Dagmar Koller über Liz Taylor

Dagmar Koller über Liz Taylor
Dagmar Koller erinnert sich an die einst schönste Frau der Welt.

Ihr Privatleben war mit acht Ehen ziemlich stürmisch. Ihre Karriere auch: Elizabeth Taylor (1932-2001). Der Hollywood-Star mit Dagmar Koller (im Bild unten links) 1976 in Wien, am Set der Musical-Verfilmung "Das Lächeln einer Sommernacht"

Wann genau ich das erste Mal auf Elizabeth Taylor aufmerksam wurde, weiß ich nicht mehr genau. Als Tänzerin und Sängerin interessierte ich mich schon früh auch für amerikanisches Entertainment. Und als ich Mitte der 1960er-Jahre mit "Wiener Blut" in den USA und in Kanada tourte, war das turbulente künstlerische und private Leben der Taylor natürlich immer wieder auch Thema in den Zeitungen und im Fernsehen.

Damals konnte ich allerdings nicht ahnen, dass wir zehn Jahre später gemeinsam vor einer Kamera stehen würden. Sie war schon eine Berühmtheit als Kinderstar, Lassies Freundin, teuerstes "Pferd" im Stall des MGM-Studios und zweifache Oscar-Preisträgerin, als sich schließlich unsere Wege kreuzen sollten: in einem Palais an der Wiener Ringstraße. Im Jahr 1976 war das. Auf dem Plan stand eine gemeinsame Szene für die Filmfassung des Musicals "A Little Night Music".

Alkohol- und Gewichtsprobleme

Sich darauf vorzubereiten, war nicht einfach. Zum einen, weil man ein Stück von Stephen Sondheim und Hugh Wheeler selten auf der Bühne sieht, weil es eben schwer zu inszenieren ist. Zum anderen, weil Elizabeth Taylor der Ruf des kapriziösen, schwierigen Über-Stars vorauseilte.

Harold Prince hat bei der Filmfassung Regie geführt. Für unsere Szene waren ursprünglich drei Drehtage vorgesehen. Ich bin heute noch froh, dass sie eine so genaue Schauspielerin war. Denn so wurden aus diesen drei Tagen ganze sieben!

Zu diesem Zeitpunkt lagen ihre großen Tage als Filmstar schon etwas länger zurück. Man sah ihr auch an, dass sie mit Alkohol- und Gewichtsproblemen zu kämpfen hatte. Aber kapriziös oder schwierig, das war sie nicht. Zumindest nicht zu uns, ihren Schauspielkolleginnen.

Meine Rolle war eher klein als tragend. Nicht zu vergleichen mit denen, die Diana Rigg und Lesley-Anne Down hatten. Aber dennoch bekam ich mit, wie dünn die Luft für einen so bekannten Star dort ganz oben ist.

Kein Privatleben

Dagmar Koller über Liz Taylor

Elizabeth Taylor hatte praktisch kein Privatleben. Sie stand ständig in der Öffentlichkeit, wurde immer von Fotografen und Journalisten belagert. Und das eigentlich bereits seit ihrer Kindheit. Kein Wunder, dass sie sich später Michael Jackson so verwandt gefühlt hat.

Sie war schön, wurde sogar als "schönste Frau der Welt" bezeichnet, war erfolgreich und reich. Aber war Elizabeth Taylor auch glücklich? Während unserer gemeinsamen Zeit hatte ich schon diesen Eindruck – weil sie gerade wieder frisch verliebt war. Sie hat sich immer nach einem glücklichen Leben gesehnt, einem mit großer Familie. Aus diesem Grund hat sie ja auch neben ihren drei leiblichen Kindern eines adoptiert, ein Mädchen.

Tragisch, dass sie fast ein ganzes Leben lang unter gesundheitlichen Problemen zu leiden hatte. Ob Luftröhrenschnitt oder eine verletzte Wirbelsäule, ihr Lebenslauf hätte auch gut die Vorlage für eine Krankenhaus-TV-Serie bieten können.

Kein Wunder, dass sie sich nach dem Aidstod von Rock Hudson, ihrem Filmpartner aus "Giganten", für erkrankte Kollegen engagiert hat.

Ein paar Jahre nach unserer vor der Kamera verbrachten Woche sah ich sie wieder. In Toronto. Ich war damals schon mit Helmut (Zilk) verheiratet. Und sie hatte nach Richard Burton schon wieder einen Neuen an der Seite, den US-Politiker John Warner. Man spürte direkt, dass dies keine wirkliche Liebesbeziehung war. Warner hatte sich ihr genähert, weil er sich so mehr Chancen auf einen Platz im US-Senat ausgerechnet hat. Die Taylor hatte eine Schwäche für starke Männer. Sie war ja eher ein Mädchen als die Powerfrau.

Aus den Augen, aus dem Sinn. Bei Schauspielern trifft das häufig zu. Es ist eine Freundschaft auf Zeit. Von all meinen internationalen Kollegen hatte und habe ich noch Kontakt zu Cliff Richards, Paul Anka und Larry Hagman. An Liz Taylor denke ich oft. Und ich hoffe, diese Tage in Wien haben doch Glück in ihr Leben gebracht, ein bisschen zumindest.

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