Der Austrofred gibt seinen Schülern ordentlich Gas

Schnittmenge: Franz Adrian Wenzl alias Austrofred
Die Comedy-Kunstfigur erteilt dem Rabenhof-Publikum in seiner "Austrofred Academy" eine Lektion in Sachen Rockstar.

Rockstar ist ein beinharter Beruf wie viele andere. Spätestens, seit die Einnahmen aus dem Tonträgerverkauf nicht mehr sprudeln, und im Austrofredschen Tortendiagramm im Millimeterbereich zu suchen sind, muss das Geld mühevoll mit Livekonzerten und Merchandising erarbeitet werden. Dazu gehört natürlich die entsprechende Arbeitskleidung ("Outfit") und ein lebendiger Kleiderbügel, an dem man dieselbe aufhängen kann. Ein "Body" also, und natürlich braucht man noch immer eine "Voice" - um in der Geschäftssprache des Pop zu bleiben.

"Learning English with Austrofred" war 2009 die erste Unterrichtseinheit, in der Franz Adrian Wenzls Kunstfigur im Freddie-Mercury-Outfit ihr Wissen an die geneigten Rock-Lehrlinge weitergegeben hat. Jetzt folgt das Gesamtpaket: Die „Austrofred Academy“, eine Art School of Rock, mit der die potenziellen Austropop-Barden von morgen international zukunftsfähig gemacht werden sollen.

Vergesst Fendrich und Ambros!

Früher habe auch er Vorbilder wie Fendrich und Ambros genauestens studiert, sagt der Austrofred bei der Premiere im Wiener Rabenhof. Es habe danach viel Zeit und Mühe gekostet, „die Fehler wieder rauszubringen“. An Selbstvertrauen hat es dem Missing Link zwischen Opus und Queen noch nie gefehlt.

Apropos Opus: Ein zeitgemäßer Unterricht kann natürlich nicht mehr ohne visuelles Anschauungsmaterial auskommen. In einem Bildvergleich zeigt Austrofred gnadenlos auf, dass auch Größen wie Freddie Mercury (wohl ungewollt) manchmal abkupfern. Das „Champions“-Shirt, der gebrandete Hubschrauber – das hat man alles schon ein Jahr vor der „Kind of Magic Tour“ gesehen - bei der einzigen österreichischen Kurzzeit-Weltband Opus.

Der Champion

Gleich zu Beginn der Show macht der „Champion“ klar, dass er keine Gefangenen macht. Es geht los mit der typischen Queen-Siegerpose und einem Mikrofonständer-Gitarrensolo. Zu „I Want It All“ singt der Austrofred „Du verstehst mi ned“. Es ist freilich hintersinnig und hinterlistig zugleich, eine Bildungsveranstaltung mit Kritik an fehlgeschlagener Kommunikation zu beginnen. Die muntere Publikumsbeschimpfung geht mit „du schaust so bled“ weiter – und wer nicht das Ziel hat, Nummer 1 zu werden, soll den Rock-Kursus lieber bei der Caritas belegen.

Aber was ein echter Austrofred ist, der hat auch prompt die Erklärung für so viel Chuzpe anzubieten: Er bilde eben die Schnittmenge zwischen „Null Genie“ und „Null Pädagogik“.

Der Austrofred gibt seinen Schülern ordentlich Gas
Austrofred

Rockunternehmer von heute

Ansonsten ist der oberösterreichische Schnauzbartträger aber rundweg überzeugt von seinen Lehrinhalten: Voice, Body, Outfit, Mentale Stärke, Sexualität, Drogen (Bierkonsum), Merchandise, Finanzstruktur und nicht zu vergessen, der B-Führerschein. Das sind die unverzichtbaren Bausteine des Rockunternehmers von heute.

Das Publikum, das zum Teil auch auf die Bühne geholt wird, verzeiht dem Entertainer bereitwillig alle Frechheiten. Austrofred ist eine wohldurchdachte Kunstfigur, und in diesem Fach derzeit an Witz kaum zu schlagen. Das zeigt sich live auf der Bühne mehr als vielleicht bei den TV-Kurz-Clips in "Willkommen Österreich". In der Provinz ist er der Märchenprinz – wie der Alpen-Freddie in seiner finalen Austro-Karaoke-Version von "Bohemian Rhapsody" singt.

KURIER-Wertung:

Zur Person: Austrofred

Der Künstlername von Franz Adrian Wenzl ist eine Anspielung auf den verstorbenen Queen-Sänger Freddie Mercury. Der 1970 in Steyr geborene Medienkünstler Wenzl versteht sich „als einziger österreichischer Rockstar von internationalem Format“. Bei seinen Auftritten singt er eigene Texte und bekannte Austropoptexte zu Queen-Melodien. Stichwort: "Eich Dodln gib i Gas!" zu "Another One Bites The Dust". Wenzl ist auch Leadsänger der Band Kreisky und Schriftsteller. Sein neues Buch "Pferdeleberkäse – Aufsätze und Reportagen" ist im Czernin Verlag erschienen. 160 Seiten. €16,90.

Infos und Termine: Rabenhof.at

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