"Der Hobbit 2": Langes Schwätzchen mit Drachen

In der Höhle von Smaug: Martin Freeman als Hobbit Bilbo wühlt im Goldschatz und trifft dabei auf den sehr redseligen Drachen.
Peter Jacksons zweiter Hobbit-Streich hat tolle 3-D-Schauwerte. Weiters: "Sickfuckpeople" und "Master of the Universe"

Manchmal weiß Peter Jackson einfach nicht, wann es genug ist. Zwar schlägt er im zweiten Teil seiner Adaption von J. R.R. Tolkiens „Der Hobbit“ einen flotten Erzählton an und findet meist einen lässigen Rhythmus zwischen spritziger Action und schwergewichtigem Melodram. Doch bei aller Begeisterung für Jacksons bildgewaltige Fantasy-(Männer-)Welt der bärtigen Zwerge, blonden Kampf-Elben und bleichen Killer-Orks: Gegen Ende der 161 ausgefeilten Erzählminuten tritt trotz toller Schauwerte doch ein großes Maß an Erschöpfung ein. Denn sehr weit ist der Weg, den Martin Freeman als Titelheld Hobbit Bilbo zurück legt, um mit seinen dreizehn Zwergen in der Drachenhöhle von Smaug zu landen.

Wer es vergessen haben sollte: Wir befinden uns in Mittelerde, 60 Jahre vor „ Herr der Ringe“. Bilbo versucht mit Zauberer Gandalf und den Zwergen deren verlorenes Reich zu befreien.

Riesentaranteln

Zu Beginn leistet Ian McKellen als pathosgeladener Gandalf den Kleinwüchsigen noch Gesellschaft. Am Rande eines düsteren Waldes macht sich der Wallebart jedoch aus dem Staub. Von da an müssen sich die Zwerge alleine durch zwielichtiges Wurzelwerk schlagen. Und werden prompt von abscheulichen, famos Computer-getricksten Riesentaranteln attackiert. Diese Einlage sorgt speziell in 3-D für herrlich hohen Ekelfaktor: Die Langbeiner sind nicht nur widerlich anzusehen, sie verpacken die Zwerge auch noch säuberlich in Säckchen. Selbst gesponnen, versteht sich.

Den Spinnen mit knapper Not entgangen, fällt die Zwergen-Partie den völlig humorlosen Elben in die Hände. An dieser Stelle hat Peter Jackson den strengen Tolkien-Erzählpfad verlassen und zur Auflockerung der Geschlechterverhältnisse einen weiblichen Kampf-Elb erfunden. Die schöne Tauriel (Evangeline Lilly aus „Lost“) mischt zarte Worte unter die Kurzen („Für einen Zwerg ist er ziemlich groß“) und sorgt für einen Hauch romantischer (Ent-)spannung.

Eine überaus unterhaltsame, rasant choreografierte Flucht der Zwerge in Holzfässern bildet einen weiteren Höhepunkt und bringt etwas Sonnenlicht ins eher düstere Bildgeschehen. Denn Jacksons technisch perfekt ausgearbeitete, detailschöne Hobbit-Welt ist oft bleiern, steingrau und lichtbefreit – ein Umstand, der das mehrstündige Sehvergnügen nicht unbedingt erleichtert.

Im letzten Drittel bedarf es dann nochmals einer großen erzählerischen Kraftanstrengung, um die Geschichte ins Finale zu stemmen. Dunkelheit herrscht in der Drachenhöhle, die sehr treffend Einöde heißt. Smaugs erster Auftritt entbehrt aber nicht einer gewissen Komik: Bilbo surft gerade wie Dagobert Duck zwischen unzähligen Goldtalern umher, als sich unter den Münzen plötzlich ein gelbes Auge öffnet.

Prächtig

Smaug selbst ist ein echtes CGI-Meisterstück, mit seinem schwarzen Leib, in dem das Feuer glüht, prächtig anzusehen. Allerdings gehört er zu den geschwätzigsten Drachen, die die Welt je gesehen hat: Das Reptil hört sich sichtlich gerne reden und bringt das Maul gar nicht mehr zu. In gestochener Sprache legt die Echse los, sinniert über Gott und die Welt – und irgendwann fällt es einem wieder ein: Benedict „Sherlock“ Cumberbatch ist es, der im englischen Original so gescheit aus dem Drachenbauch heraus schwadroniert. Er hätte sich eindeutig kürzer fassen können – aber kurz geht bei Peter Jackson ja bekanntlich gar nichts.

