Hamilton ist 80 - seine "Girls" bleiben jung

Fotograf David Hamilton feiert seinen 80er - sein künstlerisches Faible für junge Blondinen bleibt.

Ich bleibe Gefangener meines Erfolgs. Und das sind Mädchen", sagte der britische Fotograf David Hamilton, der am Sonntag (14. April) 80 Jahre wurde, und bleibt seinen Nacktbildern junger Teenager treu, die ihm in den 90er Jahren unter anderem den Vorwurf der Pornografie einbrachten.

Minderjährige und Pastellfotografie

Hamilton wurde mit seinen Fotos pubertierender Halbwüchsiger weltberühmt. Seine Motive sind vorzugsweise Skandinavierinnen und Deutsche zwischen zwölf und 16 Jahren - auch heute noch, wie auf den Fotos seiner jüngsten Ausstellung in der Pariser Galerie ArtCube zu überprüfen war. Sein Stil ist unverwechselbar: Mädchen, allein oder zu mehreren in nebligem, traumhaftem Ambiente. Und vor allem blond und blauäugig.

Hamilton ist 80 - seine "Girls" bleiben jung
epa00695675 David Hamilton, famous British photographer, poses with his muse Elodie Durand (20) from St. Tropez in front the gallery 'Gut Altenkamp' of ADO Gardinen in Aschenorf, Germany, Friday 21 April 2006. The 73-year old became known during the 1970ies and 80ies by erotic girl's photographs. It was the first visit to Germany since 20 years of the artist who lives in France. The exhibition 'David Hamilton - painted photography' runs until 07 May 2006. EPA/INGO WAGNER
Seine Vorliebe sei künstlerisch motiviert. Bei seiner Art der Pastellfotografie komme dieser Typ von Mädchen am besten zur Geltung, erklärte er seine Schwäche für Blondinen. Dieses Faible hatte der Fotograf schon, als er noch künstlerischer Leiter des Pariser Kaufhauses "Printemps" war. Für die Außenwerbung des Kaufhauses ließ er stets schwedische Fotomodelle posieren.

Hamilton begann seine Karriere auf Umwegen. Nach seiner Lehre als Tischler arbeitete er in einem Architektenbüro, bevor er nach Paris zog und zum Grafikdesigner und Fotografen umsattelte. Hamilton gilt heute als Inbegriff des Weichzeichners in der Fotografie. Dabei wird der Kontrast so stark reduziert, dass man den Eindruck hat, das Foto wirkt verschwommen. Er selbst nennt seine Art des Fotografierens "gemalte Fotografie".
(Runterscrollen um weiterzulesen: Die Kritik an Hamilton)

Fotos und Filme von David Hamilton

Hamilton ist 80 - seine "Girls" bleiben jung

Auch Filme machte Hamilton: In "Zärtliche Cousinen" (1980) verliebt sich der 14-jährige Julien in seine ältere Cousine, die ihn ignoriert. Als ein anderer Mann ihr Avancen macht, versucht Julien sein Möglichstes, um sie zu erreichen. Mit dem Ausbruch des zweiten Weltkriegs werden Männer knapp, nun wird auch der 14-jährige für Frauen interessant.
 
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"Erste Sehnsucht" (1984): Drei junge Mädchen verbringen ihren Sommer in Südfrankreich, wo sich für sie alles um Männer dreht.
Auf einer Insel gestrandet, lernen sie drei junge Männer kennen, die ihre Leidenschaft wecken.  Eine von ihnen interessiert sich für den älteren Jordan, der unerreichbar scheint.
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"Bilitis" (1977): Bilitis ist eine 17-jährige Schülerin, die ihre Sommerferien bei ihrer verheirateten Freundin Melissa verbringt, wo sie sich in den Fotografen Lucas verliebt. Als sie beobachtet, wie Melissas Mann seine Frau zum Sex zwingt, kommt es jedoch zwischen den jungen Frauen zu einer lesbischen Romanze.
 
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Das Bild "Rêves de jeunes filles" (dt. Träume von jungen Mädchen, 1968) zeigt, typisch für Hamilton, ein junges Mädchen in lasziver Pose mit entblößter Brust.
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"La Muse" (dt. Die Muse, 1971). Ebenso das Bild eines jungen Mädchens mit unschuldigem Blick und nur zart umhülltem Oberkörper.
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"Les voiles de Saint-Tropez" (dt. Die Segel von Saint-Tropez, 1974). Neben London und Paris, verbrachte Hamilton auch eine intensive Schaffensphase in St. Tropez.

Erotik

Seine Kunst ist stark von der Malerei inspiriert, nicht nur, weil er früher eine Karriere als Maler ins Auge gefasst hatte. Viele seiner Bilder gehen auf Motive bedeutender Maler zurück. Seine Vorliebe für das Ballett erinnert an Edgar Degas, den seine kleinen Spitzentänzerinnen berühmt gemacht haben, und sein nebelhaftes Ambiente an die Stimmung impressionistischer Bilder. Die Schönheit und Erotik seiner jungen Mädchen verkauften sich millionenfach: als Alben und Poster. Erst 1976 ließ er sich zu einem Film überzeugen, der die Stimmung seiner Bilder einfangen sollte. "Bilitis" wurde ein Erfolg, nicht zuletzt wegen seiner sentimentalen Musik. Auch sein Film "Zärtliche Cousinen" ließ die Kinokassen klingen. Doch Hamilton wollte kein Regisseur sein, sondern Fotograf. Das Kino war ihm zu mühselig und aufwendig. "Ich habe die Filme nur gedreht, weil man damit auf mich zugekommen ist", sagte er später.

Pädophilie-Vorwürfe

Anfang der 90er Jahre kamen seine Aktbilder immer häufiger ins Kreuzfeuer der Kritik. Man fand sie kitschig und kritisierte seine Vorstellung von "perfekter Weiblichkeit". Vor allem aus Amerika und Großbritannien wurden Vorwürfe der Softpornografie und der latenten Pädophilie laut. Der Verkauf seiner Bücher wurde teilweise für Minderjährige verboten und Protestmärsche organisiert. Heute wirken seine Filme und Mädchenakte in der verklärenden Weichzeichner-Optik eher harmlos. Spätestens seit dem Skandal um den belgischen Kinderschänder Marc Dutroux habe er keine unschuldigen Mädchen mehr vor die Kamera gestellt, gestand er einst in einem Interview mit dem Stern. Damals war er 70 und arbeitete in seinem Haus in Ramatuelle bei St. Tropez an der Fertigstellung eines Bildbandes über Venedig.

Zehn Jahre später ist er zu seiner ursprünglichen Liebe zurückgekehrt: "Girls, Girls, Girls. Nicht mehr und nicht weniger", wie er anlässlich seiner Pariser Ausstellung "Un monde de beauté" (etwa: Eine Welt voller Schönheit) sagte.

Info: Fotos von David Hamilton sind bei LUMAS erschienen. (www.lumas.at)

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