Drozda: 30 Prozent Österreich-Quote – "Ja, auch für Ö3"

Thomas Drozda
SP-Kulturminister Drozda sendet Vorwahl-Signale an die heimischen Kulturschaffenden.

In Christian Kerns bei Amtsantritt präsentiertem "Plan A" kam Kunst und Kultur gar nicht vor. Im nun vorab durchgesickerten SPÖ-Wahlprogramm (siehe Seite 3) residiert die Kultur als Unterpunkt im Themengebiet "Lebenswertes Österreich". Auf drei von mehr als 200 Seiten finden sich die SP-Ansagen zu Kultur und Medien.

Überraschend ist eine davon: Es soll eine Quote für Musik, Film und Fernsehen aus Österreich in jenen Medien geben, die öffentlich gefördert werden. Und zwar in der Höhe von 30 Prozent, und "ja, zum Beispiel für Ö3", wie der für Kultur und Medien zuständige Minister Thomas Drozda dem KURIER bestätigt. Er wolle sich mit Medienbehörde, Experten und Betroffenen anschauen, wie man auf eine derartige Quote kommen könne – und sie solle "tendenziell" nicht für die ORF-Radioflotte im Gesamten, sondern wirklich für einzelne Sender wie Ö3 gelten. "Ich halte das für machbar."

Eine Österreich-Quote für die Cashcow des ORF war viele Jahre lang heftig diskutiert worden; zuletzt hielt sich Ö3, unter kritischen Worten aus der eigenen Führungsebene, an einen freiwilligen Österreich-Anteil von 15 Prozent.

Sowohl der ORF (über die GIS) als auch Privatradios und -fernsehen (über die Rundfunkregulierungsbehörde RTR) bekommen öffentliches Geld, betonte Drozda. "Die Republik hat hier nicht nur das Interesse, einen funktionierenden Mediensektor zu finanzieren und aufrechtzuerhalten. Warum soll man nicht, wenn man den ORF mit 650 Millionen fördert und den privaten Sektor mit weiteren 20 bis 30 Millionen, sagen: Wir machen das gerne und stehen dazu, aber dann wollen wir auch, dass ihr heimischen Content spielt. Damit wird auch die heimische Kreativwirtschaft unterstützt."

Drozda sieht das nicht als Bürde, sondern als Chance, im internationalen Wettbewerb zu bestehen.

Inflationsabgeltung

Die weiteren kulturpolitischen Eckpunkte einer etwaigen nächsten SP-Kulturministeramtszeit: Freier Eintritt in die Bundesmuseen am Sonntag, Erhöhung der Stipendien für Künstler (auf das SP-Mindestlohnziel 1500 Euro) und eine jährliche Anhebung der Kulturförderung um die jeweilige Inflationsquote. Für die Finanzierung von "Museumssonntag" und Valorisierung rechnet Drozda mit einem Bedarf von rund 15 Millionen Euro.

Die jährliche Anhebung ist ein langjähriger Wunschgedanke vieler Kulturpolitiker. Doch es gibt auch Kritik daran: Die jährliche automatische Anpassung würde u. a. die Argumentation für eine wesentliche Anhebung des Kulturbudgets (derzeit rund 450 Millionen Euro) schwieriger machen.

"Das eine schließt das andere nicht aus", betont Drozda. "Die jährliche Anpassung ist die Pflicht; die Anhebung des Kulturbudgets ist die Kür. Warum sollen Künstler nicht am wirtschaftlichen Erfolg teilhaben, warum sollen sie permanent Abschlüsse unter der Inflationsrate bekommen? Es geht hier von der Dimension des Budgets um das Komma hinter der Umsatzsteuer. Mir kann niemand erklären, dass das nicht im Budget darstellbar wäre."

Expertendiskussion: Sinn und Unsinn des Fotomuseums

Im Juni hatte Thomas Drozda die Idee zur Schaffung eines Fotomuseums ventiliert, wenig später war eine Debatte entbrannt. Am Mittwoch fanden sich Vertreter zahlreicher mit Fotografie befasster Institutionen ein, um „ergebnisoffen“ über den Vorschlag zu diskutieren, der im Fall einer SP-Beteiligung an der nächsten Regierung kulturpolitische Priorität werden könnte.

Die Idee eines Rundum-Museums für alle kamera-basierten Bilder wurde allerdings von vielen Expertinnen und Experten als antiquiert abgetan: Dies wäre vergleichbar mit einem Metall-Museum, das von der Geschichte des Bergbaus bis zum Goldketterl alles umfasse, ätzte Monika Faber, Leiterin des privaten Photoinstitut Bonartes und Ex- Chefin der Albertina-Fotosammlung.

Sammlungen und Kompetenzen seien heute an unterschiedlichste Institutionen angedockt – wünschenswert sei daher ein „wanderndes Fotomuseum“, das die Aufarbeitung und die Sichtbarkeit bestehender Foto-Bestände unterstütze.

Tobia Bezzola vom Museum Folkwang Essen,einer der geladenen internationalen Experten, nannte das Pariser Museum Jeu de Paume als Beispiel: Mit wenig Schauraum und einer schlanken Personalstruktur habe man dort ein Kompetenzzentrum geschaffen, das anderen Museen u.a. in Fragen der Foto-Restaurierung helfe.

Ingo Taubhorn (Haus der Fotografie / Deichtorhallen Hamburg) und Bettina Leidl (KunstHausWien) verteidigten dagegen die Vorzüge eines Hauses, das dezidiert der Betrachtung von Fotografie dient: Ein solches würde auch Fotografinnen und Fotografen, die im Kunstbetrieb „keine Lobby“ hätten, eine Plattform bieten. Umgekehrt würden manche Künstler reine „Fotomuseen“ meiden, hielt Bezzola entgegen.

Drozda wollte in Anbetracht der bevorstehenden Wahl keine konkreten Ankündigungen machen, ließ aber Sympathie für ein Foto-Haus durchblicken: „Die Frage, ob es einen solchen Ort der Kontemplation geben soll, habe ich für mich nicht mit Nein beantwortet."

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