INFO: "Der Hobbit – Smaugs Einöde". Fantasy. 161 Min. NZ/USA/GB 2013. Von Peter Jackson. Mit Martin Freeman, Ian McKellen, Orlando Bloom, Evangeline Lilly.

KURIER-Wertung:

"Der Hobbit 2": Langes Schwätzchen mit Drachen

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"Der Hobbit 2": Langes Schwätzchen mit Drachen

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Aus einem verdreckten Kellerloch in Odessa kriechen sie wie Zombies ans Tageslicht: Ukrainische Straßenkinder, für die „No Future“ nur ein Hilfsausdruck ist. Juri Rechinsky stieg mit der Kamera in diese Vorhölle hinab, filmte die Kids bei ihrer schrecklichen Tagesroutine, deren Höhepunkt das Setzen der Heroin-Nadel ist.

Der Regisseur wollte zunächst den gesamten Film dort drehen. Zwei Szenen des Film-Tryptichons führen aber nun aus dem Loch heraus: Ein Bursche macht sich auf die Suche nach seiner Mutter, findet auf dem Land aber nur Hass und Zynismus. Ein Mädchen möchte ein Kind zur Welt bringen. Ihre Schwestern fordern die Abtreibung.

Der Blick in diese Welt der „Sickfuckpeople“ tut weh und bietet keine falsche Hoffnung. Aber er ist wichtig.

INFO: "Sickfuckpeople". Doku. Ö 2013. 75 Min. Von Juri Rechinsky. Mit zwei Preisen bei der Viennale ’13 ausgezeichnet.

KURIER-Wertung:

"Niemand weiß, wie diese Industrie funktioniert." Die Rede ist von der Finanzindustrie. Und der, der das sagt, muss es wissen: Rainer Voss war selbst einer von Deutschlands Top-Investment-Bankern. Nun steht er in einem leeren Frankfurter Bürogebäude, in dem der Kabelsalat aus den Wänden wächst. Vor der Kamera von Marc Bauder erzählt Voss über die Praktiken der Banker – für den Normalsterblichen fast so etwas wie eine Geheimzunft. Wie der „Master of the Universe“ hätte er sich manchmal vorm Bildschirm gefühlt, gibt Voss zu: „Wie auf der Steuerzentrale der Raumschiff Enterprise“. Faktisch sagt er wenig, was man nicht weiß. Doch er rekapituliert aus einer Innenperspektive, die eine beängstigenden Blick in eine losgelöste Parallelwelt bietet.

INFO: "Master of the Universe". Doku. D 2013. 90 Min. Von Marc Bauder. Mit Rainer Voss.

KURIER-Wertung:

Liebe geht durch den Magen, hofft eine junge Ehefrau in Mumbai und schickt ihrem Mann liebevoll gekochte Lunch-Pakete. Allerdings gehen diese an die falsche Adresse und landen bei einem einsamen Witwer. Zwischen ihnen entspinnt sich ein Briefwechsel. Nette, bittersüße Tragikomödie mit viel Lokalkolorit.

INFO: "Lunchbox". Indien 2013. 104 Min. Von Ritesh Batra. Mit Irrfan Khan, Nimrat Kaur, Nawazuddin Siddiqui.

KURIER-Wertung:

"M – Eine Stadt sucht einen Mörder"

Drama. Fritz Langs erster Tonfilm zählt zu den Meisterwerken der Filmgeschichte: Peter Lorre spielt genial einen Kindermörder, der die kleine Elsie Beckmann mit einem Luftballon in die Falle lockt. Bald hat er die Unterwelt Berlins auf den Fersen. Lang experimentierte mit der neuen Tontechnologie: Lorre verrät sich schließlich durch das Pfeifen einer Melodie. Ein Klassiker, der in seiner bislang vollständigsten Restaurierung im Wiener Actors Kino zu sehen ist.

KURIER-Wertung:

"Battle of the Year"

Tanzfilm. Der Bewerb „Battle of the Year“ gilt als die Olympischen Spiele unter den Breakdancern. 15 Jahre lang hat das US-Tanzteam nicht mehr gewonnen. Doch das soll sich ändern: ein Hip-Hop-Mogul überredet einen Ex-Basketball-Trainer, sein Team zu trainieren.

"Can’t be silent"

Doku. Doku von Julia Oelkers über den Musiker Heinz Ratz, der mit seiner Combo „Strom & Wasser“ deutsche Asylantenheime besuchte und dort musikalische Talente rekrutierte. Gemeinsam gingen sie auf Tournee und begeisterten das Publikum.

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