Christian Kolonovits: "Ich bin gern ein bunter Hund"

Christian Kolonovits
Christian Kolonovits hat mit "Vivaldi – Die fünfte Jahreszeit" eine "BaRock"-Oper geschrieben.

Er war Priester und Popstar, Komponist und Intendant, Virtuose und Weltenbummler, fristet heute als Künstler aber weitgehend ein Schattendasein. Die Rede ist von Antonio Vivaldi, der 1741 In Wien verstarb, dessen Musik nicht mehr allzu umfassend auf den internationalen Spielplänen zu finden ist.

Jetzt aber kehrt "Il Prete Rosso", "Der rote Priester" wie Vivaldi aufgrund seiner Haarfarbe genannt wurde, ins Rampenlicht zurück. Und zwar als Bühnenfigur in der "BaRock"-Oper "Vivaldi – Die fünfte Jahreszeit", die kommenden Samstag in der Volksoper uraufgeführt wird.

Klassik trifft Rock

Verantwortlich für Vivaldis Comeback sind Angelika Messner (Text) und Christian Kolonovits (Musik), die dem Haus am Gürtel bereits mit "Antonia und der Reißteufel" einen Publikumshit beschert haben. "Wir hoffen, das gelingt uns mit ,Vivaldi‘ wieder", lacht Kolonovits im KURIER-Gespräch. Nachsatz: "Die Kombination aus klassischem Orchester und Rockband finde ich jedenfalls sehr spannend", so Kolonovits, der auch die musikalische Leitung übernimmt.

Welche Art von Musik darf man sich also erwarten? "Sehr viel Vivaldi. Wir spielen ja mit Vivaldi-Zitaten, haben aber über die Barockmusik eine Popmusik drüber gelegt. Das geht sich erstaunlich gut aus, weil beide Musikformen sehr klar sind", meint der als Komponist, Dirigent, Produzent und Arrangeur gleichermaßen erfolgreiche Künstler.

Kastldenken

Doch ist "Vivaldi – Die fünfte Jahreszeit" eher E- oder U-Musik? "Hoffentlich gute Musik! Ganz ehrlich: ich finde diese Trennung in E- und U-Musik ziemlich lächerlich. Die gibt es wirklich nur bei uns. In den USA wäre so ein Kastldenken unvorstellbar. David Bowie etwa wollte ein Musical schreiben und hat mit ,Lazarus’‘ eine ganz eigene Gattung Musiktheater kreiert. Diese Barrieren gehören also abgebaut. Ich selbst bin gern ein bunter Hund und habe künstlerisch keine Berührungsängste."

Auch nicht, was Andreas Gabalier betrifft, bei dessen Auftritt im Goldenen Saal des Musikvereins Kolonovits dirigierte. Dass in den Sozialen Medien deshalb die Wogen hochgingen, hat Kolonovits "von meiner Tochter erfahren". "Ich verstehe das übrigens nicht. Als Produzent würde ich mit Popmusik aus akustischen Gründen nicht unbedingt in den Musikverein gehen. Aber bitte warum sollte dieser Saal grundsätzlich nur einer einzigen Art von Musik vorbehalten sein?"

Nachsatz: "Denn Musik ist Musik und sollte im Idealfall die Menschen berühren und erreichen. Das ist auch der Grund, warum ich so komponiere, wie ich komponiere. Ich mache ,hörbare‘ Musik und dazu stehe ich. Andere zeitgenössische Komponisten machen eine andere Art von Musik. Und das ist gut so. Jeder soll sich die Musik nehmen, an die er glaubt. Denn es ist ja alles schon da im Kosmos. Es ist aber noch lange nicht alles komponiert."

Hölzl werfen

Aber wie darf man sich einen Kompositionsprozess bei Kolonovits vorstellen? "Im Fall von ,Vivaldi‘ haben Angelika und ich uns gegenseitig die Hölzln zugeworfen. Das war wieder eine sehr harmonische Arbeit. Denn ,Vivaldi’ ist zwischendurch liegengeblieben, weil ich für José Carreras ,El Juez‘ geschrieben habe. Zwar war der ,Frühling‘ – wir halten uns in unserer Geschichte an Vivaldis ,Jahreszeiten‘ – bald fertig. Die übrigen ,Jahreszeiten‘ sind aber erst später dazugekommen. Dann ging es aber schnell."

Doch was ist nun die "fünfte Jahreszeit"? "Die Frage, was von Vivaldi übrig geblieben ist. Die Antwort darauf gibt’s dann im Theater!"

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