Das Geisterhaus - von Isabel Allende

Das Geisterhaus - von Isabel Allende
Ein deutlich autobiografischer Roman, der die Geschichte einer chilenischen Familie von ihren Anfängen in den 1920er-Jahren bis 1975 erzählt.

Dann kannst du deine Wurzeln mit fortnehmen . . ." - als Isabel Allende diesen Satz schrieb, war sie bereits selbst entwurzelt und lebte seit sechs Jahren im Exil. 1975 floh sie aus ihrem Heimatland Chile, flüchtete vor dem Regime Augusto Pinochets. Der Diktator hatte zwei Jahre zuvor während eines blutigen Putsches die Macht an sich gerissen - zu seinen Opfern gehörte auch der bis dahin amtierende Präsident Chiles: Salvador Allende, der unter bis heute nicht völlig geklärten Umständen starb. Die Schriftstellerin Isabel Allende ist seine Großnichte. In Venezuela begann sie 1981 das Manuskript zu ihrem Romandebüt, ein Buch, das sie sofort in den Olymp der Weltliteratur katapultierte: "Das Geisterhaus". Ein deutlich autobiografischer Roman, der die Geschichte einer chilenischen Familie von ihren Anfängen in den 1920er-Jahren bis 1975 erzählt. Es ist die Geschichte des verarmten Esteban Trueba, der zu einem reichen Landbesitzer wird, aber vor allem die Geschichte dreier Frauen: Clara, Blanca und Alba. Esteban entwickelt sich zu einem jähzornigen Patriarchen, der selbst vor Züchtigungen und Vergewaltigungen nicht Halt macht. Gelenkt und gebändigt kann er nur von Clara werden, die vor der Ehe mit ihm ihr neunjähriges, selbstgewähltes Schweigen mit den Worten bricht: "Ich werde bald heiraten."

Das Geisterhaus - von Isabel Allende

Hintergrund für den großartig fabulierenden Aufstieg und Fall der Familie Trueba bildet die politische Entwicklung in Chile bis hin zur Militär-Diktatur. Die junge Musikstudentin Alba ist es, die in Ich-Perspektive erzählt und dem Roman eine Rahmenhandlung gibt: Sie kehrt in das Haus ihrer Kindheit zurück und findet dort den sterbenden Esteban Trueba: ihren Großvater.
Mithilfe der Tagebücher ihrer Großmutter Clara zeichnen Alba und Esteban die Familienchronik auf. Und was für ein Bild wird da gezeichnet, was für eine Welt gemalt: Da haben manche von Geburt an grüne Haare, da lässt Clara per Telekinese Gegenstände in der Luft schweben und wirft prophezeiende Blicke in die Zukunft, da wird die Prostituierte Transito Soto zur Einzigen, die der Militärdiktatur entgegensteht.

Isabel Allende beschreibt immer wieder fantastische Ereignisse, die
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zwischen Leidenschaft, Liebe und Folter wechseln. In manchmal wilden Sprüngen hetzt die Schriftstellerin den Leser durch die Seiten und Jahrzehnte, führt ihn durch Komik und Verzweiflung. "Das Geisterhaus" ist eine großartige Familienchronik, ein Buch voll aufkochender Gefühle und ein Plädoyer für die Selbstverwirklichung der Frau.
Neben Gabriel Garcia Márquez gehört auch Isabel Allende dem "Magischen Realismus" an, ein Terminus, der den Einbruch von Mystik und Zauber in die Realität bezeichnet. Allendes Romandebüt verkaufte sich millionenfach und wurde 1993 - ebenfalls sehr erfolgreich - vom dänischen Regisseur Bille August verfilmt, der vier Jahre später auch Peter Høegs "Fräulein Smillas Gespür für Schnee" für das Kino adaptierte. Die Hauptrollen übernahmen ausnahmslos Hollywoodgrößen - von Meryl Streep und Winona Ryder bis zu Jeremy Irons und Antonio Banderas.
Isabel Allende etablierte sich mit ihren nachfolgenden Romanen - etwa "Liebe und Schatten" oder "Eva Luna" - als große Erzählerin Lateinamerikas, als Chronistin Chiles und Kämpferin für die Emanzipation der Frau. Die 1942 geborene Autorin lebt seit 1988 in Kalifornien und erhielt 2003 die amerikanische Staatsbürgerschaft.
"Das Geisterhaus", ihr 1982 erschienener Debütroman, ist heute zurecht ein Klassiker der modernen Literatur und ist immer noch - magisch.

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