Die perfekte Welle

Die K-Pop-Performer Boys Republic kommen am 12. Juli nach Wien. Fans überlegen im Internet schon, wie sie ihre Idole beschenken können
Die Popkultur aus Südkorea ist in Österreich angekommen.

Wer K-Pop beschreiben soll, tut sich schwer. Hat das etwas mit "Gangnam Style" zu tun? Ja, aber das ist ein sehr, sehr kleiner Ausschnitt. K-Pop, kurz für Koreanischen Pop, ist Lifestyle und Milliardengeschäft. Und als Kulturexport im Zuge der "koreanischen Welle" von Nachbarländern skeptisch beäugt.

In den 1990ern nach ursprünglich westlichem Vorbild entstanden, erobert die Popkultur aus Südkorea spätestens seit dem Welthit von Park Jae Sang, vulgo Psy, im Jahr 2012 auch den Westen.

Oft androgyn wirkende Boy- und Girlbands performen dabei eine energiegeladene Mischung aus Rap und Elektrobeats mit diversen anderen musikalischen Einflüssen. Gesang (großteils Koreanisch, mit einzelnen englischen Wörtern) ist dabei mindestens so wichtig wie perfekte Choreografie. Kritiker monieren, dass Talentagenturen schon zehnjährige Kinder unter Vertrag nehmen, um sie jahrelang zu drillen.

Eine Industrie

Doch K-Pop ist eben mehr als Tanz und Gesang: Es ist, wie die K-Pop-Forscherin Sang-Yeon Sung vom Korea-Institut der Uni Wien es ausdrückt, ein "Gesamtpaket". Und es ist eine Industrie. Von TV-Serien bis zu Kosmetikprodukten vermarktet Südkorea sein Pop-Image. Das Time Magazine nennt K-Pop "Südkoreas wichtigsten Export". Und niemand ist so effizient in Sachen Exportförderung wie das Internet. Korea gehört zu den am besten vernetzten Ländern der Welt. Der Fanwahn, den die koreanische Netz-Kultur ermöglicht, ist schwer mit westlicher Pop-Kultur vergleichbar. Das Wort "Idol" ist ernst gemeint. Per Internet hat K-Pop vor einigen Jahren auch seinen Weg nach Österreich gefunden. Das Phänomen ist langsam gewachsen. Ein YouTube-Video zeigt den ersten österreichischen K-Pop-Flashmob im Jahr 2011 vor dem Wiener Museumsquartier. Eine handvoll Jugendlicher turnt darin vor einem CD-Player bei der U2-Station. Mit viel Ambition, aber überschaubarer Perfektion – weit weg jedenfalls vom koreanischen Drill. Mittlerweile ist man auch hier wesentlich professioneller geworden. Die Facebook-Seite "Austrian KPOP Community", die sicher nur einen Ausschnitt der Szene darstellt, hat heute rund 900 Mitglieder und wird derzeit von 367 Personen "geliked." K-Pop mache aus westlichen Einflüssen etwas ganz Eigenes, erklärt der angehende Einzelhandelskaufmann Maximilian Schönbäck seine Faszination. Andere Schönheitsideale und teils auch andere Weltanschauungen "fließen in die Kunst ein".

Die perfekte Welle
privat
Auch Shawn-Michael Honrado (im Bild mit seiner Tanzgruppe „Guess What?“) der an der Montan-Uni in Leoben industrielle Energietechnik studiert, sieht im K-Pop "mehr als Musik": "K-Pop ist für mich eine Lebenseinstellung." Dem 19-jährigen aus Wien-Donaustadt imponiert der harte Konkurrenzkampf, der hier herrscht. "Justin Bieber ist berühmt geworden und das war’s. Im K-Pop musst du härter arbeiten", glaubt er. Honrado wird kommenden Freitag mit seiner Band beim Wien-Bewerb des K-Pop World Festival sein Glück versuchen. Der vom Südkoreanischen Außenministerium und der koreanischen Fernsehstation "KBS" organisierte Tanz- und Gesangswettbewerb wird in 90 Ländern ausgetragen. 15 Gewinner dürfen zum Finale nach Korea.

Voriges Jahr schaffte es tatsächlich eine Österreicherin ins Finale: "Das war schon eine unglaubliche Erfahrung", erzählt die 25-jährige Salzburgerin Helena Dimmel von ihrem Auftritt als koreanisch singende blonde Österreicherin. 30.000 Zuschauer jubelten ihr im Stadion im südkoreanischen Changwon zu, es folgten TV- und Showangebote. Doch Dimmel, leidenschaftliche Jazzsängerin, entschied sich zunächst dafür, ihr Dolmetschstudium in Österreich fertigzustellen. Danach will sie zurück nach Korea, "schauen, was passiert."

Das Korea Kulturfestival am Irissee im Donaupark vom 24. bis 27. Juni

65 Jahre nach dem Ausbruch des Koreakriegs ist es Südkorea gelungen, eine Imagekorrektur vorzunehmen: Heute ist das Land stolz auf seine Außenwirkung und exportiert im Rahmen der „koreanischen Welle“ Kultur von Seifenopern bis Pop-Musik – allesamt Renner im asiatischen Raum. Zu Wien hat Südkorea eine besondere Beziehung: Der erste südkoreanische Präsident Rhee Seung-man war mit der Wienerin Franziska Donner verheiratet und ihre Heimatstadt war die erste, die Hilfslieferungen nach Südkorea schickte. Ihr zu Ehren wird am 25. Juni das Korea Kulturfestival im Korea Kulturhaus in der Franziska-Donner-Straße im Donaupark eröffnet. Schon am Mittwochnachmittag wird die Werbetrommel dafür in Form eines „Flashmobs“ um 15 Uhr am Michaelerplatz gerührt. Klassische und traditionell koreanische Musik stehen im Zentrum der 30-minütigen Performance. Das eigentliche Eröffnungskonzert findet dann am Donnerstag im Korea Kulturhaus am Irissee im Donaupark statt. Freitag und Samstag geht’s weiter mit Film, Literatur, Tanz, Performance und Musik: Ein Höhepunkt ist Freitagabend die Finalrunde des K-Pop-Festivals, ebenfalls im Kulturhaus im Donaupark. Anschließend folgt zeitgenössisches koreanisches Kino.
Den Abschluss bildet am Samstag ein Abend mit koreanischer Filmmusik im Wiener Konzerthaus.
Alle Informationen unter www.koreakulturhaus.at.

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