Der einfache Mann in Heldenpose

Deine Heimat braucht dich jetzt: Johann Peter Krafft, Der Abschied des Landwehrmanns, 1813
Eine Schau zu Johann Peter Krafft im Belvedere geht zu den Wurzeln politischer Propaganda-Kunst.

Es gibt Epochen in der Geschichte Österreichs, die einem anno 2016 präsenter sind – etwa die letzten Tage des gerade allseits gewürdigten Kaiser Franz Joseph I., vielleicht auch die letzten Jahre der Ersten Republik.

Der Kaiser Franz, dem einst die „Gott erhalte“-Hymne gewidmet wurde, ist etwas weiter weg. Der Monarch war als Franz II. von 1792 bis 1806 letzter Kaiser des „Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation“; von 1804 bis 1835 regierte er als Kaiser „Franz I.“ von Österreich.

Um dieses „neue Österreich“ – ein Kaiserreich, das als Bollwerk gegen die Begehrlichkeiten Napoleons quasi neu „erfunden“ wurde – geht es im Titel der interessanten Ausstellung „Johann Peter Krafft – Maler des neuen Österreich“, die noch bis 5.6. in der Orangerie im Unteren Belvedere zu sehen ist.

Bilder für neues Reich

Der Künstler Krafft (1780 – 1856) war feder- bzw. pinselführend daran beteiligt, dem neuen Reichs-Konstrukt ein Gesicht und auch eine bildpropagandistische Sprache zu geben. Wie die vom Kurator Rolf H. Johannsen zusammengestellte Schau verdeutlicht, stand der Künstler, der ab 1828 selbst die Galerie im Belvedere leitete, dabei auch an einem Kreuzungspunkt vieler Kunstströmungen, die das weitere 19. Jahrhundert prägen sollten.

Der einfache Mann in Heldenpose
Johann Peter Krafft/Belvedere, Orangerie
Bei Krafft traf sich die klassizistische Historien-Malerei mit den volkstümlichen Inhalten des Biedermeier; romantisierende Aufarbeitungen von literarischen Stoffen von Goethe oder Lord Byron finden sich ebenso in seinem Oeuvre wie die Darstellungen von Fürsten und Generälen, die dem Künstler während des Wiener Kongresses Modell saßen.

Es ist aber das Bild-Duo „Abschied des Landwehrmanns“ (1813) und „Heimkehr des Landwehrmannes“ (1820), das Kraffts Ruhm begründete – und das in der Ausstellung in direkter Gegenüberstellung zu sehen ist.

Mit einem Format von 281 x 351 cm gehört der „Abschied“ zu den ersten Propaganda-Bildern in Österreich, wie der Kurator erklärt: Die heroischen Posen hatte Krafft bei seinem Studium in Paris gelernt – hier ließ er aber keine antiken Helden gut aussehen, sondern den „einfachen Mann“. Die Frage, ob solche Bildformeln nach mehr als 200 Jahren immer noch wirken, stellt sich unweigerlich. Die Ausstellung ist eine gute Gelegenheit, selbst ein Urteil zu fällen.

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