Deutscher Verdienstorden für Haneke

epa03514406 Austrian film director Michael Haneke with the 'Deutsches Verdienstkreuz' (German Order of Merit Cross) during a ceremony at the residence of the German embassy in Vienna, Austria, 19 December 2012. EPA/ROLAND SCHLAGER
Eine weitere internationale Auszeichnung für Regisseur Michael Haneke, der die Oscar-Verleihung seiner "Cosi"-Premiere vorziehen würde.

Filmregisseur Michael Haneke ist am Mittwochabend in Wien mit dem Verdienstkreuz Erster Klasse des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet worden. Haneke sei "einer der wichtigsten Vertreter des europäischen Autorenfilms", verlas der deutsche Botschafter Detlev Rünger in seiner Residenz aus der Begründung, und habe mit seinem Werk die Aufmerksamkeit auf das deutschsprachige Kino gelenkt. Der Publizist Peter Huemer würdigte Haneke in seiner liebevoll-humorvollen Laudatio als "einen Großen der Filmgeschichte".

"Eigentlich muss ich mich bedanken"

Der Filmemacher selbst, der seit der zweiten Goldenen Palme im Mai für "Amour" (Liebe) nicht die erste Auszeichnung in diesem Jahr entgegennahm und auch für einen Golden Globe nominiert ist, dankte herzlich für die Ehrung und gab zu, dass er sich gefragt habe, was er denn für Deutschland getan habe. Er sei zwar zufällig in München geboren worden, aber durch und durch Österreicher. "Eigentlich muss ich mich bedanken", sagte Haneke, denn er habe seine berufliche Grundausbildung in Deutschland genossen, bevor er in Österreich mit dem Kinofilm begonnen habe.

Die Verleihung des Verdienstordens fand im Beisein von zahlreicher Prominenz aus Kultur und Politik statt, darunter Andre Heller und Burgtheater-Chef Matthias Hartmann, in intimem Rahmen und mit musikalischer Begleitung statt. Huemer zitierte in seiner 12-minütigen Laudatio Elfriede Jelinek mit den Worten, dass bei Haneke immer alles so sei, "wie es sein muss, nicht wie es sein könnte". Er sei daher ein "Künder der Wahrheit", so Huemer, und "einer der größten lebenden Filmemacher". Hanekes Zugang sei "nicht grausam, sondern zutiefst humanistisch geprägt - aber er erspart einem nichts".

Verzicht auf "Cosi"-Premiere bei Oscar-Nominierung

Der österreichische Filmemacher Michael Haneke wird die Premiere seiner zweiten Operninszenierung, einer Interpretation von Mozarts "Cosi fan tutte" am Madrider Teatro Real, aller Voraussicht nach verpassen - denn einen Tag darauf findet in Los Angeles die Oscar-Verleihung statt. "Wenn ich nominiert bin, werde ich nicht bei der Premiere sein", erklärte Haneke in Wien gegenüber der APA seine Priorität. Der Regisseur gilt mit "Amour" (Liebe) als Favorit im Rennen um den besten ausländischen Film.


Mit Gerard Mortier, der das Teatro leitet, habe er das bereits abgeklärt, so Haneke am Rande der Verleihung des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland. Grundsätzlich will sich der zweifache Gewinner der Goldenen Palme jedoch von den anstehenden Preisverleihungen nicht stressen lassen. "Ich lasse mich überraschen", kommentierte er die "angenehme" Nominierung für einen Golden Globe, "und nehme alles, wie es kommt. Wenn man die Preise nicht kriegt, stirbt man auch nicht."

Haneke ist wie vor drei Jahren gemeinsam mit Christoph Waltz, seinerseits neuerlich für eine Rolle in einem Film von Quentin Tarantino ("Django Unchained"), im Rennen um einen Golden Globe. Die Oscar-Nominierungen werden unterdessen am 10. Jänner, drei Tage vor der Globe-Gala, bekannt gegeben. Für "Amour" hat Haneke mittlerweile wieder eine Reihe von Preisen eingestreift, sein nächstes Filmprojekt verzögert sich aber nicht zuletzt auch durch die Opernregie, mit der er bis Ende Mai beschäftigt ist.

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