"Don Giovanni" im Wald: Gute Musik & Kiffen

"Don Giovanni" im Wald: Gute Musik & Kiffen
Die letzte Opernpremiere bei den Salzburger Festspielen: Mit Erwin Schrott als Leporello und den Wiener Philharmonikern im Graben.

Letzte Opernpremiere bei den Salzburger Festspielen, und schon bei den ersten Akkorden hört man: Diesmal sitzen wieder die Wiener Philharmoniker im Graben. So überzeugend die Idee war, die drei Mozart/DaPonte-Opern von unterschiedlichen Orchestern (zwei davon Originalklang-Ensembles) spielen zu lassen - für "Don Giovanni" ist das Eliteorchester ideal. Unter dem Dirigenten Yannick Nézet-Séguin spielen die Philharmoniker temporeich, fein differenziert, dynamisch, klanglich ausbalanciert. Ein musikalischer Erfolg im Haus für Mozart.

Die Inszenierung von Claus Guth, die schon bei der Premiere polarisiert hatte, geht davon aus, dass Don Giovanni von Beginn an ein Sterbender ist, während der Komtur überlebt. Nicht nur das ist bei dieser Produktion, die nur im Wald spielt, unlogisch. Dass Masetto eleganter ist als Don Giovanni, dass viel gekifft und sogar gespritzt wird, dass statt Champagner Bier aus Dosen strömt - all das trägt nicht zu einer überzeugenden Sichtweise bei. Dass Donna Anna ihre große Arie auch bei dieser Wiederaufnahme auf einem Felsen kletternd singen muss, ist sänger-feindlich.

Schrott: Waldbühne statt Bühnenwald?

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Das bedeutet aber nicht, dass der Wald nicht grundsätzlich eine interessante Kulisse bietet; dass es nicht starke Momente gibt, vor allem in der Darstellung des Protagonisten durch Gerald Finley. Er ist ein grandioser Don Giovanni, stimmlich markant, akzentreich, verführerisch. Erwin Schrott macht aus dem Leporello nicht nur einen Junkie, sondern leider auch einen Clown. Er outriert, darstellerisch und stimmlich, als stünde er noch auf der Waldbühne statt im Bühnenwald.

Franz-Josef Selig ist ein exzellenter Komtur mit mächtigem Bass, Joel Prieto ein unterbelichteter Don Ottavio mit dünnem Tenor, Adam Plachetka ein guter Masetto. Und die Damen? Malin Byström agiert als Donna Anna sehr dramatisch und glaubhaft, Dorothea Röschmann ist eine in jeder Hinsicht überzeugende Donna Elvira und Christiane Karg eine Zerlina mit kleinem Sopran - die wunderbaren, lyrischen Momente weiß sie kaum zu nützen.
Für Guths DaPonte-Zyklus war es die letzte Wiederaufnahme - vielleicht gab's auch deshalb viel Applaus.

KURIER-Wertung: *** von *****

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