Claude Miller: Einer aus der ersten Reihe

Claude Miller: Einer aus der ersten Reihe
Nachruf – Der Filmregisseur und Drehbuchautor Claude Miller starb im Alter von 70 Jahren in Paris.

Der eigenbrötlerische Privatdetektiv ist hinter einer Mörderin her, die nach jeder Tat "La Paloma" summt. Er ist ihr auf der Spur, doch will er sie beschützen, weil er sich einredet, sie sei seine verlorene Tochter: "Das Auge" ("Mortelle randonnée", 1983) hieß Claude Millers seltsam trauriger Film Noir mit Michel Serrault und Isabelle Adjani in den Hauptrollen. Der Thriller gehörte zu Millers größten Erfolgen.

Mittwochabend ist der französische Filmregisseur und Drehbuchautor nach längerer Krankheit 70-jährig in Paris gestorben. Miller war seit 2007 Präsident der französischen Filmakademie "La femis". Die Filmfestspiele von Cannes twitterten: "Tag der Trauer, Claude Miller ist tot".

Miller, 1942 in Paris geboren, begann als Regieassistent von Marcel Carné und Jean-Luc Godard sowie als Produktionsleiter von Francois Truffaut, in dessen Film "Wolfsjunge" (1970) er auch mitspielte. 1976 sorgte sein Spielfilmdebüt "Unser Weg ist der beste" mit Patrick Dewaere für Aufsehen.

Es folgten Filme, die Miller international nachhaltig berühmt machten und vielfach ausgezeichnet wurden: Unter anderen das Kriminalkammerspiel "Das Verhör" ("Garde a vue") mit Romy Schneider und Lino Ventura (1981). 1985 gab Miller Charlotte Gainsbourg ihre erste große Filmrolle in "Das freche Mädchen", für den die damals 15-Jährige mit einem César als beste Nachwuchsschauspielerin ausgezeichnet wurde. Die zweite Zusammenarbeit mit Miller in "Die kleine Diebin" brachte ihr drei Jahre später die erste César-Nominierung für die weibliche Hauptrolle ein.

Für "Die Klassenfahrt" erhielt Miller 1998 den Großen Preis der Jury des Filmfestivals von Cannes, an dessen Jury er 2002 teilnahm.

Ein Geheimnis

In Österreich war zuletzt der von der Kritik bejubelte Film "Ein Geheimnis" mit Cecile de France, Patrick Bruel und Mathieu Amalric zu sehen. Der Film nach dem Roman des Psychoanalytikers Philippe Grimbert thematisiert ein französisch-jüdisches Drama nach dem Zweiten Weltkrieg. Eine Dreiecksgeschichte, in der Miller virtuos Privates mit Politischem mischte. Eine ungewöhnliche Holocaust-Geschichte über Menschen, die die sich weigern, Opfer zu sein.

Millers letzter Film, die Verfilmung von François Mauriacs Klassiker "Therese Desqueyroux" mit Audrey Tautou, wird jetzt ohne ihn fertiggestellt und soll im Herbst in die Kinos kommen.

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