Die Favoriten für den vierten Filmpreis

Ursula Strauss denkt in Götz Spielmanns Drama "Oktober November" am Sterbebett des Vaters über ihr eigenes Leben nach.
"Oktober November", "Deine Schönheit ist nichts wert" und "Soldate Jeanette" sind in der Königskategorie nominiert.

Deine Schönheit ist nichts wert", "Oktober November" und "Soldate Jeanette" rittern um den Titel als bester österreichischer Spielfilm 2014. Eines dieser drei Werke wird am 22. Jänner bei der Gala in Grafenegg (NÖ) gekürt, wie bei der prominent besetzten Bekanntgabe der Nominierungen für den 4. Österreichischen Filmpreis am Mittwoch verlautbart wurde.

Neben Hüseyin Tabaks Flüchtlingsfilm "Deine Schönheit ist nichts wert" und dem Familienkammerspiel "Oktober November" von Altmeister Götz Spielmann zählen auch Antonin Svobodas Biopic "The strange case of Wilhelm Reich" und Gustav Deutschs Edward-Hopper-Reprise "Shirley - Visions of reality" mit je fünf Nominierungen zu den Favoriten der heurigen Saison. Dieses Führungsquartett wird ergänzt durch Marvin Krens Alpenhorror "Blutgletscher" mit vier und Anja Salomonowitz' Asyldokumentarfilm "Die 727 Tage ohne Karamo" mit drei Nennungen. Daniel Hoesls Debüt "Soldate Jeanette" hat neben der Nominierung als bester Spielfilm noch in der Sparte " Bestes Drehbuch" Chancen auf eine Trophäe.

Regisseur des Jahres

Als Regisseur des Jahres matchen sich Katharina Mückstein ("Talea"), Götz Spielmann und Hüseyin Tabak, während als bester Darsteller Klaus Maria Brandauer ("The strange case of Wilhelm Reich"), Gerhard Liebmann ("Blutgletscher") und Abdulkadir Tuncer ("Deine Schönheit ist nichts wert") ins Rennen gehen. Bei den Damen sind dies Maria Hofstätter ("Paradies: Glaube"), Natalie Press ("Where I belong") und Ursula Strauss ("Oktober November"). In der renommierten Dokumentarfilmkategorie treten "Die 727 Tage ohne Karamo", "Alphabet" und "Meine keine Familie" gegeneinander an.

Als Neuerung im vierten Jahr des Preises wird es im Wiener Rathaus am Abend vor der Verleihung ein Treffen aller Nominierten geben. "Nicht jeder kennt jeden", freute sich Galaorganisator und Regisseur Markus Schleinzer über die Gelegenheit zur Vernetzung.

ORF

Stark gecovert wird der Filmpreis vom ORF, wie Fernsehfilmchef Heinrich Mis versprach: "Wir feuern wie die Wahnsinnigen aus allen Rohren." ORF III begleitet die Gala mit einem "Kultur Heute Spezial", bevor Michael Glawoggers Siegerdokumentarfilm des Vorjahres, "Whore's Glory", und die nominierten Kurzfilme zu sehen sind. ORF eins begeht am 23. Jänner, einen Tag nach der Verleihung in Grafenegg, eine "Lange Nacht des österreichischen Films", in deren Rahmen Wolfgang Murnbergers "Mein bester Feind" den Auftakt macht, dem dann um 22 Uhr eine Sondersendung zum Filmpreis und danach Ulrich Seidls "Paradies: Liebe" folgen.

"Es war ein besonders erfolgreiches Jahr des österreichischen Films", unterstrich Oscar-Preisträger Stefan Ruzowitzky als neuer Präsident der Akademie des Österreichischen Films - ein Amt, das er gemeinsam mit Co-Präsidentin Ursula Strauss bekleidet. Das breite Spektrum der Nominierten zeige, dass kulturpolitisch in der Vergangenheit einiges geschehen sei. In manchen Bundesländern liege die Filmförderung aber noch im Argen: "Wenn man von den Musterschülern Niederösterreich und Wien absieht, gibt es einiges zu tun." Er werte die erstmalige Ausrichtung der Gala in Grafenegg jedenfalls als Zeichen für das "kulturfreundliche Klima" in seinem Land, nahm Niederösterreichs Landeshauptmann Erwin Pröll (ÖVP) das Kompliment an.

