Denkwürdiges Thielemann-Gastspiel in Wien

Christian Thielemann feierte im Wiener Musikverein einen Triumph
Christian Thielemann und die Sächsische Staatskapelle Dresden feierten im Musikverein einen Triumph.

Die Musiker waren längst gegangen, doch die Zuseher wollten mehr, wollten weiter jubeln. Sieben Mal wurde Dirigent Christian Thielemann vom begeisterten Publikum allein auf das Podium des Musikvereins gerufen – das Finale eines denkwürdigen zweitägigen Gastspiels der Sächsischen Staatskapelle Dresden mit Thielemann in Wien.

Was die Zuhörer so derart in Verzücken und glückliche Raserei versetzte? Erstens die vollendete Klangkultur des Dresdner Orchesters, das Richard Wagner einst als "meine Wunderharfe" bezeichnet hatte. Und zweitens natürlich Thielemanns Interpretation von Anton Bruckners fünfter Symphonie in B-Dur, die in selten gehörter Brillanz erstrahlen durfte.

Denn Thielemann nimmt sich für Bruckner alle Zeit der Welt, kostet mit der fabelhaften Staatskapelle Dresden jedes noch so kleine Detail aus, vergisst aber nie auf den großen Bogen, auf die perfekt modellierte Gesamtdramaturgie des Werkes. Und Thielemann ist auch ein Klangromantiker, der keine Angst vor großen Gefühlen hat, dabei aber nie ins Pathos abgleitet. Im Fall von Bruckners Fünfter war das Ergebnis ein beredtes Zwiegespräch zwischen Mensch und Gott, das vollends in den Bann zog.

Großer Klangregisseur

Grandios die Leistungen aller Musiker, wunderbar die einzelnen Soli; aber auch die Kompaktheit der Dresdner beeindruckte in jeder Phase. Wie traumhaft selbstverständlich klingt da etwa ein Adagio, wie packend, ja mitreißend sind da die dramatischen Steigerungen im Finale der Fünften. Thielemann, der vollendete Regisseur, der alle Strukturen hörbar macht, aber auch dem emotionalen Subkontext breiten Raum gewährt. So hört man Bruckner nicht alle Tage.

Gleiches gilt auch für Richard Strauss, dessen symphonische Dichtung "Ein Heldenleben" am ersten Abend des Dresdner Gastspiels begeisterte. Berückend hier etwa das Violinsolo der Konzertmeisterin Yuki Manuela Janke; betörend Thielemanns plastische, präzise Gestaltung. Dass auch Franz Liszts symphonische Dichtung "Orpheus" perfekt ausbalanciert war, versteht sich von selbst. Und Ludwig van Beethovens viertes Klavierkonzert in G-Dur mit dem technisch souveränen, aber beiläufig agierenden Pianisten Radu Lupu war ebenfalls vor allem dank der Dresdner ein Hörerlebnis.

KURIER-Wertung:

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