Die Favoritinnen für den Bachmann-Preis

Die Favoritinnen für den Bachmann-Preis
Maja Haderlap (Ö) und Nina Bußmann (D) haben sich beim dreitägigen Wettlesen als aussichtsreichste Kandidatinnen gezeigt. Die Preise gibt's am Sonntag.

Die Favoritenrolle vor der entscheidenden Jurysitzung am (morgigen) Sonntag bei den 35. Tagen der deutschsprachigen Literatur ist in diesem Jahr eindeutig weiblich besetzt. Sowohl die Kärntner Autorin Maja Haderlap als auch die Deutsche Nina Bußmann dürften gute Chancen auf den Hauptpreis haben. Dabei könnten die beiden Frauen unterschiedlicher nicht sein, sowohl in der Vita als auch in ihrer Literatur. Preisverdächtig ist auch Julya Rabinovich, ebenso wie Steffen Popp.

Drei Tage lang wurden Juroren und Zuhörer im Klagenfurter ORF-Theater mit einer geballten Ladung Literatur bombardiert. Es gab viele Romanauszüge, die meisten aus Werken, die bald auf den Markt kommen. Aus der Mode gekommen scheinen Ich-Erzählungen, auch wenn Mitfavoritin Haderlap mit einer solchen antrat. Introspektive Texte treten ebenfalls nicht mehr so stark in Erscheinung, und der Humor ist weiterhin eine No-go-area beim Bachmann-Wettbewerb, auch wenn Thomas Klupp und Maximilian Steinbeis durchaus ihre Lacher hatten.

Bachmann-Preis: Totgesagte leben länger

Während Klupp trotz ambivalenter Akzeptanz durchaus seine Chancen hat, dürfte der dritte österreichische Teilnehmer, Daniel Wisser, wohl nicht in der Ziehung sein. Zumindest auf die Shortlist gelangen dürfte Leif Randt, was auch Maximilian Steinbeis gelingen könnte. Ob es für einen Preis reicht, bleibt abzuwarten.

Eine fast durchgehend wirklich gute Performance lieferte die Jury. Dass der Vorsitzende Burkhard Spinnen die Gabe hat, pointiert und bissig zu formulieren, ist eine altbekannte Tatsache. Dass die in den vergangenen Jahren eher zurückhaltenden Paul Jandl und Hubert Winkels sich ebenfalls teilweise zu echten "Sagern" hinreißen ließen, war hingegen neu. Die Rückkehr von Daniela Strigl ging völlig friktionsfrei über die Bühne, sie fügte sich in das siebenköpfige Ensemble, zu dem noch Hildegard Keller, Meike Feßmann und Alain Claude Sulzer gehören, ein, als sei sie nie weg gewesen.

Die Favoritinnen für den Bachmann-Preis

Die Kritiken waren insgesamt gesehen sehr genau, die öffentlichen "Hinrichtungen" von Autoren gibt es ja zum Glück schon längere Zeit nicht mehr. Dennoch wurden echte oder vermeintliche Schwächen in den Texten deutlich angesprochen, es wurde engagiert und auf hohem Niveau debattiert. Auch nach dem Ende des jeweiligen Lesetages wurde weiter diskutiert, wozu auch die entspannte Atmosphäre im und vor dem Klagenfurter ORF-Theater beitrug.

Der Bachmann-Wettbewerb wurde schon oft totgesagt, ein Verdikt, das im Übrigen dieses Jahr in der Vorberichterstattung völlig fehlte. Es war und ist ohnehin falsch, das Einzige, was diesen Wettbewerb "umbringen" könnte, wären ökonomische Entscheidungen. Und da ist doch zu hoffen, dass der ORF seinen Bildungsauftrag ernst nimmt, denn mit kaum einer anderen Veranstaltung erfüllt er ihn derartig vollständig.

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