Dominique Meyer: Im Städtchen und drumherum

Dominique Meyer: Im Städtchen und drumherum
Operndirektor Dominique Meyer über die Premieren am Dach, im Haus und im Netz.

An der Wiener Staatsoper kommt es am Wochenende gleich zu zwei Premieren: Am Samstag wird die neue Kinderoper von Elisabeth Naske, „Das Städtchen Drumherum“, im Zelt auf dem Dach uraufgeführt; am Sonntag wird erstmals eine Vorstellung der Staatsoper live im Internet übertragen: „Der Rosenkavalier“ von Richard Strauss mit Renée Fleming als Marschallin. In drei Wochen hat dann auf der großen Bühne „Die Zauberflöte“ Premiere. Opernchef Dominique Meyer im Interview.

KURIER: „Das Städtchen Drumherum“ ist ein Auftragswerk der Wiener Staatsoper – wie kam es zu dieser Auswahl?

Dominique Meyer: Ich kenne Elisabeth Naske schon lange und schätze ihre Arbeit. Auch ihre „Omama im Apfelbaum“ war eine wunderbare Oper. Sie hat nun als Stoff das Buch von Mira Lobe vorgeschlagen, und es ist sehr schön geworden. Die Oper dauert eine Stunde, so lange sind Kinder gut konzentriert. Mir ist es auch wichtig, dass auf der Bühne nicht nur Ensemblemitglieder stehen, sondern auch Kinder. Vielleicht bekommen ja junge Besucher da auch Lust, einmal selbst mitzumachen.

Sie wollten ursprünglich Kinderoper nur auf der großen Bühne zeigen. Warum jetzt doch wieder auf dem Dach?

Dominique Meyer: Im Städtchen und drumherum
erste bilder

Stimmt nicht. Wir wollten das immer parallel machen. Es ist mit dem Zelt auch schwierig, weil das Bundesdenkmalamt nicht glücklich damit ist. Wenn es das nicht mehr geben wird, wollen wir auf alle Fälle in der Stadt auf einer anderen kleinen Bühne Kinderoper spielen. Wir haben dafür mittlerweile auch ein schönes Repertoire.

Am Sonntag wird „Der Rosenkavalier“ als erste Vorstellung live im Internet übertragen. Sind die Zugangskosten von 14 Euro nicht sehr hoch?

Das finde ich nicht. Das ist weniger, als eine Opern-CD kostet. Und die Kinokarte für eine MET-Übertragung kostet 30 Euro. Wenn da die ganze Familie hingeht, kommt man auf mehr als 100 Euro. Für Oper im Kino muss man in eine Stadt fahren, unsere Übertragungen kann man auch in kleinen Dörfern und Tälern auf der ganzen Welt sehen. Wir bieten tolle Bilder, eine exzellente Tonqualität und das Libretto in mehreren Sprachen. Im Dezember, wenn wir „Tristan und Isolde“ so übertragen, kann man während der Aufführung auf einem „Second Screen“ in der Partitur mit Original-Skizzen von Mahler mitlesen. Diese Chance hat man sonst nie.

Am 17. November hat Mozarts „Zauberflöte“ Premiere. Stimmt es, dass die Inszenierung von Moshe Leiser und Patrice Caurier sieben Jahre alt ist und aus Nantes kommt?

Nein, das ist eine völlig neue Produktion. Leiser und Caurier, die ich enorm schätze, haben „Die Zauberflöte“ schon mehrfach inszeniert, auch im Mozart-Jahr 2006 in Nantes. Oder in Lausanne, ehe ich dort als Operndirektor angefangen habe. Aber das ist so wie bei Marco Arturo Marelli, der dieses Werk auch öfter gemacht hat. Für Wien ist alles neu.

Der Dirigent der Premiere, Christoph Eschenbach, wurde für seine letzte Mozart-Premiere in Österreich, „Così“ in Salzburg, heftig kritisiert. Sie halten aber an ihm fest ...

Selbstverständlich. Ich halte ihn für einen guten Dirigenten, der auch vom Orchester sehr geschätzt wird. Er ist sensibel und versteht sich mit den Regisseuren gut. Man darf nicht im Voraus mit der Flinte warten.

www.staatsoperlive.com

Ab 27. Oktober werden Aufführungen und Premieren des Opernhauses exklusiv per App für Samsung Smart-TVs oder via Web auf dem Streamingportal der Wiener Staatsoper live übertragen.

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