieser führt mit ihrer Thematik zum Alltag hin und berichtet davon, was es für Menschen mit Behinderung bedeute, "mit uns zu leben". Ihre Forderung ist klar: Andere Städte bauen - mit anderen Gehsteigen und mehr Kino- und Theatersessel für Rollstuhlfahrer. Denn wer mit einem Rollstuhl über Gehsteige oder durch ein Kaffeehaus fahren will, der merkt, dass die "Unterstützung fehlt und dass wir Menschen mit Handicaps nicht einladen, mit uns zu leben".

Beziehungskrise

Zu den stärksten Szenen in "du und ich" gehören übrigens auch jene Momente, in denen Hiltraud und Franz so etwas wie eine Beziehungskrise zu bewältigen haben und Franz mehr Zeit für sich selbst einfordert: "Selbstverständlich gibt es auch solche Diskussionen", sagt Ruth Rieser: "Ich wollte nicht alles nur rosig zeigen - das hätte mich auch gar nicht interessiert."

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