"Der Medicus muss im Kino funktionieren"

Oscar-Preisträger Ben Kingsley ist einer der Stars in „Der Medicus“.
Mit "Der Medicus" produzierte Nico Hofmann einen deutschen Blockbuster mit Starbesetzung.

Er ist einer der erfolgreichsten deutschen Produzenten: UFA-Fiction-Chef Nico Hofmann. Mit der Verfilmung von Noah Gordons „Der Medicus“ (Kinostart: 25. 12.) will er von Deutschland aus ein internationales Kinopublikum erobern. „Der Medicus“ erzählt die Geschichte eines Buben im 11. Jahrhundert, der Medizin studieren möchte.

KURIER: „Der Medicus“ war ein Buchbestseller in den 80er-Jahren. Warum passt er gerade jetzt auf die Leinwand?

"Der Medicus muss im Kino funktionieren"
Nico Hofmann, deutscher Regisseur, Filmproduzent und Drehbuchautor.
Nico Hofmann:In meiner Studentenzeit war „Der Medicus“ ein Kultbuch, und ich habe mich damals in die Figur verliebt. UFA-Chef Wolf Bauer und ich haben lange versucht, die Filmrechte zu bekommen. Wir waren vier Mal bei Noah Gordon und haben lange Spaziergänge in Boston gemacht und geredet. Das waren Überzeugungsgespräche, die über Stunden gegangen sind. Es war nicht so, dass er sofort Ja gesagt hätte. Inzwischen hat der Stoff auch eine andere Aktualität, was die Themen betrifft – die Toleranz unter den Weltreligionen, gerade wenn man in den Nahen Osten schaut.

Es gab 17 Drehbuchfassungen – offenbar war die Adaption doch recht schwierig?

Sehr schwierig. Aus so einem komplexen Stoff könnte man eine zehnteilige TV-Serie machen.

Der Film ist 150 Minuten lang und besteht aus gefühlten drei Teilen. Wurde da die TV-Verwertung stark mitgedacht?

Nein, eigentlich gar nicht. Wir haben uns ausschließlich auf den Kinofilm fixiert. Die Wertigkeit, die Besetzung – Stars wie Ben Kingsley oder Stellan Skårsgard – hätten wir niemals fürs Fernsehen bekommen.

Aber der Film kommt doch später als Zweiteiler ins TV?

Ja, so wie Bernd Eichingers „Der Untergang“. Bernd hat auch die Fernsehgelder benutzt, um den Kinoerfolg zu ermöglichen. Wir sind ebenso vorgegangen. Aber was wir wirklich erreichen wollen, ist das Kinopublikum. Wir starten in Deutschland, Österreich, Belgien, Spanien und Russland. „Der Medicus“ muss im Kino funktionieren.

Sie versuchen einen deutschen Blockbuster. Ein großes Risiko?

Die Überlegung ist, den Film auf den lokalen europäischen Märkten zum Erfolg zu führen. Das wäre dann die Startrampe für England und die USA. Dort wartet man erst einmal ab, wie der Film in Europa läuft. Was das Risiko betrifft: Die Ausgangsfrage war, ob Deutschland eine Weltproduktion stemmen kann. Dabei ist das finanzielle Risiko weniger groß als das der Reputation.

Wer ist Ihre Zielgruppe?

Im Grunde genommen wollen wir alle erreichen: die Leser des Buches, jene, die sich noch so halb daran erinnern können und jene, die das Buch gar nicht gelesen haben und dann vielleicht Lust haben, es zu kaufen. Das Hörbuch liegt ja zum Beispiel an deutschen Tankstellen zum Verkauf auf und kletterte innerhalb einer Woche auf Platz zwei der Bestenliste. Wir wünschen uns, das Weihnachtspublikum zu begeistern, am liebsten die ganze Familie. Bei den Jüngeren, die in die Komödie „Fack ju Göhte“ gehen, um Elyas M’Barek zu sehen, wäre ich froh, wenn sie Elyas auch im „Medicus“ anschauen würden. Sie sind aber nicht die Kernzielgruppe.

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