Clara Luzia will Meer

Clara Luzia will Meer
Die heimische Singer/Songwriterin geht auf "We Are Fish" ihren Weg konsequent weiter + Neues von Jamie Lidell, Bonnie "Prince" Billy und Robben Ford.

Es beginnt mit einem Klavier. Eine Minute lang wird man mit Schubert‘schen Melodien verwöhnt. Nach diesem entspannten wie melancholischen Start erhebt Clara Luzia ihre zerbrechliche und dennoch kraftvolle Stimme und singt sich begleitet von einem trauernden Cello durch die Eröffnungsnummer "With Headlights On“ – eine „Geschichte über das Treffen der Wolfsmenschen im Wald, die gemeinsam ihren Verwandlungstanz begehen." So steht es zumindest im Pressetext zu "We Are Fish", der neuen und fünften Solo-Platte der Wahl-Wienerin, die ihre ersten musikalischen Gehversuche vor mehr als zwölf Jahren mit der Band Alalie Lilt machte. Aufgenommen hat sie ihr fünftes Album erneut mit Philipp Staufer, der bereits beim Vorgänger „Falling Into Place“ an den Reglern saß.

Die Grundstimmung in den ersten sieben Minuten liegt irgendwo zwischen Depression und Hoffnungslosigkeit. Nichts Neues also aus dem Hause Luzia, möchte man meinen. Aber weit gefehlt. Denn ab dem zweiten Song streift die Singer/Songwriterin den schweren Kammerfolkpop-Mantel ab und dreht den Gitarrenverstärker auf – sachte, aber immerhin.

Zu einem luftig-locker dahin groovenden Schlagzeug mischen sich Geigensounds, die nach waidwundem Walgesang klingen. Im Refrain lassen mächtige Gitarrensounds ihren Unmut über die Umweltverschmutzung der Weltmeere freien Lauf. Die Hauptbotschaft des Album ist: Wir sind Teil der Natur. Und wenn wir diese zerstören, dann zerstören wir auch uns selber. So weit, so ökologisch nachhaltig.

Auf "We Are Fish" macht sich Clara Luzia aber nicht nur Gedanken über sich und die Umwelt, sondern auch über menschliches Scheitern ("The Fall") und die freiwillige zur Schaustellung des privaten Lebens ("No One's Watching"). Damit setzt sie ihren Weg als kritischer Zeitgeist fort - und das ist auch gut so.

Konzert-Termine von Clara Luzia finden Sie hier.

Der Projekt-Name ist hier Programm: "Groove". „When sparks start to fly“ von und mit dem Tenor-Saxofonisten Harry Sokal, rhythmisch unterstützt von Raphael Wressing (Hammond B3-Orgel) und Lukas Knöfler (Schlagzeug). Übrigens: Am 9. März (20.30 Uhr) gastiert das seit Jahren bestens eingespielte Powertrio, inspiriert vom klassisch elektrischen Sound des Jazz, mit dem neuen Album im Gepäck live im Porgy & Bess. (ros)

KURIER-Wertung: **** von *****

Die Everly Brothers sind die Brüder, die Bonnie „Prince“ Billy und Dawn McCarthy mit „What The Brothers Sang“ meinen. Denn sie singen jetzt, was Don und Phil Everly in den 50er-Jahren sangen. Weil sie Fans des Duos sind, bleiben sie dabei den Originalen recht treu, bringen kaum neue Sounds ein und konzentrieren sich stattdessen auf Gesang und Melodie. Das ist nicht fortschrittlich – aber so schön einfühlsam. (ros)

KURIER-Wertung: **** von *****

Kaum zu glauben: Robben Ford gibt’s auch mit Understatement und doch funky. Schließlich heißt der Opener „Everything I Do Gonna Be Funky“. Statt mit entfesselter Virtuosengitarre schunkelt’s auf „Bringing It Back Home“ laid-back und bluesig im New-Orleans-Stil mit Orgel- und Posaunenbegleitung dahin. Gespielt werden fast ausschließlich Coversongs aus dem Blues-, Jazz- und Soul-Repertoire der 60er Jahre. (ros)

KURIER-Wertung: **** von *****

Nach Umwegen über Berlin und New York hat sich der gebürtige Engländer Jamie Lidell für die Produktion der selbstbetitelten CD in Nashville niedergelassen. Der erste musikalische Gruß aus der Country-Hochburg ist purer 80er-Funk, klingt wie Prince – aufgenommen mit der Computer-Technik von heute. Es tickt, knackt und rasselt in den komplexen Arrangements, während der funkige Bass das Tanzbein kitzelt. (schoki)

KURIER-Wertung: **** von *****

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