Förderungen

Der neue Kulturminister Josef Ostermayer (SPÖ) fühlte sich in seinem Amt von den Filmschaffenden finanziell gefordert: "Jetzt ist die Rolle so, dass es eine Erwartungshaltung in Richtung Füllhorn gibt - ich kann es Ihnen jetzt aber nicht versprechen." Bis zur Gala in Grafenegg werde er hoffentlich mehr wissen, stellte er aber Neuigkeiten in Aussicht. Ansonsten freute sich der SP-Politiker über seine neue Aufgabe. "Ich habe in der Vergangenheit eine Neigung gehabt für Kunst und Kultur, und jetzt habe ich die schöne Gelegenheit, dass die Neigung zur Pflicht wird", meinte er vor Journalisten. Wirtschafts- und Wissenschaftsminister Reinhold Mitterlehner (ÖVP) betonte indes, dass eine größere Breite und bessere Tiefe bei der Förderung das Gebot der Stunde seien bei den neun bis zehn Millionen Euro, die man über die Förderschiene FISA ins System pumpe.

Bester Spielfilm:
Deine Schönheit ist nichts wert Regie: Hüseyin Tabak
Oktober November Regie: Götz Spielmann
Soldate Jeannette Regie: Daniel Hoesl
Bester Dokumentarfilm:
Die 727 Tage ohne Karamo Regie: Anja Salomonowitz
Alphabet Regie: Erwin Wagenhofer
Meine keine Familie Regie: Paul-Julien Robert
Beste Regie:
Katharina Mückstein Talea
Götz Spielmann Oktober November
Hüseyin Tabak Deine Schönheit ist nichts wert
Beste Darstellerin:
Maria Hofstätter Paradies: Glaube
Natalie Press Where I Belong
Ursula Strauss Oktober November
Bester Darsteller:
Klaus Maria Brandauer The strange case of Wilhelm Reich
Gerhard Liebmann Blutgletscher
Abdulkadir Tuncer Deine Schönheit ist nichts wert
Bestes Drehbuch:
Selina Gnos, Katharina Mückstein Talea
Daniel Hoesl Soldate Jeannette
Hüseyin Tabak Deine Schönheit ist nichts wert
Bester Kurzfilm:
Erdbeerland Florian Pochlatko
Spitzendeckchen Dominik Hartl
Trespass Paul Wenninger
Beste Kamera:
Martin Gschlacht Oktober November
Jerzy Palacz Shirley - Visions of reality
Martin Putz Die 727 Tage ohne Karamo
Bestes Kostümbild:
Julia Cepp Shirley - Visions of Reality
Tanja Hauser The strange case of Wilhelm Reich
Natalie Humphries Where I belong
Beste Maske:
Sam Dopona The strange case of Wilhelm Reich
Michaela Haag Shirley - Visions of reality
Susanne Weichesmiller, Roman Braunhofer Blutgletscher
Beste Musik:
Christian Fennesz Shirley - Visions of reality
Bernd Jungmair, Stefan Jungmair The strange case of Wilhelm Reich
Judit Varga Deine Schönheit ist nichts wert
Bester Schnitt:
Emily Artmann Population Boom
Oliver Neumann Meine keine Familie
Daniel Prochaska Blutgletscher
Bestes Szenenbild:
Gustav Deutsch Shirley - Visions of reality
Christoph Kanter Ludwig II.
Katharina Wöppermann The strange case of Wilhelm Reich
Bester Ton:
Hjalti Bager-Jonathansson, Veronika Hlawatsch, Alexander Koller Die 727 Tage ohne Karamo
Heinz K. Ebner, Bernhard Bamberger, Bernhard Maisch Oktober November
Dietmar Zuson, Nils Kirchhoff, Philipp Kemptner, Bernhard Maisch Blutgletscher

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