"Conan": Eine luxuriöse Schnitte Fleisch

"Conan": Eine luxuriöse Schnitte Fleisch
Filmstarts: Blut und Heavy-Metal in "Conan 3D" + Ein Hurenfilm ohne expliziten Sex ist "Whore's Glory" + Absehbares Verlieben in "Freunde mit gewissen Vorzügen"

Conan 3D" ist wie schon der 80er-Jahr- Kultfilm mit Arnold Schwarzenegger ein B-Movie. Kommt aber damit gut zurecht.

Die Bizepse, die es auszufüllen galt, waren schrecklich groß: War es doch Arnold Schwarzenegger, der 1982 mit der Comic-Verfilmung "Conan, der Barbar" (das Drehbuch dazu schrieb u. a. Oliver Stone) Filmkultgeschichte schrieb. Bis heute ist dieser Conan unvergesslicher, grandios schludriger Filmtrash, der mit einem Nietzsche-Zitat beginnt und mit dem auf ein Schwert gestützten, tief philosophisch dreinblickenden Arnold Schwarzenegger endet. Dazwischen gilt das Motto: "Zu kämpfen mit dem Feind, ihn zu verfolgen und zu vernichten und sich zu erfreuen am Geschrei der Weiber!"

Arnie spielte mit großen Augen berückend den Barbaren, der nicht weinen kann, aber immerhin etwa zehn Sätze sprechen durfte. (Der Rest war alles übertönende, epochale Filmmusik von Basil Polodouris). Nun, in der Neuverfilmung des 3-D-Zeitalters, wird viel mehr gesprochen, gehämmert & geschlachtet als im Original. Man weiß, man ist ein B-Movie, also kein wirklich guter Film, kommt aber damit wirklich gut zurecht.

Conan wird hier nicht geboren, sondern am Schlachtfeld aus dem Bauch seiner Mutter geschnitten. Dazu der Text (im englischen Original ungenannt gesprochen von Morgan Freeman): "His first taste was of his mother's blood."

Ja, Blut gibt es in diesem Heavy-Metal-Spektakel mehr als genug und auch mehr als im Original. Das beginnt schon damit, dass Kind Conan einen rituellen Wettkampf (mit einem Wachtelei im Mund) absolviert und ihn damit beendet, dass er mit fünf an Seilen baumelnden, abgeschlagenen Feindesköpfen zurückkehrt, um den Dorfbewohnern (und seinem Vater) das unbeschadete Ei triumphierend vor die Füße zu spucken. Wobei es übertrieben wäre zu behaupten, dass es von solchen Szenen in "Conan 3 D" nur so wimmeln würde. Nein, das tut es nicht.

Vieles andere ist weit verhaltensunorigineller und steigt brav in die ausgelatschten Sandalen des Genres. Als Conans Vater ermordet wird, hinterlässt er ihm ein Schwert, um seiner würdig zu werden; ein Schicksal, um es zu erfüllen, und ein Franchise, das wiederbelebt werden muss. Aus dem Bub wird - man muss es zugeben - eine recht luxuriöse Schnitte Fleisch in Mannesgröße, gespielt, leider oft nur posiert von Jason Momoa (HBO-Fans aus der Serie "Game of Thrones" bekannt).
Im alten Conan wird am Ende aus dem Sklaven sein eigener einsamer Herr. Conan 2011 hingegen ist ein Geck, der sich dreist in Abenteuer stürzt, Piratenspiele und die schöne Prinzessin liebt. Bleiben noch jene Dialoge zu erwähnen, die nur richtige Männer in richtigen B-Movies wie diesem hier so richtig intonieren können.
"I live. I love. I slay and I am content." Ahhhhh. - Veronika Franz

INFO: COMICVERFILMUNG , USA 2011. Von Marcus Nispel. 112 Min. Mit Jason Momoa, Ron Perlman, Rachel Nichols, Stephen Lang.

KURIER-Wertung: *** von *****

"Whore's Glory" - Ein Hurenfilm ohne expliziten Sex

Sie sitzen da wie Puppen in einem Schaufenster: Aufgereiht hinter einer Glasscheibe, begafft von Männern, die Spaß wollen. Spaß ist bei Männern fast immer Synonym für Sex. Schnellen Sex. Unkomplizierten Sex. Sex ohne Herumgezicke.

Im "fish tank", der mit jungen Frauen gefüllten "Auslage" eines erotischen Etablissements in Bangkok, beginnt die Tour de Sexe ohne Amour von Michael Glawogger, eine nüchterne Betrachtung der Hurenszene in den unterschiedlichsten Ecken der Welt. Helden des Films sind nicht die Männer, die dafür sorgen, dass das Geschäft läuft. Es sind die Frauen, die zwischen Stolz, Verzweiflung und Scham schwanken. Die unbekümmert von der Schwerkraft erzählen, die sich mit den Jahren ihrer Brüste bemächtigt hat
Die ihre Tattoos in die Kamera halten.

