Der Widerstand ist weiblich

Der Widerstand ist weiblich
Die Zeit war wie Blei. Doch die Kinder zu klein, um Verfolgung, um Vernichtung zu begreifen.

Nun sind die Kleinen groß und bereit, aufzugreifen, wie sich „Politik“ am Privaten vergriffen hat. La vida después – Das Leben danach ist der Titel eines Lateinamerika- Schwerpunkts der Festwochen. Vier Vertreter des neuen Autorentheaters, Nach- und Mitten-hinein- Geborene, setzen den Stift gegen das Blei an. Arbeiten die Geschichte der Diktaturen ihrer Heimat auf, reflektieren über Opfer- und Täterschaft – und machen allesamt (ein Kontrapunkt zum Machismo?) Frauen zu den Protagonistinnen ihrer Stücke. Der Widerstand ist weiblich. Aktiv. Passiv. So zeigt etwa Lola Arias in Melancolía y manifestaciones – Melancholie und Protest das Krankentagebuch ihrer Mutter, die 1976 nach dem Militärputsch in Argentinien „aus Protest“ in Depressionen fiel. Dem gegenüber stellt Arias die Demonstrationen alter Menschen im Buenos Aires von heute. Der Chilene Guillermo Calderón befasst sich in Villa + Discurso – Villa + Ansprache mit dem Pinochet-Regime. Drei Frauen, zu jung um das Grauen erlebt zu haben, lässt er diskutieren, ob aus der Folter-Villa Grimaldi ein Mahnmal werden soll. Daran schließt sich eine fiktive Abschiedsrede von Michelle Bachelet an – Chiles erster Präsidentin (2006–2010) – selber Opfer von Pinochets Folterknechten und heute Direktorin von UN Women.

 

Vier Vertreter des neuen Autoren theaters arbeiten die Geschichte der Diktaturen ihrer Heimat auf.

In El rumor del incendio – Die Sprache des Feuers setzen sich die mexikanischen Performer von Lagartijastiradas al sol (heißt: Eidechsen, die sich sonnen)mit dem Leben der Guerillakämpferin und LehrerinMargarita Urias Hermosillo auseinander, die ab den1960er-Jahren für die Rechte der Landarbeiter eintrat.In Sobre algunos asuntos de família – Familienangelegenheiten von Jorge Hugo Marín geht es umFamilien geschichten in Kolumbien: Drei Ausschnitteaus vermeintlich privaten Lebenssituationen vonMüttern und ihren Kindern.

Der Widerstand ist weiblich

Dass die Werke dieser jungen Generation von Schreibern/Inszenatoren sich im magischen Realismus zwischen Dokumentation und Fiktion bewegen, macht das Schauen doppelt spannend. Die Themen treffen sowieso. Auch Österreich hat bleierne Zeiten erlebt.

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