Die richtigen Antworten gibt das Leben

In "Slumdog Millionär" rückt Danny Boyle die Schattenseiten der aufstrebenden Megacity Mumbai ins Rampenlicht. Liebe und Happy End inklusive.

Wellblechhütten, atemberaubend enge Gassen, kein fließendes Wasser, keine Bildung, keine Zukunft. Trotzdem herrscht in den Slums von Mumbai reges treiben – überall wird verhandelt, repariert, gekocht und gebacken. Mittendrin: Das Gebrüderpaar Jamal und Salim Malik, das mit rund 250 Millionen Indern das selbe Schicksal teilt und in in völliger Armut lebt. Genau dort siedelt der britische Regisseur Danny Boyle ("Trainspotting", "The Beach") das Sozialdrama "Slumdog Milionär" an. Jenen Film, der bereits weltweit in aller Munde ist und der Konkurrenz bei so gut wie jedem Filmfestival die Show gestohlen hat. Auch bei den Oscars, dort staubte der Film gleich acht Oscars ab und verbannte damit den zweiten Favoriten "The curious case of Benjamin Button" in die Ränge.

Schicksal

Danny Boyle lässt einen in knapp zwei Stunden nie wirklich durchatmen. Er erzählt die von Vikas Swarup stammende Buchvorlage "Rupien! Rupien!" mittels Rückblenden, bei denen man die Geschichte aber nie aus den Augen verliert.
Mit rasanten Schnitten vervollständigt er das Puzzle, auf dem die Antwort folgender Frage geschrieben steht: Wie hat Jamal, ein aus den Slums von Mumbai stammender junger Mann, es bloß schaffen können, bis zur 20-Millionen-Rupien-Frage von "Wer wird Millionär?" vorzudringen? Woher hat er die Lösungen? Kann er auch noch die finale Frage richtig beantworten? Die grelle Sirene der Millionenshow ertönt und vertagt die Entscheidung auf den nächsten Tag. Kumar Prem (Anil Kapoor), der schleimige wie hinterlistige Gastgeber der Show, schnauft erleichtert durch, moderiert ab und ist froh über die Vertagung der Entscheidung. Denn er kann und will es nicht glauben, dass Jamal, ein Tea-Boy bei einer riesigen Mobiltelefonfirma, über Nacht zum Millionär werden kann. Und so lässt er die Polizei vorfahren, die vom Slumjungen nur eines hören will – und zwar dass er bei der Show betrogen hat. Aber alle Prügel und Foltermethoden sind vergeblich. Jamal baumelt gefesselt von der Decke, spuckt das in seinem Mund gesammelte Blut aus und sagt: "Ich wusste einfach die Antworten". Ihn hat das auch überrascht, aber er kann sein Wissen erklären. Gemeinsam mit dem Inspektor geht er die Fragen noch einmal durch und erläutert, warum er diese bei der Show richtig beantworten konnte. Jamal setzt dabei stückchenweise die Teile seiner ungewöhnlichen Lebens- wie Leidensgeschichte zusammen, die neben vielen seelischen Wunden auch die richtigen Antworten parat hält. Alles dreht sich dabei um einen Namen: Latinka, jenes bildhübsche Waisenmädchen, um das sich Jamal als kleiner Junge väterlich kümmert. Einerseits. Andererseits verlor er sich dabei auch in ihren schokobraunen Augen – für immer.

Das Schicksal dieser Liebenden spitzt die ohnedies schon packende Geschichte weiter zu. Die beeindruckenden Bilder einer boomenden Megacity erledigen den guten Rest. Das macht "Slumdog Millionär" zu einem filmischen Meisterwerk, das den Aufstieg Indiens zur Wirtschaftsmacht in ein fesselndes wie farbenprächtiges Liebesdrama hüllt. Am Ende bleibt die 20-Millionen-Rupien-Frage, vier Antworten, ein Telefonjoker und die Gewissheit, dass die Liebe – jetzt mal abgesehen vom Tod – letztendlich doch immer siegt.

Filmstart in Österreich: 20. März

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