Das Millionengeschäft mit den Comichelden

Die "Guardians of the Galaxy" fliegen ab Donnerstag in den österreichischen Kinos
Superhelden beherrschen die Hollywood-Ranglisten, und ein Sammler zahlt 3,2 Millionen Dollar für ein Superman-Comic.

Röntgenblick, Spinnenfinger, Blitzgeschwindigkeit: Comic-Helden hatten naturgemäß immer schon außergewöhnliche Fähigkeiten.

Nun haben sie etwas Neues gemeistert: Sie können sich scheinbar direkt in Geld verwandeln.

Und zwar in superheldenhaft viele Millionen.

Das Millionengeschäft mit den Comichelden
This image undated released by Metropolis Collectibles shows the June, 1938 cover of Action Comics. The issue, featuring the first appearance of Superman, goes up for auction on Friday, Nov. 11, 2011, and is expected to surpass the $1.5 million record set in 2010. (Foto:Metropolis Collectibles/AP/dapd)
In 3,2 Millionen Dollar, beispielsweise: So viel erzielte das nun teuerste Comic-Heft der Welt bei einer Auktion auf eBay, die am Sonntag zu Ende ging. Die besonders gut erhaltene Ausgabe des ersten "Action Comics"-Heftes aus dem Jahr 1938 zeigt Supermans ersten Auftritt. Damit hat sich der Preis des teuersten Comic-Heftes in den vergangenen vier Jahren von 1,5 Millionen Dollar mehr als verdoppelt.

Die "Guardians Of the Galaxy" (ab Donnerstag in den österreichischen Kinos) wiederum haben sich in 489 Millionen verwandelt: So viel hat der Film bisher weltweit eingespielt. Damit dürfte die Comic-Adaption der erfolgreichste Streifen des Jahres werden. Der erfolgreichste Film des Sommers ist die Story rund um die ungewöhnlichen Superhelden – einer davon ist ein sprechender Waschbär – seit diesem Wochenende jetzt schon: Seit dem Start in den USA und Kanada Anfang August haben die "Guardians of the Galaxy" dort laut Hollywood Reporter insgesamt 251,9 Millionen Dollar eingenommen.

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Damit verdrängten sie einen weiteren Comic-Film, "Transformers 4: Ära des Untergangs", vom Spitzenplatz der Sommerwertung.

In der Jahres-Rangliste wiederum liegt derzeit nur noch ein Film vor den "Guardians" – und auch der ist eine Comic-Verfilmung: "Captain America 2: The Return of the First Avenger".

Fortsetzung folgt

Es wäre nicht Hollywood, würde nicht ein millionenschwerer Trend gleich wieder zu Tode geritten: Ein Superhelden- oder Comicfigurenfilm jagt derzeit den nächsten, für die kommenden Jahre sind zahllose weitere angekündigt. Bis zur Übersättigung selbst der eingefleischten Fans ist es nur eine Frage der Zeit. Auch inhaltlich wird es bald dünn. So setzen einige der angekündigten Projekte auf die Zusammenführung bekannter Marken: "Batman versus Superman" wird 2016 ins Kino kommen; die "Guardians of the Galaxy" bekommen 2017 eine Fortsetzung und sollen auch mit den Avengers aufeinandertreffen.

Das Blockbuster-Kino Hollywoods hat die Comickultur also so fest umarmt, dass es fast schon nach angstvollem Umklammern aussieht. Dass man so stark auf übermenschliche Kräfte setzt, ist jedenfalls kein Wunder: Denn schon seit dem Vorjahr verzeichnet man so viele Blockbuster-Flops wie noch nie. Einzig auf Comic-Verfilmungen scheint halbwegs Verlass. Auch wenn zuletzt "Sin City 2" ordentlich floppte.

Aber die Zeit ist reif für die Superhelden – auf mehrfache Art: "Entscheidend ist der technologische Fortschritt. Vor 20 Jahren wären solche Filme schlichtweg nicht möglich gewesen", sagten etwa die Drehbuchautoren von "Captain America 2", Christopher Markus und Stephen McFeely, im KURIER-Interview. Und der Superhelden-Boom ist Indiz jenes Kulturwandels, der u. a. "Big Bang Theory" zur erfolgreichsten TV-Serie gemacht hat: Die einst als "Computerfreak-Außenseiter" Geschmähten sogenannten Geeks sind, mittlerweile in den 40ern, zu einem finanziell entscheidenden Faktor unter jenen Menschen geworden, die für Kultur Geld ausgeben. So auch für Comic-Hefte: Deren Absatz steigt rasant, und längst hat sich rumgesprochen, dass hier eine eigene Kultur zu finden ist.

Superhelden waren Snoopy und Charlie Brown ganz bestimmt nie. Talent und Ambition fehlten dem Beagle und seinem phlegmatischen Besitzer gleichermaßen. Zwar verfolgte der glatzköpfige Bub seine Hauptinteressen – Baseball und "das kleine rothaarige Mädchen" – mit anhaltendem Eifer, doch ebensolchem Misserfolg. Und der Beagle ... der lag am liebsten auf dem Dach seiner Hundehütte und philosophierte.

Melancholisch, neurotisch und doch ein uramerikanischer Klassiker ist die Vorstadttruppe "Peanuts" des 2000 verstorbenen Zeichners Charles M. Schulz, deren Ruhm trotz erklärter Unheldenhaftigkeit selbst bis zur NASA gelangte: Die US-Raumfahrtbehörde nannte einst eine Mondlandefähre "Snoopy" und verleiht außerdem den "Snoopy Award" an Unternehmen, die zum Erfolg einer Raumfahrtmission beitragen. Eine Ehre, die jedoch mit keinerlei finanziellen Auszeichnungen verbunden ist. Anders als die Umsätze, die mit Merchandising-Artikeln wie "Peanuts"-Häferln, Radiergummis und Pyjamas seit 50 Jahren gemacht werden. Und laut Forbes verdienen die Schulz-Erben nach wie vor Millionen an den Rechten der Serie.

Der Carlsen-Verlag hat sich der Werkausgabe des "Peanuts"-Imperiums verschrieben, die den Weg Charlie Browns und seiner Gefährten seit 1950 nachvollzieht. Der nun erschienene 17. Band treibt das Anti-Heldentum auf die Spitze: In einer Folge inszeniert Schulz "Warten auf Godot" in der kalifornischen Wüste. In den Hauptrollen: Snoopys stoischer Beagle-Bruder Spike und eine Gruppe Kakteen.

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