Doppelpremiere an der Wien: Saimir Pirgu

Doppelpremiere an der Wien: Saimir Pirgu
Saimir Pirgu singt im Theater an der Wien die beiden Tenorpartien in "Iolanta" und "Francesca da Rimini". Ein Porträt des Sängers.

Ein liebender Ritter da, ein im Fegefeuer Leidender dort – viel unterschiedlicher könnten die Charaktere nicht sein, die Saimir Pirgu ab kommenden Donnerstag (19. Jänner) im Theater an der Wien verkörpert. Die Rede ist von den beiden Opern-Einaktern „Iolanta“ (Tschaikowsky) und „Francesca da Rimini“ (Rachmaninow), die ihre Doppelpremiere erleben.

Was den Werken gemeinsam ist? Sowohl bei Tschaikowsky als auch bei Rachmaninow braucht man einen wirklich guten Tenor.

Saimir Pirgu ist ein solcher. Erst 30 Jahre ist der gebürtige Albaner alt; an allen großen Opernhäusern dieser Welt hat Pirgu seine Spuren hinterlassen. Dass sich der lyrische Tenor erstmals mit dem russischen Fach beschäftigt, ist für ihn selbst „eine große Herausforderung“. „Ich kann ja kein Russisch“, gesteht Pirgu. „Aber ich habe in den vergangenen Wochen die beiden Rollen sehr ernsthaft studiert und ich hoffe, ein guter Russe werden zu können.“

Intuition

Sprachen sind auch eine Leidenschaft des sehr gut Deutsch sprechenden Künstlers. „Ich lerne Sprachen, indem ich sie lebe“, sagt Pirgu, der von frühester Jugend an gesungen hat.

„Ich bin da nicht erblich vorbelastet, in meiner Familie gibt es keine Sänger. Ich weiß nicht, woher meine Leidenschaft für den Gesang kommt. Aber sie ist da, rein intuitiv.“ Eine Eingabe, die Pirgu zu einer Weltkarriere geführt hat. Die Wiener Staatsoper, die New Yorker MET, Londons Covent Garden, die Mailänder Scala – in seinem Fach ist Pirgu längst ein sympathischer Gigant.

„Ich bin unendlich dankbar, dass ich in so kurzer Zeit schon so viel erleben durfte. Es ist ja keineswegs selbstverständlich, mit einem Riccardo Muti, Claudio Abbado oder Nikolaus Harnoncourt arbeiten zu dürfen. Von all diesen Dirigenten habe ich sehr viel gelernt. Wie auch von den Wiener Philharmonikern, die ja doch eine gewisse musikalische Lebenserfahrung haben."

Dankbarkeit

Wien liebt der Tenor. „Ihr habt hier die Musikhauptstadt der Welt, mit gleich drei Opernhäusern. Und das Publikum ist großartig. Ich bin immer dankbar, in dieser Stadt singen zu dürfen.“ Das wird Pirgu nach dem Ausflug ins russische Fach auch bei den Wiener Festwochen machen. Ab 25. Mai steht Pirgu als Alfredo in Verdis „La Traviata“ wieder auf der Bühne des Theaters an der Wien. Dann folgt im Juni bei der Styriarte Dvoráks „Stabat Mater“ mit Harnoncourt; im Juli singt er bei den Salzburger Festspielen unter Muti und den Philharmonikern Berlioz’ „Messe solennelle“ – zwei „echte Herzensprojekte“.

Karrieremäßig bleibt Pirgu auf dem Boden. „Es ist alles eine Frage des Instinkts. Wenn ich eine Partie angeboten bekommen, höre ich auf mein Gefühl, auf meine Stimme. Das Neinsagen ist in unserem Beruf vielleicht das Wichtigste.“ Den Lenski in „Eugen Onegin“ würde Pirgu gern einmal singen.

Und den „Rigoletto“ in Verdis gleichnamiger Oper. Also eine Bariton-Partie. Pirgu lachend: „Vielleicht geht ja meine Stimme in vielen Jahren in diese Richtung. Bis dahin aber ist noch Zeit.“

Produktion: Von sehr zart bis ganz hart

Werke: „Iolanta“ ist eine Oper von Tschaikowsky, in der eine blinde Prinzessin sehend gemacht wird und letztlich ihren Liebsten heiraten darf. „Francesca da Rimini“ ist eine Oper von Rachmaninow, bei der ein ermordetes Liebespaar im Fegefeuer sein Leid beklagt.

Besetzung: Inszenierung: Stephen Lawless. Bühnenbild: Benoit Dugardyn. Kostüme: Jorge Jara. Dirigent: Vassily Sinaisky (statt des erkrankten Kirill Petrenko). Orchester: ORF Radio-Symphonieorchester Wien.

Mit u. a.: Olga Mykytenko, Saimir Pirgu, Ladislav Egr, Dalibor Jenis.

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