Die wehrhaften Christen

Die wehrhaften Christen
"Outcast" tritt in die Fußstapfen von "The Walking Dead". Zombie-Meister Robert Kirkman lässt in der Serie Gläubige gegen Dämonen antreten.

Am Ende stehen auch in der Bibel nur Geschichten. Aber was sind Geschichten schon wert, wenn sie keiner glaubt? Reverend Anderson in der fiktiven Kleinstadt Rome in West Virginia lässt in seinen Predigten jedenfalls keinen Zweifel daran, dass das Böse auf Erden zurückgekehrt ist und die wehrhaften Christen mit Gebet und Exorzismus dazu aufgerufen sind, sich den Dienern des Teufels in den Weg zu stellen. Es sieht fast so aus, als ob der kettenrauchende Trinker recht hat. Der seltsame Einzelgänger Kyle Barnes sieht nämlich tatsächlich Dämonen, und hilft dem Reverend zum Auftakt , sie bei einem jungen Buben auszutreiben. Wir sehen: Exorzismus braucht Talent. Willkommen in der Gruselwelt von "Outcast" (Um 21 Uhr auf Fox bei Sky).

Übernatürlich

Seit Barnes in dem beschaulichen Kleinstädtchen Rome wieder aufgetaucht ist, zieht auch das Übernatürliche wieder ein. Jahrelang war er verschollen und hatte für Gerede in der Kleinstadt gesorgt, in der jeder jeden kennt. Der Grund war ein Vorfall, der in der Serie zunächst nur vage angedeutet wird. Danach brach er jedenfalls alle Verbindungen zur Außenwelt ab, nistete sich in seinem verfallenen Elternhaus ein und mied jeglichen sozialen Kontakt. Einzig seine Stiefschwester Megan gab den mürrischen jungen Mann nicht auf – sehr zum Missfallen ihres Ehemannes.

Hinter der Serie steht einmal mehr Comiczeichner Robert Kirkman, der schon mit seinen "The Walking Dead"-Heften die Vorlage für einen weltumspannenden TV-Hit geliefert hat. Er ist eines der kreativen Masterminds hinter der Fernsehproduktion und ihrem Spin off "Fear The Walking Dead". Daneben hat er mit "Outcast" eine neue Comicserie gestartet, die ebenfalls von Fox als Fernsehprojekt realisiert wurde.

Bedrohlich

Streckenweise fühlt man sich an Horror-Klassiker wie "Der Exorzist" erinnert. Kamera und Filmmusik lassen jedenfalls jeden Schnitt zum bedrohlichen Moment werden. Gleichzeitig gibt es eine gute Portion Mystery: So bietet die "Akte X"-Referenz in Form eines "I Want To Believe"-Posters in Barnes' Zimmer einen guten Anhaltspunkt dafür, worauf sich die Zuschauer einstellen dürfen.

Wer sich eine weitere Abwandlung von "The Walking Dead" erwartet, wird jedenfalls enttäuscht sein. Sowohl inhaltlich als auch erzählerisch spielt "Outcast" in einer anderen Liga. Die Serie ist wesentlich langatmiger und nimmt sich vergleichsweise viel Zeit für die Einführung ihrer Charaktere. Was hier einmal mehr grandios gelingt, ist die Überführung von B-Movie-Codes in eine Hochglanz-TV-Serie. Die spezifischen gestalterischen Gesetzmäßigkeiten von Horrofilmen werden aufgegriffen und erzählerisch weiterentwickelt, sodass am Ende ein Produkt übrig bleibt, das anspruchsvolle Zuschauer anspricht. Schon "The Walking Dead" von einem wilden Blutbad zu einer hochverdichteten Erzählung darüber, wie Gruppen von Menschen Extremsituationen überleben. Wo uns "Outcast" hinführt, wird sich in der ersten Staffel weisen.

Kommentare