Die Ära Matt endet in der Zirkusarena

Die Ära Matt endet in der Zirkusarena
Kunsthalle Wien: "Parallelwelt Zirkus" ist die letzte Ausstellung des umstrittenen Langzeit-Direktors Gerald Matt.

Nein, es ist keine Ausstellung über die Ereignisse des vergangenen Jahres – auch wenn der Titel "Parallelwelt Zirkus" gut auf die Debatten über die Organisation der Kunsthalle Wien, die Grenzüberschreitungen des langjährigen Direktors Gerald Matt und die Argumentations-Akrobatik seiner Freunde passen würde.

Matt hat die Kunsthallen-Leitung inzwischen abgegeben (die Bewerbungsfrist für die Nachfolge läuft noch bis 20. Mai). Die von ihm schon länger geplante Zirkus-Ausstellung (bis 2. September) wurde mithilfe der Innsbrucker Kunsthistorikerin Verena Konrad und des Kunsthallen-Teams nun sprichwörtlich aus dem Hut gezaubert.

Die resultierende bunte Schau spricht für die organisatorischen Kapazitäten der Mitarbeiter – in Sachen Konzeption und intellektuellem Unterbau kommt sie allerdings mehr als wacklig daher.

Dabei ist es nicht so, dass das Thema "Zirkus" nicht ergiebig wäre: Das Spektakel ist ein ständiger Begleiter der Moderne, seit Seurat und Picasso ließen sich zahllose Künstler von ihm inspirieren.

Undefiniert

Wenn nun die spezielle Verbindung von Gegenwartskunst und Zirkusarena in den Fokus rückt, reicht es allerdings nicht, das Feld der Kunst einfach nach roten Nasen, Akrobaten und seltsamen Tieren abzusuchen. Matt/Konrad tun in ihrer Ausstellung aber nicht viel mehr: Wohl stellen sie Stichwörter wie "Dressur", "Clownerie" und den "Reiz des Fremden" in den Raum, die Begriffe bleiben aber unklar definiert und werden zu Gefäßen, in die irgendwie alles passt. Erwin Wurm darf auf einem Podest Requisiten und Handlungsanweisungen für eine "One-Minute-Sculpture" bereitstellen, Deborah Sengls Zebra-Löwin, zuletzt in der "Tiere"-Schau im Essl Museum gezeigt, wird kurzerhand zum Zirkustier, und eine Clownfigur von Ugo Rondinone kommt neben Freak-Fotos von Ulrike Ottinger zu liegen.

Es gehört zum Fluch von Themen-Ausstellungen, dass die meisten Ideen, die die Künstler bei ihren Werken sonst noch gehabt haben mögen, durch den Fokus auf das Hauptthema ausgeblendet werden. Idealerweise ergibt sich so dennoch eine neue Sicht auf ein Phänomen – die Erkenntnisse der Kunsthallen-Schau jedoch gehen über jene eines Zirkusbesuchs nicht hinaus. Immerhin: Endlich wieder eine Kunst-Ausstellung für die ganze Familie. – Michael Huber

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