"Così fan tutte": Damit liegt Salzburg im Nirgendwo

APA14252552 - 22082013 - SALZBURG - ÖSTERREICH: ZU APA TEXT KI - (v.l.) Martin Mitterrutzner (Ferrando), Gerald Finley (Don Alfonso), Luca Pisaroni (Guglielmo), während der Fotoprobe zu Mozarts Oper "Cosi fan tutte" am Sonntag, 18. August 2013, im Haus für Mozart. Premiere am 21.8. 2013. APA-FOTO: BARBARA GINDL
Schwacher Auftakt für Mozart-Da-Ponte-Zyklus mit "Così fan tutte" unter Eschenbach.

Über dem Mozart-Da-Ponte-Zyklus, bestehend aus den Opern „Le Nozze di Figaro“, „Don Giovanni“ und „Così fan tutte“, scheint, zumindest in Österreich, ein Fluch zu liegen.

An der Staatsoper war das Unternehmen einer Neuproduktion noch vor der dritten Premiere, „Così“, wegen Unzulänglichkeiten der Regie abgebrochen worden.

Bei den Salzburger Festspielen war schon im Vorfeld ein Konflikt ausgebrochen, als sich Dirigent Franz Welser-Möst wegen der Aufführungsbedingungen zurückgezogen hatte. Nun startete der Zyklus mit „Così“ – und man würde sich wünschen, dass auch hier rasch die Notbremse gezogen wird und es zu Umbesetzungen kommt.

Szenenbilder aus "Così fan tutte"

"Così fan tutte": Damit liegt Salzburg im Nirgendwo

AUSTRIA MUSIC FESTIVAL SALZBURG 2013
"Così fan tutte": Damit liegt Salzburg im Nirgendwo

SALZBURGER FESTSPIELE 2013: FOTOPROBE "COSI FAN TU
"Così fan tutte": Damit liegt Salzburg im Nirgendwo

AUSTRIA MUSIC FESTIVAL SALZBURG 2013
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AUSTRIA MUSIC FESTIVAL SALZBURG 2013
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AUSTRIA MUSIC FESTIVAL SALZBURG 2013
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AUSTRIA MUSIC FESTIVAL SALZBURG 2013
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AUSTRIA MUSIC FESTIVAL SALZBURG 2013
"Così fan tutte": Damit liegt Salzburg im Nirgendwo

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AUSTRIA MUSIC FESTIVAL SALZBURG 2013
"Così fan tutte": Damit liegt Salzburg im Nirgendwo

AUSTRIA MUSIC FESTIVAL SALZBURG 2013
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SALZBURGER FESTSPIELE 2013: FOTOPROBE "COSI FAN TU
"Così fan tutte": Damit liegt Salzburg im Nirgendwo

SALZBURGER FESTSPIELE 2013: FOTOPROBE "COSI FAN TU

Der Dirigent

Das größte Problem ist der Dirigent, Christoph Eschenbach, der schon bei der Premiere am Mittwoch im Haus für Mozart den Unmut des Publikums zu spüren bekam. Er war für Welser-Möst eingesprungen, und es ist ja gute Tradition, mit Einspringern milder zu sein. Aber es ist unverständlich, warum sich Intendant Alexander Pereira nicht für eine andere Lösung, für einen jüngeren, dynamischeren, zu Mozart etwas zu sagen habenden Dirigenten entschied.

Man kann nicht behaupten, dass die Wiener Philharmoniker an diesem Abend schlecht spielen. Manche Solisten sind exzellent, der Klang ist etwa beim „Soave sia il vento“ prachtvoll. Aber mit Eschenbach als Dirigenten wirken die Philharmoniker schwerfällig, nicht wendig genug, es gibt keine musikalische Dramaturgie. Und die absurd anmutenden Tempowechsel scheinen auch die Sänger vor gröbere Probleme zu stellen. Vieles ist nicht einmal synchron. Bei einigen Rezitativen und auch bei der zweiten Fiordiligi-Arie schleppt er furchtbar.

