Die Grenzen des Museumswachstums
Die Wolken hatten sich zwar schon verdichtet, der Blitz schlug dann aber doch überraschend ein: Dienstagabend wurde bekannt, dass Thomas P. Campbell, Chef des New Yorker Metropolitan Museums, abdankt. Der Umbruch im größten Kunstmuseum der USA wirkt über die amerikanische Szene hinaus: Denn er erschüttert ein Modell des Kulturbetriebs, der private Geldgeber massiv beansprucht und auf ungebremstes Wachstum baut.
Zu viel, zu schnell
Campbell investierte nicht nur massiv in neues „Branding“ und digitale Aktivitäten: Zum 150-Jahr-Jubiläum des Hauses 2020 wollte er einen neuen Gebäudeteil des Architekten David Chipperfield eröffnen. Für diesen hätten 600 Millionen US-Dollar gesammelt werden sollen – die Umsetzung wurde nun jedoch auf Eis gelegt.
Als Zwischenquartier ließ Campbell auch das Gebäude von Marcel Breuer, in dem zuvor das Whitney Museum of American Art residiert hatte, adaptieren: Das „Met Breuer“ war wiederum hilfreich, um den Sammler Leonard Lauder dazu zu bewegen, dem Museum seine Kubismus-Kollektion zu vermachen. Obwohl das vor einem Jahr eröffnete Haus mit 557.000 Besuchern unerwartet hohen Zuspruch fand, bohrte es ein Loch ins Budget – die Einrichtung verschlang über 12 Millionen, der Betrieb braucht 17 Millionen Dollar im Jahr.
Kultur folgt Konjunktur
Öffentliche Gelder machen im Budget des Metropolitan Museums nicht einmal neun Prozent aus. Rund ein Drittel stammt von Erträgen eines 3,2 Milliarden Dollar schweren Investment-Portfolios, die mit der Börsenlage allerdings schwanken – Campbell brauchte daher auch Rücklagen auf. Gemeinsam mit Spenden machten sie ein weiteres Drittel des Budgets aus, die restlichen Erträge – aus Tickets und Shops – schwächelten ebenso. Den Höhenflug von Campbells Plänen konnte dieses System nicht mehr mitmachen: Der Pilot wählte also den Schleudersitz.
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