Die sich ärgern, wenn die Nachbarin viel öfter "drankommt" als sie selbst.
Die sich freuen, wenn ein Freier nicht grauslich ist und wiederkommt.
Die zwischen zwei Akten die Mutter Gottes anbeten.

Glawogger zeigt Sex nicht explizit, dringt dennoch in Tabuzonen vor. Etwa in die "Stadt der Freude" in Bangladesch. Ein Megabordell mitten in der Millionenmetropole Faridpur, finster und voll winziger Verschläge - kleiner als Arrestzellen in Europa. Die Frauen, die hier arbeiten, sind Geächtete. Sie leben im Bordell, ziehen dort ihre Kinder auf.
Am deprimierendsten sind die Bilder aus der "Zona" im mexikanischen Reynosa, wo die Huren in ein heruntergekommenes, gesperrtes Areal einer Industriezone verbannt sind. Wenn die von bizarren Praktiken besessenen Kunden die Frauen in ihren wuchtigen Autos umkreisen, ist das einfach nur trist.

Eine faszinierende Reise in die menschlichen Abgründe - aufschlussreicher als jede Reisereportage. - S. Lintl

INFO: DOKUMENTARFILM , A/D 2011. 120 Min. Von Michael Glawogger.

KURIER-Wertung: **** von *****

"Wir sind, was wir sind" - Kannibalen kämpfen ums Überleben

Schon länger fristet der Kannibale im Kino ein äußerst bedauernswertes Mauerblümchendasein. Jetzt, mit diesem umwerfenden, mexikanischen Autorenfilm, meldet er sich zurück. Ein Mann bricht in einer Shoppingmall zusammen; schwarzer Schleim rinnt aus einem Mund; er stirbt und lässt eine Familie zurück, die von nun an ums Überleben kämpfen muss.

Es sind Kannibalen, die ihre Opfer unter anderen Unterprivilegierten Mexikos suchen und finden. Die Armen essen einander gegenseitig auf, ist eine der Botschaften hier. Und ja, man kann nicht behaupten, dass das besonders subtil erzählt wäre: Der Film ist deutliche Allegorie auf soziales Elend - und ein eindrucksvolles, formal strenges, düsteres Porträt neoliberaler Wirklichkeit, in der wir alle Kannibalen sind. - Veronika Franz

INFO: HORROR , MEX 2011. 90 Min. Von Jorge Michel Grau.

KURIER-Wertung: **** von *****

"Adrienn Pál" - Roadmovie in die eigene Vergangenheit

Sie überlebt nur mit einer (oder mehreren) Cremeschnitten, wenn sie umgeben von Sterbenden deren Herzschläge auf Monitoren beobachtet. Die dicke Piroska arbeitet schweigend bis stoisch als Krankenschwester auf einer Sterbestation. Eines Tages reißt sie der Name einer neuen Patientin aus ihrem Phlegma: Pál Adrienn.

So hieß in Kindertagen ihre beste Freundin. Piroska begibt sich auf die Suche nach Pál, erfährt viel über sie und noch viel mehr über sich selbst. Agnes Kocsis erzählt in ihrem preisgekrönten (von Österreich koproduzierten) Film von einer Einzelgängerin, der man nicht recht nahekommen kann. Ein preisgekröntes Roadmovie durch die Stadt und in die Vergangenheit: In kühlen, stilisierten Bildern. - V. Franz

INFO: DRAMA, U/Ö 2010. 136 Min. Von Agnes Kocsis. Mit Éva Gábor.

KURIER-Wertung: **** von *****

KINO IN KÜRZE

"Freunde mit gewissen Vorzügen"
"Ich komme aus Los Angeles. Ich brauche Platz" - Was sind Sie? Eine Gazelle?" Justin Timberlake spielt diese in einer Liebeskomödie um zwei Freunde, die Sex ohne Gefühle betreiben - und sich dann absehbar verlieben. - V.F.
KURIER-Wertung: *** von *****

"Löwenzahn" Wie schwer es ist, einen TV-Serienerfolg angemessen ins Kino zu bringen, zeigt sich bei diesem Kinderabenteuer um Fritz Fuchs, sein Gastkind Laila und drei süße Welpen. Im ZDF war's ein Selbstläufer, im Kino ist es nur plumper Slapstick. Schade. - SL

KURIER-Wertung: ** von *****

"Belgrad Radio Taxi"
Episodenfilm, in dem ein Selbstmordversuch Anstoß für drei Liebesgeschichten ist. Die Darsteller wollen hinaus aus ihrer Tristesse, hinein in eine bessere Zukunft. Durchschnittlicher Film über durchschnittliche Menschen. - PV

KURIER-Wertung: *** von *****

"Herzensbrecher"
Nick ist umwerfend. Als Marie und Francis den schönen jungen Mann bei einem Fest treffen, sind sie hingerissen, wollen ihn beide verführen. In betörende Bilder verpackte Dreiecksgeschichte von Kanadas Regie-Wunderkind Xavier Dolan. - SL

KURIER-Wertung: **** von *****

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