Die Nacht der langen Hasenohren

Hase mit den Bernsteinaugen, Netsuke aus Familienbesitz von Edmund de Waal
Am Samstag lädt der ORF wieder zur Langen Nacht der Museen: Sammlungen in ganz Österreich sind zu entdecken

Es ist nur Zufall – oder doch eine subtile Form des Wettkampfs? Die „Lange Nacht der Museen“ nimmt heuer nämlich deutliche Züge eines Hasenrennens an.
Die Albertina entschloss sich, ihr berühmtestes Stück, Albrecht Dürers „Feldhasen“ von 1502, anlässlich des Publikums-Großaufgebots am kommenden Samstag nach langem wieder für sieben Stunden aus dem Depot zu holen.

Die Nacht der langen Hasenohren
Albrecht Dürer, Feldhase, 1502, Albertina, Wien, honorarfrei
Prompt ließ das Kunsthistorische Museum(KHM) damit aufhorchen, dass es in der Museumsnacht den „Hasen mit den Bernsteinaugen“ zeigen würde – jene japanische Netsuke-Kleinskulptur, an der sich im gleichnamigen Bestseller des Autors und Künstlers Edmund de Waal eine faszinierende Familiengeschichte entspinnt. Eine von de Waal gestaltete Ausstellung – in der obendrein Dürer eine zentrale Rolle spielt – eröffnet das KHM erst am 10.10.

Ein Hasenkopf steht derzeit auch vor dem Belvedere, er gehört zum Zyklus der Sternkreiszeichen (Zodiac Heads), die der Künstler Ai Weiwei hier platzieren ließ. Die Köpfe liefern am Samstag die Vorlage für Bastelworkshops (18–22 Uhr).

Dass es im Naturhistorischen Museum (NHM) präparierte Hasen zu sehen gibt (Saal 33), sei an dieser Stelle ebenso erwähnt wie der Umstand, dass das MAK über eine tolle Netsuke-Sammlung verfügt.

Allein das Technische Museum (TMW), in dessen Online-Inventar sich ein Tamagotchi-Hase und eine Anzahl von Hasenfellen (!) finden, hinkt im Rennen ein wenig hinterher. Dennoch bietet es in der „Langen Nacht“ tolles Programm, u. a. mit der Performance eines Müllmonsters.

Im Kern ist die „Lange Nacht der Museen“ aber eine großartige Gelegenheit, abseits der bekannten Institutionen eine ungemein reichhaltige Welt von Sammlungen zu entdecken. Spezial-Institute wie das „Kaiser Franz Joseph Hutmuseum“ oder das „Museum für Verhütung und Schwangerschaftsabbruch“ ebenso wie zahllose Bezirks- und Gemeindemuseen präsentieren sich als Speicher von Geschichte. Ein reines Hasenmuseum gab es übrigens 23 Jahre lang im Schweizerischen Bubikon. Es musste 2014 schließen.

INFO

Museen in ganz Österreich bieten von 18 bis 1 Uhr Sonderprogramme, Shuttlebusse verkehren zwischen Standorten. Tickets:
15 € / 12 € ermäßigt, regionale Museen 6 €. Infos: langenacht.orf.at

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