Domingo: Der beste aller Dogen

Domingo: Der beste aller Dogen
Plácido Domingo als Verdis "Simon Boccanegra" an der Staatsoper.

Wenn ein Künstler vom Format eines Plácido Domingo auftritt, ist ein ausverkauftes Haus vorprogrammiert. Und wenn sich ein Star wie Plácido Domingo in den Dienst einer guten Sache stellt, zahlen viele Menschen für ihre Karten gern auch Sonderpreise. So geschehen beim Auftakt der aktuellen Spielserie (Reprisen: 11. und 14. November) von Giuseppe Verdis "Simon Boccanegra" an der Wiener Staatsoper.

Stolze Summe

Die Kartenpreise in den ersten Kategorien wurden angehoben; um 500 Euro pro Ticket war man nach der Vorstellung bei einem exklusiven Künstleressen mit dabei. Der Grund: Die Mehreinnahmen kamen der Initiative "Nein zu Arm und Krank" zugute; 100.721, 91 Euro konnten so an den Soforthilfefonds überwiesen werden.

Davor jedoch gab es im Haus am Ring große Oper. Denn Plácido Domingo singt längst in seiner eigenen Kategorie, ist ein in jeder Phase berührender, intensiver Doge Boccanegra. Seine Sterbeszene etwa muss man fast gesehen haben. Hier bewies der Jahrhundertsänger, wie packend, wie leidenschaftlich, wie bewegend Verdis Meisterwerk auch sein kann. Der Ausnahmekünstler Domingo – man darf für jeden seiner Auftritte dankbar sein.

An Domingos Seite viel Erfreuliches: Zum Beispiel in Gestalt von Ain Anger als profunder Gegenspieler Fiesco. Der vielseitige Bass entwickelt sich immer mehr zu einer Art gesanglicher Allzweck-Wunderwaffe des Hauses, der auch darstellerisch kaum Wünsche offen lässt. Ähnliches gilt für die Sopranistin Barbara Haveman (Rollendebüt), die als Amelia über die für Verdi nötige Dramatik verfügt, jedoch auch zu schönen Lyrismen und intensivem Spiel fähig ist.

Starke Sänger

Sehr gut auch der Tenor Ramón Vargas (ebenfalls Rollendebüt) als höhensicherer, stilistisch tadellos singender Gabriele Adorno; nur solide Eijiro Kai als Paolo. Dass Peter Steins Inszenierung längst nur mehr Staffage ist, fällt nicht so ins Gewicht. Dass mit Philippe Auguin aber ein – im Idealfall – harmloser Maestro am Pult des an sich guten Orchesters steht, müsste nicht unbedingt sein.

KURIER-Wertung: **** von *****

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