Die vielen Kopien der Mona Lisa

Mona Lisa im Louvre: Das Porträt von Leonardo da Vinci gehört zu den berühmtesten der Welt. Es soll um 1503 entstanden sein. Wer diese Frau am Bild ist, darüber wird seit Jahrhunderten gerätselt.
Die "neue" Mona Lisa setzt eine Serie unsicherer Zuschreibungen fort.

Eine weitere Mona Lisa wird in Genf enthüllt": So unaufgeregt titelte die Onlineausgabe des Art Newspaper zu jener "Sensation", die am Donnerstag weltweit für Schlagzeilen sorgte. Eine Stiftung präsentierte da ein Gemälde als die "ursprüngliche" Mona Lisa, die Leonardo da Vinci noch vor dem weltberühmten Gemälde (1503–1506), das heute im Louvre hängt, gemalt haben soll.

Dass der "Fund" wissenschaftlich kaum diskutiert wurde und die Website zum Spektakel zwar viele Behauptungen, aber keine tiefer gehenden Belege bereitstellt, sollte freilich stutzig machen. Ebenso wie der Umstand, dass die besagte Stiftung von den Besitzern des Bildes finanziert wird. "Es gibt keinerlei Grundlage zu behaupten, dass dieses Bild ein Original von da Vinci ist", erklärte auch der führende Leonardo-Experte Martin Kemp.

Selbst Kemp war allerdings nicht vor der Versuchung gefeit, ein Bild voreilig Leonardo zuzuschreiben: 2009 erklärte er ein Damenporträt, "La Bella Principessa" genannt, zum Werk des Renaissance-Genies. Experten zogen den Befund in Zweifel: So entpuppte sich eine Untersuchung, die angeblich Fingerabdrücke Leonardos auf dem Bild nachwies, als nicht seriös.

Glamour

Die vielen Kopien der Mona Lisa

Die Diskussion, ob ein Bild ein eigenhändiges Werk, ein unter Aufsicht des Künstlers ausgeführtes "Werkstattbild" oder eine spätere Nachahmung ist, gehört zum täglichen Brot der Kunsthistoriker. Leonardo bringt Glamour ins Geschäft, und so ist die nun präsentierte "Mona Lisa" schon die dritte Da-Vinci-Sensation in diesem Jahr: Im Februar wurde eine "Mona-Lisa"-Version aus dem Prado in Madrid mit breitem Konsens als Werk erkannt, das zeitgleich mit dem Original in Leonardos Werkstatt entstand. Im März präsentierte der Experte Maurizio Seracini Farbspuren aus dem Palazzo Vecchio in Florenz als Hinweis auf Leonardos verschollenes Fresko "Die Schlacht von Anghiari". 2011 wurde ein Christusbild als wiederentdecktes Leonardo-Original in der Londoner National Gallery gezeigt – auch wenn nicht alle Zweifel ausgeräumt waren.

An Mona Lisas besteht indes kein Mangel: Erst im Oktober 2010 versteigerte das Wiener Dorotheum eine Nachahmung aus dem 16. oder 17. Jahrhundert um 67.400 Euro; 2002 ging eine andere Version um 149.160 Euro weg.

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