"Nur mit den Größten kann auch größte Kunst entstehen"

Dirigent Christian Thielemann leitet heute, Sonntag, auch eine Matinee im Haus am Ring (12 Uhr)
Der Stardirigent ist an der Staatsoper mit Richard Strauss zu erleben und hat sehr viele Pläne.

Wenn er dirigiert, ist höchste Emotion garantiert, schweben Musikfreunde im siebenten Himmel. Das dürfte wohl auch ab Sonntag wieder so sein, wenn sich Christian Thielemann an der Wiener Staatsoper der "Ariadne auf Naxos" von Richard Strauss widmet. Fünf Mal wird der deutsche Künstler im Haus am Ring am Pult stehen, bei einem Werk, "das ich sehr gut kenne, das gerade deshalb extrem gefährlich ist."

Doch was ist an "Ariadne" für den Strauss-Spezialisten Thielemann gefährlich? "Wir hatten glücklicherweise zwei Orchesterproben, um an der Dynamik und an den Rezitativen zu feilen", so der Chefdirigent der Sächsischen Staatskapelle Dresden im Pressegespräch.

"Wenn man als Dirigent ein Werk gut kennt, glaubt man oft an ein Gewohnheitsrecht, das es so natürlich nicht gibt. Gerade in Wien nicht. Denn das Wiener Publikum ist in positiver Hinsicht sehr verwöhnt und äußerst kenntnisreich. Es macht Spaß, vor so einem Publikum zu dirigieren.

"Hänsel und Gretel"

In Wien wird Thielemann in der kommenden Spielzeit Engelbert Humperdincks "Hänsel und Gretel" interpretieren; mit Direktor Dominique Meyer "gibt es konkrete Gespräche" über weitere Projekte. Grundsätzlich aber gilt: "Ich habe in Dresden eine wunderschöne Position, dirigiere dort pro Jahr 15 Konzerte, 15 Opernaufführungen und 15 Tournee-Konzerte." Bis 2019 geht Thielemanns Dresdner Vertrag; für die Semperoper "muss ganz bald ein Intendant gefunden werden".

Thielemann: "Ich habe da ein Mitspracherecht und ich werde da auch mitsprechen. Was mich selbst betrifft, so müssen wir 2015 über die Zukunft reden."Ähnliches gilt auch für die Salzburger Osterfestspiele, deren künstlerischer Leiter Thielemann seit 2013 ist. "Die Osterfestspiele sind für das Orchester eine bittere Pille, weil es zusätzliche Arbeit in der Freizeit bedeutet. Ich persönlich finde es herrlich."

Bis 2017 sind Thielemann und die Dresdner an Salzburg gebunden, dann "wird man sehen". Was fix ist: "2015 bringen wir in Salzburg ,Cavalleria‘ und ,Bajazzo‘, 2016 folgt Verdis ,Otello‘." Und: "2017 steht eine schöne, große Oper mit vielen Menschen, aber ohne Chor auf dem Programm. Mit einem engen Bezug zu Salzburg." Und wann wird es nach dem Rücktritt von Peter Alward einen neuen Intendanten bei den Osterfestspielen geben? "Noch vor Weihnachten."

Anna und Piotr

Dresden, Wien, Salzburg und natürlich Bayreuth ("Das ist mein Herz") sind und bleiben Thielemanns Hauptwirkungsstätten. Am Grünen Hügel wird Thielemann etwa Wagners "Lohengrin" in spektakulärer Besetzung dirigieren. Mit Anna Netrebko als Elsa und Piotr Beczala in der Titelpartie. Thielemann: "Beide sind für diese Partien ideal. Man muss für Bayreuth auch Stimmen kreieren, so wie das einst bei dem legendären Tenor Ramón Vinay der Fall war. Ich bin überzeugt,dass Anna und Piotr die Idealstimmen für ,Lohengrin‘ sind. Wagner hat ja bekanntlich nichts mit Brüllen zu tun."Thielemann weiter: "Ich träume davon, vielleicht mit diesen beiden Sängern große Operette zu machen. Die Operette hat nur deswegen so einen schlechten Ruf, weil man oft denkt, die vierte oder fünfte Riege tut es ja auch. Das ist falsch. Ich denke da an eine ,Lustige Witwe‘ in Baden-Baden, wo noch die kleinste Nebenrolle top besetzt ist. Denn nur mit den Größten kann auch größte Kunst entstehen."

Info: Alle Termine von "Ariadne auf Naxos" finden Sie hier auf events.at.

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