Die Bastel-Biennale von Venedig
Was tun Künstler eigentlich den ganzen Tag? Ein Klischee sagt: Sie hängen herum. Diese Vorstellung wird am Eingang des Zentralpavillons der Venedig-Biennale, wo das erste Kapitel der Hauptausstellung „Viva Arte Viva“ anhebt, bekräftigt – Fotos des dösenden Mladen Stilinović, genannt „Der Künstler bei der Arbeit“, hängen da unübersehbar. Gleich ums Eck belehrt dann Franz West, dass es bei der Kunst nicht ums Faulenzen, sondern um „Otium“, den kreativen Müßiggang, gehe.
Stand der Kunst
Die so genannte Internationale Ausstellung soll den Grundton der Biennale (bis 26.11.) vorgeben und auch etwas über den gegenwärtigen Stand der Kunst aussagen. Christine Macel, die Chefkuratorin des Events, hatte vorab betont, Künstler und Künstlerinnen in den absoluten Mittelpunkt der Schau setzen zu wollen – ein Gegenstatement zum Programm ihres Vorgängers Okwui Enwezor, der 2015 nach vielfacher Ansicht den politisch-systemkritischen Zeigefinger etwas zu oberlehrerhaft geschwungen hatte.
Gleichwohl scheint Macel von der Idee besessen zu sein, dass das, was in des Künstlers Werkstatt – sozusagen hinter der Bühne – passiert, grundsätzlich interessanter ist als die Präsentation auf der Bühne selbst. Im Zentralpavillon begegnet einem gleich mehrfach die Atelieratmosphäre als Ausstellungsstück: Olafur Eliassons Lampenbau-Workshop mit Migranten, ursprünglich in Francesca Habsburgs „TBA21“ im Wiener Augarten gestartet, hat einen prominenten Platz.
Kunsterziehung
Dabei hat Macel durchaus vor, zu einem alternativen Kunstbegriff hinzuführen. Sie hat den Weg in mehrere Kapitel unterteilt, die sie „Pavilions“ nennt – es gibt welche für „die Gemeinschaft“, für „die Erde“, für „Traditionen“, für „Schamanen“. Jawohl, Schamanen: Denn das Esoterische darf hier wieder Kunst sein. Ernesto Netos igemeinsam mit Amazonas-Bewohnern gebauter Ritual-Ort – auch er war schon bei TBA21 in Wien zu sehen – macht es vor.
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