Christmas à la Vegas

Christmas à la Vegas
Kritik: Die Show "Christmas With the Rat Pack – Live from Las Vegas" bis 31. Dezember im MuseumsQuartier

It’s Showtime: „Christmas With the Rat Pack – Live from Las Vegas“ im Wiener MuseumsQuartier (bis 31. Dezember).

Die berühmteste Boyband ihrer Zeit um Frank Sinatra war so cool wie Eiswürfel und wurde in den 60er-Jahren in Las Vegas stürmisch gefeiert. Zur Gruppe um „Ol' Blue Eyes“ gehörten neben dem Komiker Joey Bishop auch der konsequente Kampf­trinker und erfolgreiche Weiberheld Dean Martin, Sammy Davis Jr. und Kennedy-Schwager Peter Lawford.

Witz und Swing

Die amerikanischen Showgrößen traten auf mit nonchalantem Charme und geballtem Wortwitz. Mit Bigband und mit den swingenden Hits der späten Fifties und frühen Sixties: „New York, New York“, „Every­body Loves Some­body Sometime“, „King of the Road“, „Mack the Knife“ ... Die Songs des Rat Pack sind Musikgeschichte, und die Shows der drei im Sands Hotel von Las Vegas Legende.

Jetzt sind Frank, Dino und Sammy als Doubles in der Retro-Revue „Christmas With the Rat Pack“ wieder da – „nicht gesponsert von irgendeiner Art von organisiertem Verbrechen“, wie ein Ansager verkündet.
Der Swing ist ihr Akku und die Illusion beinahe perfekt: Tam Ward startet intonationssicher mit der Lady, die ein Tramp ist und „Come Fly With Me“ und klingt dabei wie der frühe „Frankie-Boy“.

Neben Evergreens wie „My Way“ und „That’s Life“ verleihen vor allem spritzige Dialoge dem posthumen Gipfeltreffen Authentizität. Die Bigband dreht richtig auf bei Cole Porters „I’ve Got You Under My Skin“. Später wird Sinatra sagen: „Ich habe die Band für die Feier­tage zu mir nach Hause eingeladen.“ Und Dino
lakonisch antworten: „Ja? Ich hasse meine Nachbarn auch.“

Das Rattenpack hat das lässige, mit Schlagfertigkeit gewürzte Herumalbern zur Kunst des Entertainments verfeinert. In den Bewegungen nah am 1990 verstorbenen Original ist Giles Terera als Sammy Davis, der exaltierte Spaßvogel, wenn er akrobatisch-gelenkig übers Parkett wirbelt, steppt und „Mr. Bojangles“ einpfeift.

Ladies’ Time

Christmas à la Vegas
Das glamouröse Vokal-Trio The Burelli Sisters erinnert an einen Scherz des echten Dean Martin: „Die Mädels haben die ganze Nacht an meine Schlafzimmertüre gehämmert. Aber ich hab’ sie nicht rausgelassen.“
Phil Baley legt den Cover des passionierten Scotch-Trinkers mit Promille-bedingten Ein- und Ausfällen zunächst wie eine gut geölte Dieter-Chmelar-Persiflage an. Bis er sich zum Herzensbrecher stilisiert und mit „That’s Amore“ schnulzt, dass es nur so schneuzt ins Taschentuch des Kitsches.
Aber so gehört sich das zu Weihnachten.

Leicht angesäuselt hält sich Dino am halb leeren Whiskeyglas fest, singt locker und immer ein wenig gelangweilt samtige Schnulzen, kultiviert die selbstironische Sonnyboy-Masche des unverwüstlichen Lebemanns und verrät treuherzig:

„Ich trinke, um zu vergessen.“ Auf die Nachfrage, was er denn vergessen möchte, antwortet er trocken: „Das weiß ich nicht. Das hab’ ich vor langer Zeit vergessen.“

KURIER-Wertung: ***** von *****

Info: Bis 31. Dezember im MuseumsQuartier, Halle E;

Karten: 01/96 096 www.oeticket.com

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