Die doppelte Sophie Scholl im Landesgericht

Die doppelte Sophie Scholl im Landesgericht
Kritik. Eine gut gemeinte Lektion in Zivilcourage.

Gut gemeint ist hier auf keinen Fall das Gegenteil von gut. Es ist nur nicht ganz überzeugend. Dazu ist der Spagat, den das Stück "Name: Sophie Scholl" zu bewältigen hat, einfach zu groß.

Im Großen Schwurgerichtssaal des Wiener Landesgerichts für Strafsachen zeigt das Theaterhaus Dschungel Wien in Zusammenarbeit mit werk89 Rike Reinigers Jugendstück um eine junge Juristin, deren Namensgleichheit mit der berühmten Widerstandskämpferin einen lebenslangen Schatten wirft: So zu heißen wie jemand, der sein Leben dem Kampf gegen das Hitler-Regime geopfert hat, ist eine Herausforderung, die moralische Makellosigkeit verlangt.

Darstellerin Suse Lichtenberger gelingt bravourös, was Lehrern täglich gelingen muss: Mäßig interessierte Schüler über eine Stunde in Bann zu halten (die Rezensentin sah das Stück in Anwesenheit mehrerer Schulklassen). Ohne Technik, ohne Kulisse. In Jeans und Bluse steht Lichtenberger allein im Saal und erzählt aus dem Leben der doppelten Sophie: Jenem der Jusstudentin, die in einen Prüfungsbetrug verwickelt wird und als Entlastungszeugin aussagen soll, und dem der Heldin der "Weißen Rose": Die zufällige Namensgleichheit, so insinuiert das Stück, verlangt nachgerade Zivilcourage. Eine etwas aufgesetzte Parallele. Das weiß wohl auch die Autorin und beschwört: Nicht um Heldentum geht es hier, sondern um das "Aufrechtgehen". Zivilcourage, eine sehr breite Klammer.

KURIER-Wertung:

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