Wo sind die klanglichen Qualitäten eines Riccardo Muti? Wo die analytischen Kompetenzen eines Nikolaus Harnoncourt? Mit Eschenbach ist man im Nirgendwo der Mozart-Interpretation angekommen. Und man fragt sich auch, ob genügend geprobt werden konnte, wenn Eschenbach vor dieser Premiere allein im August neun Konzerte, von Sydney und Melbourne bis Kassel und Wiesbaden, dirigierte. In dieser Liga spielt sich nun auch das Dramma giocoso von Mozart in Salzburg ab.

Die Sänger

Ein neuer Da-Ponte-Zyklus würde neben einem zwingenden musikalischen Zugang auch sängerische Topqualitäten voraussetzen. Die sind leider ebenfalls nicht gegeben. Wenn das das neue Mozart-Ensemble sein soll, muss man sich vor den weiteren Premieren fürchten. Nur zwei der Protagonisten singen auf Topniveau und würden jeder Mozart-Aufführung zur Ehre gereichen: Luca Pisaroni als idealer Guglielmo mit prachtvollen Stimmfarben und ausreichend Kraft. Und Gerald Finley als Don Alfonso: endlich einmal ein Gestalter dieser Partie, der stimmlich noch ein Don Giovanni und nicht ausgesungen ist.

Martin Mitterrutzner ist ein Ferrando mit dünnem Tenor und keinem besonders schönen Timbre. Er fällt neben den anderen Herren allzu stark ab.

Bei den Damen ist Martina Janková als quirlige Despina die beste – auch wenn man ihr das 15-jährige Mädchen nicht wirklich abnimmt. Der Sopran von Malin Hartelius ist schrill in der Höhe, Marie-Claude Chappuis hat als Dorabella gröbere Intonationsprobleme und ist sehr oft zu tief. Von hoher Phrasierungskunst und schöner Artikulation sind die beiden weit entfernt.

Und die Regie von Sven-Eric Bechtolf, der den Zyklus ja schon bei Pereira in Zürich inszeniert hatte? Sie setzt auf Humor, manchmal sogar auf Klamauk, wenn etwa die Herren zu den Mozart-Rhythmen tanzen wie in der Disco. Ihre Masche, die Damen zu verführen, ist nicht die eleganteste, sondern gezielt vulgär. Bechtolf hat mit den Sängern schauspielerisch wieder so gut gearbeitet, dass diese ihre Figuren glaubhaft zu entwickeln imstande sind.

Interpretatorisch zeigt er Altbekanntes im ästhetischen Einheitsbühnenbild von Rolf Glittenberg, einer Orangerie, aber mit einer feinen Idee: Die Damen des (guten) Staatsopernchores sind bei ihm sehr emanzipiert und singen in zeitgemäßen Kleidern, während die Herren in der Zeit um 1790 stecken geblieben sind.

Wie gut eine „Così fan tutte“-Produktion sein kann, nämlich jene von Michael Haneke als Regisseur und Sylvain Cambreling als Dirigent, wird man möglicherweise 2014 bei den ersten Wiener Festwochen unter der Leitung von Markus Hinterhäuser erleben können. Am Teatro Real in Madrid, wo Hanekes Arbeit erstmals zu sehen war, hatten alle Beteiligten acht Wochen lang jeden Tag gemeinsam geprobt.

Das Werk
„Così fan tutte“ von Wolfgang Amadeus Mozart und Lorenzo da Ponte, uraufgeführt 1790 im Wiener Burgtheater.

Die Produktion
Christoph Eschenbach, eingesprungen für Franz Welser-Möst, enttäuscht als Dirigent der Wiener Philharmoniker. Bei den Sängern gibt es keine Spur von adäquatem Mozart-Ensemble, sondern nur zwei Topstimmen: Luca Pisaroni und Gerald Finley. Die Inszenierung von Sven-Eric Bechtolf ist primär komödiantisch.

KURIER-Wertung: *** von *****

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