Die Salzburger Festspiele und das Schauspiel – früher war mehr Erregung
Sehr geehrtes Kulturamt!
Sie haben ja bestimmt mitbekommen, dass die ehemalige Schauspielchefin der Salzburger Festspiele, Marina Davydova, dem Intendanten Markus Hinterhäuser „psychische Probleme“ vorwirft und auch sonst wild um sich haut. Endlich wieder etwas los in Salzburg! Daher: Davydova for Festspiel-president! Machen Sie sich bitte dafür stark.
Mit freundlichen Grüßen, M. F.
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Sehr geehrte M. F.,
vielen Dank für Ihr Schreiben, dessen Einlangen wir hiermit bestätigen (Geschäftszahl 24/2025). Gleich vorweg müssen wir Ihnen jedoch mitteilen, dass wir Ihr Ansinnen nicht weiter zu verfolgen gedenken, schon deshalb nicht, weil die Präsidenten-Bestellung in Salzburg politisch ähnlich komplex zu sein scheint sein wie Koalitionsverhandlungen nach einem Wahlsieg Kickls. Sie können uns aufgrund einer gewissen Expertise, die wir für uns in Anspruch nehmen, auch glauben: Die Festspiele können froh sein, dass Frau Davydova weg ist.
Es stimmt schon, dass es amüsant sein kann, wenn in Salzburg die Erregung weit über künstlerische Produktionen hinausreicht. Ältere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Kulturamtes erinnern sich noch an die Erwürgungsaffäre, die ihren Namen davon hat, dass der einstige Schauspielchef Frank Baumbauer hörbar darüber fabulierte, dass er die damalige Festspielpräsidentin Helga Rabl-Stadler am liebsten erwürgen würde, unter anderem deshalb, weil sie eine Geige nicht von einer Flöte unterscheiden könne (womit er nachweislich unrecht hatte).
Emeritierte Mitarbeiter des Kulturamtes wissen sogar noch, dass es anno 1972 einen Skandal aufgrund eines Wunsch des Autors Thomas Bernhard nach Ausschalten des Notlichtes gab. Theatermenschen scheinen also in Salzburg besonders aufmüpfig zu sein, was ja oft mit Leidenschaft einhergeht.
Der Unterschied zum aktuellen Fall (sofern es überhaupt ein solcher ist) ist nur: Bei letzteren Beispielen handelte es sich um kompromisslose Größen Ihres Faches. Bei Frau Davydova ist nicht einmal beim besten Willen zu erkennen, welche kreativen Spuren sie hinterlassen haben sollte. Die Intensität ihrer Auflehnung ist also indirekt proportional zum künstlerischen Ergebnis. Sie scheint das Wesen der Festspiele nicht verstanden und diese mit einer Nebenschiene der Wiener Festwochen verwechselt zu haben (wo sie ebenfalls unter Hinterhäuser kurz tätig war). Wenn sie also jemand zurücknimmt, dann eher die Institution in Wien. Dort würde sie in Bezug auf die aktuelle Relevanz sogar hinpassen.
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