Die auf der Wurst reitet: Miley Cyrus zeigt Wien die Zunge

Die aktuelle Aufregerin des Popbusiness tritt heute in der Wiener Stadthalle auf.

Heute ist es mal wieder so weit: Das Abendland wird untergehen. Oder zumindest die Kultur und die Moral.

Oder, wenn nichts Wichtigeres, dann die Popmusik.

Irgendetwas wird schon untergehen, denn die derzeitige Skandalgarantin des Pop ist in Wien: Miley Cyrus wird auf einer fliegenden Hot-Dog-Wurst reiten, eine Zungenrutsche runterrutschen und mit türkisen Teddybären tanzen. Bitte, die steckt dauernd die Zunge raus! Und sie hat wenig an!

In einer der schönsten Traditionen des Pop dient die schrille Show (in all ihrer Vorhersehbarkeit und inhaltlichen Biederkeit) als Reibebaum für die Öffentlichkeit: Cyrus lockt auch viele in die Aufregungsfalle, die eigentlich nie Spießer werden wollten. Und (mindestens genauso lustig) auch viele Poppuristen, die das Genre gegen die vermeintliche Zersetzung verteidigen wollen.

Die Aufregung um Cyrus’ Eskapaden ist dann auch das Erstaunlichste an der Karriere der Sängerin: Die schon Jahrzehnte gepflegten Popprovokationen – wir denken kurz an Robbie Williams’ Hinternshow – funktionieren ja doch noch. Dabei dachten wir schon, alles sei egal. Cyrus ist sich der Tradition bewusst, in der sie steht: "Hat irgendjemand schon mal etwas von Rock ’n’ Roll gehört?", fragte sie, angesprochen auf Kritik an ihrem wilden Leben, in einem Interview mit der New York Times.(Runterscrollen um weiterzulesen

Bilder von der "Bangerz"-Tour: Miley reitet die Wurst

Die auf der Wurst reitet: Miley Cyrus zeigt Wien die Zunge

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Abgelegt

Ihr halbes Leben lang steht Cyrus, bekannt geworden in "Hannah Montana", bereits im Rampenlicht; nun hat sie mit den vertraglichen Ketten des Disney-Konzerns gleich auch den Großteil ihrer Kleidung abgeworfen. Und sie mischt seitdem mit jenen Bildern, an denen man nicht vorbeikommt, das Popbusiness auf. Cyrus ist eine zeitgemäße Ausformung dessen, was man uns schon in den 80ern vorsang: "Ich will Spaß. Ich will Spaß. Ich will Spaß. Ich will Spaß. Ich geb Gas."

Das Zweiterstaunlichste an der Karriere von Cyrus ist jedenfalls, dass ihre knappen Einteiler-Outfits von namhaften Designern stammen. So große Namen, so kleine Kleidungsstücke. Da sage noch mal einer, Popmusik ist leicht verdientes Geld.

Dass die Sängerin mit nicht eben hochorigineller Musik berühmt geworden ist, ist hingegen gar nicht erstaunlich. Cyrus mischt die Genres munter durch, dabei kommt viel Eingängiges und wenig Neues heraus. Genug jedenfalls, um eine Konzerttournee zu bestreiten.

Einen Einspruch gilt es aber zu erheben: Der Text zu "Wrecking Ball" (ja, das Lied, für das Cyrus nackt auf einer Abrissbirne saß) ist unrealistisch. Wissenschaftler an der Universität von Leicester haben nämlich herausgefunden, dass ein Mensch, entgegen Cyrus’ Songtext, gar nicht "wie eine Abrissbirne" einschlagen könnte, ohne ernsthafte Verletzungen zu erleiden.

Provokativ
Vom braven Disney-Star („Hannah Montana“) ist nicht mehr viel übrig. Miley Cyrus ist zum knapp bekleideten Popstar geworden und immer für einen Aufreger gut, wie etwa bei den MTV-Awards. Die 21-Jährige ist nicht zuletzt bekannt für Zungezeigen und explizite Tanzbewegungen, Twerking genannt.

Wien-Konzert
Am Dienstag, in der Stadthalle. Am Montag gab es noch Sitzplatzkarten. Info unter www.stadthalle.com

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